Jetzt kommen die Ärzte auf Zeit

Weniger Druck, mehr Freude an der Arbeit: Interimsärzte können Einsätze und Pensen weitgehend selbst bestimmen. Sie helfen zudem, die Personalnot in den Spitälern zu lindern. Die junge Firma Medseek zeigt, dass es funktioniert.

, 9. Februar 2016 um 08:10
image
  • ärzte
  • praxis
  • innere medizin
In der Wirtschaft gibt es das schon lange: So genannte Interimsmanager oder Manager auf Zeit, die ihre Einsätze nicht in einer fixen Anstellung, sondern als Vertretung leisten, wenn in einem Unternehmen Personalnot herrscht. Beratungsunternehmen mit hunderten solcher Führungskräfte sind entstanden, die bei Bedarf irgendwo in die Lücke springen.
Vor zwei Jahren übertrug der Arzt Cornelius Warncke den Ansatz auf das Gesundheitswesen und machte sich mit der Firma Medseek selbstständig. Seine Idee war es, Dienstplaner und Ärzte in den Spitälern zu entlasten. Durch gezielte, zeitlich begrenzte Vertretungseinsätze in Spitälern sollen Lücken ausgefüllt werden. 

Spitäler und Ärzte entlasten

Druck aus dem System zu nehmen, ist nur die eine Seite. Die andere: Das Berufsbild des Arztes attraktiver zu machen. Studien zeigen, viele Ärzte an einem bestimmten Punkt ihrer Laufbahn ihren Beruf an den Nagel hängen. 
Rund jede fünfte Ärztin und jeder achte Arzt praktiziert laut Bundesamt für Gesundheit (BAG) zehn Jahre nach dem Abschluss bereits nicht mehr (siehe hier). Nicht zuletzt deshalb, weil Angebote für Teilzeitarbeit für Ärztinnen und Ärzte immer noch die Ausnahme sind. Bei Medseek kann jeder Arzt Arbeitspensum und Einsätze selber wählen.

Steigende Nachfrage

«Ich habe Medseek gegründet, weil ich klinisch arbeiten will. Statt mich in Spitaladministration und Klinikhierarchie zu verlieren, arbeite ich nun fast ausschliesslich am Patientenbett oder beteilige mich am Teaching von Assistenzärzten», sagt Firmengründer Warncke.
Das positive Feedback der Kunden - dazu gehören etwa das Lindenhofspital, die Spitäler Schaffhausen oder die Privatklinik Linde - sowie die steigende Nachfrage bestätigen ihm, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Zehnköpfiges Team 

Hat sich Warncke in den ersten Monaten vor allem selbst vermittelt, arbeiten heute bereits mehr als zehn Ärzte und Ärztinnen aus den Fachrichtungen Innere Medizin, Intensivmedizin und Anästhesie im Einsatzteam. Wie ein Blick auf die Homepage zeigt, werden weitere Fachärzte gesucht. 
Die Dauer der Vertretungseinsätze liegt zwischen wenigen Tagen bis zu mehreren Monaten. Durch regelmässige Einsätze werde Medseek laut einer Mitteilung von vielen Kliniken als das «externes, internes» Team wahrgenommen. 

Mehr Lebensqualität

Marc Bigler ist ein Medseek-Arzt der ersten Stunde. Er sieht es als Vorteil, durch den Einsatz in zahlreichen verschiedenen Kliniken und Teams sein Wissen ständig erweitern zu können. Die neuen Ansätze und Lösungen kann er bei einem nächsten Einsatz in einer anderen Klinik wieder einbringen. Die Möglichkeit, Einsätze und Arbeitspensum selbst bestimmen zu können, erhöhe die Lebensqualität im beruflichen und im privaten Alltag.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

KSA: Barbara Jakopp verstärkt Leitungsteam der AIM

In der Covid-Pandemie verantwortete Barbara Jakopp das Impfzentrum des Kantonsspitals Aarau. Nun ist neue Leitende Ärztin der Klinik für Allgemeine Innere und Hausarztmedizin (AIM).

image

Lehre mit Herz und KI: Der SGAIM Teaching Award 2025 geht nach St. Gallen

Simone Krähenmann zeigt, wie moderne Medizinlehre digitale Tools nutzen kann – doch zentral bleiben nahbare Ausbildner mit Begeisterung. Dafür wird sie mit dem SGAIM Teaching Award 2025 geehrt.

image

Innere Medizin: Teilzeit gewünscht, Ausstieg kaum Thema

Nicht nur Vollzeit-Karrieren, bessere Wertschätzung: Der Nachwuchs in der Inneren Medizin möchte Veränderungen. Er zeigt aber auch eine bemerkenswerte Bindung an den Beruf.

image

Doppelspitze für das Departement Medizin am Spital Wetzikon

Mit Stephan Winnik und Jeroen Goede übernimmt am GZO Spital erstmals eine Doppelspitze das Departement Medizin. Beide bringen langjährige Erfahrung aus Kardiologie, Onkologie und Hämatologie mit.

image

Fünf goldene Regeln, wie Ärzte den Patienten Zahlen verständlich machen

Laborwerte, Risiken, Therapieeffekte – viele Aufklärungsgespräche scheitern an medizinischen Zahlen. Doch wie erläutert man, was eine Behandlung bringt? Ein Vorschlag.

image

«Manche haben unrealistische Erwartungen an die Schweiz»

Die Schweiz erscheint für viele ausländische Ärzte als Traumland. Was es braucht, damit der Jobwechsel gelingt, erklären die Ärztevermittler Francesca und Jan Saner.

Vom gleichen Autor

image

Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden

Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.

image

Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie

Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.

image

Spitalfinanzierung erhält gute Noten

Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.