Bundesrat verteidigt neue Versicherung der Assura

Obwohl viele Ärzte das neue Qualimed-Versicherungsmodell der Assura schlecht finden, stärkt der Bundesrat nun der Krankenkasse den Rücken: Bisher sei alles rechtens.

, 31. März 2021 um 05:13
image
  • assura
  • versicherer
  • bundesrat
  • politik
  • ärzte
Der Genfer Augenarzt und grünliberale Nationalrat Michel Matter befürchtete Schlimmes, als die Krankenkasse Assura letzten Herbst ein neues Versicherungsmodell namens Qualimed lancierte.

Matter zweifelte an Rechtmässigkeit

Das Modell funktioniert folgendermassen: Patienten, die zu einem Herzspezialisten, Orthopäden, Urologen oder Gastroenterlogen wollen, müssen sich an den Beratungsdienst Betterdoc wenden. Und dann müssen sie einen von drei vorgeschlagenen Ärzten auswählen.
Michel Matter bezweifelte, dass das neue Modell gesetzeskonform sei. Er vermutete nämlich, dass die Assura die Haus- und Spezialärzte für das Modell bezahle. Ausserdem fürchtete er um den Datenschutz der Versicherten, weil Betterdoc eine deutsche Firma ist.

Auch FMH und Medix protestierten

Damit stiess der Politiker ins gleiche Horn, wie die Schweizer Ärzteverbindung FMH und die Praxis-Gruppe Medix. Medinside berichtete hier darüber.
Doch der Bundesrat leistete der Assura nun Schützenhilfe: Anders als Matter vermutete, fliesst kein Geld von der Assura zu den beteiligten Ärzten und Ärztinnen. Das versichert auch der Bundesrat in seiner Antwort auf Matters Vorschlag. «Die Assura hat weder mit den Hausärztinnen und Hausärzten noch mit den Fachärztinnen und Fachärzten eine vertragliche Vereinbarung abgeschlossen.»

Versicherte beschränken sich freiwillig

Die Vereinbarung gilt nur zwischen der Krankenkasse und den Versicherten. Und das sei den Krankenkassen sehr wohl erlaubt: Ein Modell anzubieten, mit dem die Versicherten freiwillig ihr Wahlrecht auf Ärzte beschränken, welche die Krankenkasse ausgewählt hat, weil sie günstiger sind.
Die Gesundheitsdaten der Versicherten werden gemäss Bundesrat ausschliesslich von Betterdoc in der Schweiz bearbeitet. Die Kölner Firma hat seit Oktober einen Sitz in Basel.

Modell gibt es in neun Kantonen

Der Bundesrat kommt deshalb zum Schluss: «Das Modell Qualimed erfüllt die gesetzlichen Anforderungen.» Er will die Entwicklung der neuen Versicherungsmodelle jedoch genau verfolgen und sei bereit, bei Bedarf allfällige Anpassungen zu prüfen.
Wie viele Versicherte das Qualimed-Modell mittlerweile hat, will die Assura nicht sagen. Es ist derzeit auch nur in den Kantonen Aargau, Basel-Stadt, Basel-Landschaft, Luzern, St. Gallen, Solothurn, Schwyz, Zug und Zürich wählbar.

Versicherte seien zufrieden

Die Versicherten seien bisher zufrieden mit dem Modell, sagt die Assura-Sprecherin Irène Stephan: «Die Rückmeldungen sind sehr positiv – sowohl zu den Dienstleistungen des unabhängigen Beratungsdienstes Betterdoc-Schweiz als auch zur Qualität der empfohlenen Spezialisten.»
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

CSS: Philomena Colatrella tritt zurück

Der Verwaltungsrat hat die Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger eingeleitet.

image

Autismus bei Kleinkindern: Was die IV übernehmen soll

Frühe Massnahmen bei Autismus-Spektrum-Störungen erwiesen sich als wirksam. Die IV soll dafür künftig Fallpauschalen zahlen.

image

Prio.Swiss: Felix Gutzwiller sucht seinen Nachfolger

Der junge Kassenverband Prio.Swiss besetzt das Präsidium neu – auf Anfang 2026. Und mit einer 30- bis 40-Prozent-Stelle.

image

Zusatzversicherungen: Helsana meldet weitgehende Einigung in Genf und Waadt

Nach langem Ringen hat sich Helsana mit mehreren Westschweizer Kliniken auf eine tarifkonforme Lösung geeinigt. Für Halbprivat- und Privat-Versicherte entfällt damit die bisherige Kostenübernahme-Lücke.

image

Bundesrat soll Bericht über Gewalt gegen Gesundheitspersonal liefern

SP-Nationalrätin Farah Rumy will Vorfälle systematisch erfassen lassen, damit das Personal besser geschützt werden kann.

image

Tessin: Volk gegen mehr Vorschriften im Gesundheitswesen

Mit 55 Prozent Nein-Stimmen hat die Tessiner Bevölkerung eine Initiative zur Vereinheitlichung von Arbeitsbedingungen und Standards im Gesundheitsbereich abgelehnt.

Vom gleichen Autor

image

«Das Inselspital ist noch lange nicht über den Berg»

Das Inselspital wartete mit guten Meldungen auf. Doch der Insel-Kritiker Heinz Locher gibt keine Entwarnung.

image

So entgehen Sie dem Hochstapler-Syndrom

Viele Ärztinnen und Ärzte überfordern sich – und glauben dann selber, dass sie über ihrem Können spielen. Das ist schlecht für die Psyche.

image

Im Schaufenster stehen vor allem unwirksame Medikamente

Bieler Ärzte schlagen eine neue Etikette für rezeptfreie Arzneimittel vor. Sie soll zeigen, wie verlässlich die Wirksamkeit nachgewiesen worden ist.