Ein kleiner Roboter drückt für das kranke Kind die Schulbank

Der neuste Spitalmitarbeiter besteht aus Chips und Blech. Er ist ein Roboter und vertritt kleine Langzeitpatienten in der Schule. Das Projekt stammt aus der Schweiz und sorgt nun international für Aufsehen.

, 30. September 2015 um 15:29
image
Kinder, die längere Zeit im Spital verbringen müssen, leiden oft unter der Trennung von Familie und Freunden. Häufig verlieren sie sogar den Kontakt zur Schule und zu ihren Schulfreunden. Dass dies nicht passiert, dafür sorgt das vom Wissenschaftspark Kindercity initiierte Projekt Avatar Kids. Die kleinen Langzeitpatienten sollen auch vom Spitalbett aus mit der Schule und dem Zuhause in Verbindung bleiben. 
Als Bindeglied dient der Roboter «Nao». Er ist weiss und blau, 60 Zentimeter hoch und drei Kilo schwer - und der erste seiner Art. 
Nao sitzt für das Kind in der Schulbank und ermöglicht ihm, über ein Samsung-Galaxy-Tablet live am Unterricht teilzunehmen. Dabei wird nicht seine Stimme ins Klassenzimmer übertragen. Es kann auch aus einer Liste von Emotionen auswählen und so seine Gefühle auf den Avatar-Roboter übertragen.

Der Lehrer steuert den Roboter

Umgekehrt können die Schüler im Klassenzimmer ihren Kameraden im Spital über das Tablet sehen, das am Kopf des beweglichen Roboters angebracht ist. Gesteuert wird Nao vom Lehrer, ebenfalls über ein Tablet. Er kann mit dem kranken Schüler sprechen und auch mitverfolgen, was dieser schreibt. 
Der Einsatz von Nao ist nicht nur auf das Klassenzimmer beschränkt. Dank einem tragbaren Bildschirm kann das kranke Kind auch das Geschehen auf dem Pausenplatz mitverfolgen oder virtuell an Ausflügen teilnehmen. Ebenso lässt sich eine Verbindung zur Familie zu Hause herstellen.  

Nao ist bereits im Einsatz

Erstmals wurde Nao im Jahr 2014 am Universitäts-Kinderspital beider Basel (UKBB) eingesetzt und auf seine Alltagstauglichkeit geprüft - mit einer positiven Bilanz. «Eltern und Kinder waren fasziniert von der Technik», sagt Avatar Kids-Chef Jean-Christophe Gostanian. 
Seit Mitte August ist der Roboter auch bei den Etablissements Hospitaliers Du Nord Vaudois (EHNV) im Einsatz: «Der Nao zeigt uns das unglaubliche Potenzial der Robotik in unserer Epoche auf», sagt Jean-Marc Buchillier, Direktor der Association pour le Développement du nord vaudois (ADNV). 
Inzwischen sind vier Universitätskliniken und zwanzig Stationen am Projekt beteiligt. Darunter auch die Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf (UKE), wo mehr als 50 Patienten auf der Warteliste stehen sollen. 

Namhafte Sponsoren

Nao wurde vom französischen Roboterhersteller Aldebaran entwickelt und wird hier von der Avatarion Technology vermarktet, die zum Kindercity in Volketswil gehört. Sponsoren sind neben Samsung die Swisscom und die Stiftung Walter Haefner. 
Mehr

  • Nao in der SchuleNao in der Schule
  • Medienmitteilung UKBB vom 3. Februar 2014
  • Medienmitteilung EHNV vom 19. August 2015

 

Nao im Pilotprojekt: Beitrag der SRF-Sendung «Einstein»


Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Co-Creation im Gesundheitswesen

Zippsafe revolutioniert mit seinen Produkten das Gesundheitswesen. Ein platzsparendes Spindsystem optimiert Personalumkleiden, während ZippBag und ZippScan den Umgang mit Patienteneigentum verbessern. Erfahren Sie, wie die Produkte durch enge Zusammenarbeit mit Schweizer Spitälern entwickelt wurden.

image

Effiziente Desinfektion: Plastikfrei & nachhaltig

Die Bacillol® 30 Sensitive Green Tissues bieten nachhaltige und effektive Desinfektion. Sie bestehen aus 100% plastikfreien Cellulosetücher und reduzieren CO₂-Emissionen um 25% pro Packung. Mit hoher Reissfestigkeit, grosser Reichweite und Hautverträglichkeit sind sie optimal für Hygiene und Umwelt.

image

Nachhaltig: Bacillol® 30 Sensitive Green Tissues

HARTMANN erweitert sein Portfolio um die nachhaltigen Bacillol® 30 Sensitive Green Tissues. Die Tücher werden aus nachwachsenden Rohstoffen gefertigt und vereinen hohe Wirksamkeit, Materialverträglichkeit und Hautfreundlichkeit. Dabei werden Plastikabfall sowie CO₂-Emissionen reduziert.

image

Neuer Leistungsauftrag für die Oberwaid

Die Klinik Oberwaid ist neu auch mit muskuloskelettaler Rehabilitation auf der Spitalliste der Kantone St. Gallen, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden. So kann die Oberwaid auch in diesem Fachgebiet grundversicherte Patienten behandeln und leistet einen wichtigen Beitrag in der Region.

image

Zurück in die Vergangenheit: Spitäler wollen Geld vom Kanton

An sich sollten die Kantone ihre Spitäler nicht mehr finanzieren. Doch immer häufiger zahlen die Regierungen trotzdem – und verzerren möglicherweise den Wettbewerb.

image

Luzerner Kantonsspital braucht wohl bald Geld

Die Höhenklinik des Spitals machte 180'000 Franken Verlust - pro Monat. Die Kantonsregierung rechnet damit, dass das Kantonsspital Hilfe braucht.

Vom gleichen Autor

image

Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden

Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.

image

Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie

Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.

image

Spitalfinanzierung erhält gute Noten

Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.