«Das Spital ist ein kalter Ort»

Der kanadische Anthropologe David Howes sagt, was Akutspitäler von der alternativen Medizin lernen können.

, 10. September 2018 um 09:20
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David Howes ist Professor für Anthropologe. Er erforscht den Menschen als fühlendes Wesen. Spüren, riechen, hören, sehen, schmecken: In welchen Umfelder kann der Mensch seine Sinne ausleben - und sich dadurch wohlfühlen? Der Kanadier forscht in unterschiedlichsten Bereichen. Als er vor Kurzem in St. Gallen am  Kongress «Qualitative Soziologie»  auftrat, sprach er aber meist über Spitäler, wie die das «St. Galler Tagblatt» schreibt. «Wir leben in einer Welt, die nur gerade zwei Sinne bedient: den Seh- und den Hörsinn», sagt Howes. «Für das Spital gilt das noch in einem gesteigerten Mass.» Spitäler seien kalte Orte, die nicht darauf ausgerichtet seien, dass die Patienten sich dort auch wohl fühlen sollen. Alles sei auf Zweckmässigkeit ausgerichtet. Es habe viel moderne Technik - und noch ein paar Blumensträusse.
Die fehlende Sinnlichkeit medizinischer Einrichtungen ist für den Anthropologen einer der Gründe für den Erfolg der alternativen Medizin. Diese sprechen jene Sinne an, die das moderne Spital ausser Acht lasse. «Hier wendet man sich dir aufmerksam zu, hier arbeitet man mit Düften, hier wirst du sogar berührt.»


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