Curafutura macht Druck auf die Medikamentenpreise. Der Krankenkassenverband, der Helsana, CSS, Sanitas und KPT zu seinen Mitgliedern zählt, befindet sich damit in bester Gesellschaft. Die Expertengruppe unter der ehemaligen Zürcher Gesundheitsdirektorin und Ständerätin Verena Diener stellte im Herbst letzten Jahres 38 kostendämpfende Massnahmen vor, darunter auch die Einführung eines Referenzpreissystems (siehe Kasten).
Sparpotential: 800 Millionen
«Das Referenzpreissystem patentabgelaufener Arztneimittel ist ein wichtiger Baustein hin zu einer nachhaltigen Dämpfung des Kostenanstiegs im Gesundheitswesen», erklärte Andreas Schiesser, Projektleiter bei Curafutura, an der Jahresmedienkonferenz des Krankenkassenverbands. Das Einsparpotential betrage 800 Millionen Franken.
Bei diesem System wird auf dem Rezept nicht mehr der Name des Markenprodukts, sondern der Name des Wirkstoffs geschrieben. Für den Wirkstoff wird dann ein Höchstpreis definiert. Wer auf ein bestimmtes Medikament beziehungsweise Markenprodukt beharrt, kann dieses selbstverständlich kaufen, muss aber die Differenz zum geltenden Höchstpreis selber berappen.
Handlungsbedarf ist unbestritten
Dass diesbezüglich Handlungsbedarf besteht, machte Curafutura an der Medienorientierung erneut klar. Die Preisunterschiede, die für gewisse Generika in der Schweiz und im benachbarten Ausland zu beobachten sind, lassen aufhorchen. Man kann sich nur wundern, dass bisher in dieser Richtung nichts oder nur wenig getan wurde. Ein Kompliment an die hiesige Pharmalobby.
Ein konkretes Beispiel eines eklatanten Preisunterschieds wurde
an dieser Stelle bereits beschrieben: Eine Packung mit 100 Tabletten Pantoprazol von Mepha kostet hierzulande 54.85 Franken; in den Niederlanden lediglich 3.55 Franken.
Weitere Beispiele sind mindestens so krass: Das Atorvastatin von Sandoz kostet in der Schweiz 70.30 Franken; in den Niederlanden 5.70 Franken.
Das sagte die Expertengruppe Diener
Ende 2016 beauftragte Bundesrat Alain Berset eine Expertengruppe mit internationaler Beteiligung, «nationale und internationale Erfahrungen zur Steuerung des Mengenwachstums auszuwerten und schnell umsetzbare kostendämpfende Massnahmen zur Entlastung der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) vorzuschlagen.» So der offizielle Auftrag. Geleitet wurde die Gruppe von der ehemaligen Zürcher Gesundheitsdirektorin und grünliberalen Ständerätin Verena Diener.
38 Massnahmen wurden schliesslich im Oktober letzten Jahres vorgestellt. Massnahme 22 lautet: «Einführung eines Referenzpreissystems». Laut den 13 Experten (genauer: zwölf Experten und eine Expertin) sind Generika in der Schweiz doppelt so teuer wie in den neun vom BAG bei der Preisbildung von Originalpräparaten berücksichtigten Referenzländern. Wobei das Problem nicht nur bei den Nachahmerprodukten zu suchen sei. Auch Originalpräparate, die keinen besonderen Nutzen brächten, würden oft zu teuer angeboten und von der obligatorischen Grundversicherung (OKP) vergütet.
Die Expertengruppe schlägt ein Referenzpreissystem vor,
- welches für Arzneimittel gilt, deren Wirkstoffpatent abgelaufen ist. Dabei soll für die Höhe der Vergütung der Preis der günstigeren Arzneimittel berücksichtigt werden.
- in welchem auch so genannte «me-too-Präparate» aufgenommen werden.
- in welches auch nicht besonders innovative patentgeschützte Arzneimittel integriert werden.
Für die Einführung eines Referenzpreissystems braucht es jedoch eine Gesetzesänderung oder zumindest eine Anpassung im Krankenversicherungsgesetz (KVG). Notwendig ist hier eine Anpassung der Regelung zum Tarifschutz.
Wie viel sich dadurch einsparen liessen, lassen die Experten offen. Sie sagen lediglich: «dass die Einsparungen in der OKP umso höher ausfallen dürften, je umfassender das Referenzpreissystem bei den Arzneimitteln ausfällt.»