Der zugedröhnte Anästhesist wurde entlassen

Dass sich ein Arzt in der Spitaltoilette mit Propofol zudröhnt, soll nicht mehr passieren. Die Freiburger Spitäler (HFR) kündigen Massnahmen an.

, 3. Juni 2022 um 09:50
image
  • freiburger spital
  • propofol
  • spital
  • anästhesie
Anfang Februar spritzte sich ein diensthabender Anästhesist des Freiburger Spitals (HFR) das Narkosemittel Propofol. Nachdem er dabei auf der Toilette der Intensivstation erwischt worden war, leitete das Spital unverzüglich eine Untersuchung ein. Damals erklärte das Spital gegenüber Medinside, der fehlbare Arzt sei krankgeschrieben. Sein Gesundheitszustand habe höchste Priorität.
Nun will das HFR Massnahmen ergreifen, damit sich ähnliches nicht wiederholt. Angesichts der Schwere der Vorfälle wurde das Vertragsverhältnis mit dem Anästhesiearzt per Ende April beendet. Denn der Arzt ist an jenem Tag in der Toilette nicht zum ersten Mal negativ aufgefallen. Er wurde schon im Jahr zuvor gesehen, als er in stark alkoholisiertem Zustand ins Spital torkelte.

Stärkere Betreuung der Mitarbeitenden

Nun hat die Spitalleitung beschlossen, die Betreuung der Mitarbeitenden durch den Arbeits- und Personalärztlichen Dienst und die Direktion Personal zu verstärken. «Insbesondere soll sichergestellt werden, dass Informationen über die Arbeitsfähigkeit bei jeder Versetzung eines Mitarbeitenden von einer Abteilung zur anderen unter Wahrung der ärztlichen Schweigepflicht systematisch weitergegeben werden», schreibt die Medienstelle in einem Communiqué.
Das HFR verfüge bereits seit Jahren über ein Verfahren zur Meldung von kritischen Ereignissen. Die Zahl der gemeldeten Fälle sei in den letzten Jahren gestiegen. Das sei für das HFR «ein positives Zeichen», steht in der Mitteilung weiter zu lesen.  
Es zeige, dass es dem HFR gelinge, «eine wohlwollende und lernfördernde Arbeitsumgebung zu schaffen, in der sich die Mitarbeitenden trauen, über Fehler und Probleme zu sprechen.»
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Spital Morges holt Chefarzt vom Freiburger Spital

Thomas Schmutz wechselt als Chefarzt der Notfallstation zum Ensemble hospitalier de la Côte.

image

Freiburger Spital wird von ehemaligem Chefarzt angeklagt

Ein ehemaliger Chefarzt fordert vom Freiburger Kantonsspital mehr als 800'000 Franken. Weil er nicht bis 67-jährig arbeiten durfte.

image

Diversity im OP: Ein Frauenanteil von 35 Prozent rettet Leben

Eine weitere Studie zeigt, dass gemischte Anästhesie- und Chirurgie-Teams gut sind für die Qualität.

image

Ostschweizer Kinderspital erhält neuen Leiter der Anästhesie

Markus Oberhauser geht im November in Pension. Sein Nachfolger, Christian Both, arbeitet bereits im Team der Kinderanästhesie.

image

HFR: Luca Jelmoni ist neuer Verwaltungsrat

Der Direktor der Paraplegiker-Zentrums ersetzt Philipp Müller, der seit Frühjahr CEO des Freiburger Spitals ist.

image

Sparprogramme reichen nicht: Das Spitaljahr im Check

Kooperationen, weniger Angebote, effizientere Abläufe, Schliessungen, Nullrunden bei den Löhnen: Die öffentlichen Akutspitäler haben viel getan, um die Finanznot zu bekämpfen. Fazit: So geht es trotzdem nicht weiter.

Vom gleichen Autor

image

«Die Angehörigenpflege darf nicht zu einem Geschäftsmodell werden»

Ambitionslos und verantwortungslos - die SP-Nationalrätin Ursula Zybach ist vom Bericht des Bundesrats enttäuscht.

image

Spitallisten: Druck auf Kantone nimmt zu

Wie der Ständerat macht auch der Nationalrat Druck, damit die Kantone die Spitalplanung und die Leistungsaufträge aufeinander abstimmen.

image

«Der Kanton hat zur Lohnpolitik des Spitals nichts zu sagen»

Das Thurgauer Kantonsspital ist deutlich besser aufgestellt als alle anderen grossen Spitäler der Schweiz. Gesundheitsdirektor Urs Martin nennt die Gründe.