Wie hat sich Ihre tägliche Praxis seit der Zusammenarbeit mit VIVA verändert?
Die Zusammenarbeit mit VIVA hat unsere Praxis spürbar vereinfacht, insbesondere auf administrativer Ebene. Die Patienten füllen vor der Konsultation einen ausführlichen Fragebogen aus, sodass wir sofort Zugriff auf ihre Krankengeschichte und aktuelle Behandlungen haben.
Kern des Systems ist der Gesundheitsplan, der von den Ärzten des Netzwerks nach Auswertung der Patientenakten während des VIVA-Boards – einem wöchentlichen Kolloquium für VIVA-Patienten – in enger Zusammenarbeit mit den Gesundheitskoordinatoren erstellt wird.
Ihr konkreter Beitrag bei der Vorbereitung und Organisation der Nachsorge, kombiniert mit der regelmässigen Teilnahme an Qualitätszirkeln und der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft von Hausärzten, verbessert deutlich die Koordination, reduziert administrative Aufgaben und erhöht die Gesamtqualität der Betreuung.
Welche Rolle spielt der Gesundheitskoordinator und welchen Einfluss hat dies auf Ihre Effizienz?
Der Gesundheitskoordinator kümmert sich um die Vorbereitung der Patientenakten, die Sammlung relevanter Informationen und die Aktualisierung des medizinischen Verlaufs.
Diese Organisation erleichtert die Arbeit, stärkt die Kontinuität der Versorgung und ermöglicht es uns, die medizinische Zeit auf die klinische Beurteilung und Entscheidungsfindung zu konzentrieren – dort, wo der Mehrwert des Arztes am grössten ist.
Ein konkretes Beispiel: Die Umstellung auf die TARDOC-Abrechnung wird vollständig von der Abteilung übernommen, was die individuelle Belastung der Ärzte erheblich reduziert.
Welche direkten Vorteile haben Ihre chronisch kranken Patienten durch die integrierte Versorgung von VIVA?
Wir orientieren uns an validierten Schweizer oder internationalen Empfehlungen für die Betreuung chronischer Erkrankungen.
Zusätzlich organisiert die Abteilung für Hausarztmedizin monatlich einen Qualitätszirkel, unterstützt durch das Réseau de l’Arc, in dem klinische Erfahrungen ausgetauscht, Behandlungen harmonisiert und ein hohes Qualitätsniveau gewährleistet werden.
Wir erfassen klinische, biologische und qualitative Daten der chronisch kranken Patienten, um eine optimale Betreuung sicherzustellen.
Die Patienten profitieren von einer strukturierten Nachsorge, einer verstärkten Kontinuität und einer reibungslosen Koordination zwischen den verschiedenen Beteiligten.
Können Sie ein Beispiel nennen, wie VIVA einem chronisch kranken Patienten geholfen hat?
Ein aktuelles Beispiel betrifft einen Patienten mit mehreren chronischen Erkrankungen, darunter Diabetes und eine Herz-Kreislauf-Erkrankung.
Dank des initialen Fragebogens und der Analyse seiner Akte beim VIVA-Board konnte ein strukturierter Gesundheitsplan von den Ärzten des Netzwerks in Zusammenarbeit mit den Gesundheitskoordinatoren erstellt werden.
Dadurch konnten:
- fehlende Elemente in der Nachsorge identifiziert,
- mehrere biologische Parameter aktualisiert,
- Konsultationen bei Spezialisten zeitgerecht geplant,
- und die administrative sowie organisatorische Nachsorge unabhängig vom Hausarzt sichergestellt werden.
Der Patient profitierte von einem kohärenteren, umfassenderen und besser koordinierten Behandlungsverlauf.
Einige Ärzte fürchten, dass sie in integrierten Modellen an Autonomie verlieren. Wie erleben Sie dieses Gleichgewicht?
Ich persönlich empfinde dies nicht als Einschränkung.
VIVA-Mitglieder haben einen Hausarzt, der für klinische Entscheidungen verantwortlich ist.
Wenn wir eine fachärztliche Meinung benötigen, verweisen wir auf einen Spezialisten im Netzwerk oder auf einen Partnerarzt. Steht kein Spezialist zur Verfügung, überweisen wir den Patienten an einen externen Anbieter oder an ein universitäres Zentrum.
Diese Flexibilität garantiert sowohl unsere klinische Autonomie als auch eine optimale Koordination der Versorgung.
Welche Chancen sehen Sie für Ärzte und Patienten in den kommenden Jahren durch integrierte Versorgung?
Integrierte Versorgung ermöglicht bessere Koordination, administrative Entlastung, strukturierte Nachsorge und geteilte Verantwortung durch Gesundheitskoordinatoren.
Zudem wird die Qualität der Betreuung durch Qualitätszirkel und die Standardisierung chronischer Behandlungswege nach Empfehlungen erhöht.
Solche Modelle werden angesichts der alternden Bevölkerung und der Zunahme chronischer Erkrankungen unverzichtbar sein.
Warum würden Sie anderen Hausärzten empfehlen, einem integrierten Modell wie VIVA beizutreten?
Aus mehreren Gründen:
- administrative Unterstützung durch Gesundheitskoordinatoren,
- Standardisierung chronischer Behandlungswege nach validierten Empfehlungen,
- Teilnahme an Qualitätszirkeln zur Harmonisierung der Praxis,
- Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft von Ärzten, die gemeinsam das Ziel verfolgen, die Versorgung chronischer Patienten zu verbessern,
- zusätzliche Vergütung bei Erreichung qualitativer Ziele in der Patientenbetreuung.
Dies ermöglicht es, sich stärker auf die klinische Arbeit zu konzentrieren und die administrative Belastung zu reduzieren – eine der grössten Herausforderungen der Hausarztmedizin.
Wenn Sie einen Wunsch für das Schweizer Gesundheitssystem hätten?
Ein zentraler Punkt wäre, die Rolle der Hausärzte in der Koordination der Versorgung, insbesondere für chronisch kranke Patienten, weiter zu stärken und voll anzuerkennen.
Diese Koordination macht einen erheblichen Teil der Hausarztarbeit aus, wird aber im aktuellen System noch nicht ausreichend gewürdigt.
Mit der Einführung von TARDOC wird die Koordination der Versorgung erstmals strukturell anerkannt.
Ich hoffe, dass diese Anerkennung mit der Umsetzung wirksam wird, um die Kontinuität der Versorgung, integrierte Modelle und die Betreuung chronisch kranker Patienten konkret zu unterstützen.
Eine klare Finanzierung dieser Koordination, gekoppelt an gemeinsame digitale Werkzeuge und administrative Vereinfachungen, würde die integrierte Versorgung wie VIVA noch weiter optimieren.