Am Dienstag publizierte der Kanton Zürich die Spitalzahlen für das Vorjahr.
Sie zeigen, dass die Fallkosten weiter angestiegen sind. Nun hat der Zürcher Gesundheitsdirektor Thomas Heiniger (FDP) Stellung dazu genommen. Er sei «der Ansicht, dass zu oft unnötig oder zu teuer behandelt wird», sagt er im Interview mit dem «Tagesanzeiger». Dies zeige der Vergleich zwischen Allgemein- und Zusatzversicherten. Bei Letzteren würden Wahleingriffe viel häufiger vorgenommen; auch würden sie öfter über Nacht im Spital behalten.
«Das ist eine Überversorgung und gleichzeitig eine Fehlversorgung», so Heiniger weiter. Die Ursache ortet der Gesundheitsdirektor bei falschen Anreizsystemen: Wenn Entschädigungssysteme zu einer Mengenausweitung führten, seien diese falsch. Die Höhe der Entlöhnung müsse gestützt auf die Qualität der Arbeit erfolgen. Dies sei heute kaum der Fall, moniert Heiniger. Aktuell funktioniere das Systeme fast immer so: «Je mehr Privatpatienten ein Kaderarzt operiert, desto höher fällt sein Salär aus.» Die zürcherische Gesundheitsdirektion prüfe deshalb, regulierend einzugreifen. So könnten bei der neuen Spitalliste 2022 mengenorientierte Lohnsysteme verboten werden.
Keine Quersubventionierungen erwünscht
Heiniger äussert sich auch zum Vorwurf, dass die Politik eine Verlagerung in den ambulanten Bereiche forciere, dort aber gleichzeitig die Tarife senke. «Wenn die ambulanten Tarife die Infrastrukturkosten der Spitäler nicht decken, ist das gar nicht falsch», sagt Heiniger dem Tagesanzeiger.
Die Spitäler müssten für die ambulanten Behandlungen «schlankere und günstigere Strukturen» schaffen. Es sei nicht die Idee, dass die Spitalinfrastruktur mit den Tarifen für einfache ambulante Behandlungen finanziert werde. Der Gesundheitsdirektor plädiert für eine konsequente Trennung von ambulant und stationär.
Bei den Fallpauschalen gebe es noch Justierungsbedarf, sagt Heiniger. So würden etwa komplexe Eingriffe teilweise massiv zu tief vergütet. Gesamthaft sei der Tarif aber in Ordnung. Der Gesundheitsdirektor stört sich zudem daran, dass sich manche Spitäler über zu Tiefe Baserates beklagten, ihren Kaderärzten aber gleichzeitig «sehr hohe» Löhne bezahlten.
«Wenn nötig, vergeben wir weniger Leistungsaufträge»
Auf mögliche Spitalschliessungen im Kanton Zürich angesprochen, bleibt Heiniger vage. Für Spitalschliessungen durch den Regierungsrat bestehe weder ein Bedürfnis noch eine Rechtsgrundlage. An der bis 2021 gültigen Spitalliste werde man nicht verändern. Wenn sich aber in den detaillierten Analysen zeige, dass es weniger Betten brauchen, «werden wir 2022 weniger Leistungsaufträge vergeben.»
Weiter lehnt Heiniger die im Kantonsrat laut gewordene Forderung ab, wonach ein Spital mindestens 50 Prozent Grundversicherte behandeln muss, um auf die Spitalliste zu kommen. Die Forderung zielt auf die Klinik Hirslanden, die diese Quote nicht erfüllt. Der Vorschlag sei «nicht konform mit dem Krankenversicherungsgesetz"»und für die Kostenentwicklung «kontraproduktiv», so Heiniger.