Bezahlte Umkleidezeit? Spitäler stellen sich dagegen

Der Zürcher Krankenhausverband rechnet vor: Würde ein Spital die Mitarbeitenden fürs Umkleiden bezahlen, könnte das für ein Spital bis zu 20 Millionen Franken kosten.

, 29. Januar 2019 um 13:37
image
  • spital
  • pflege
  • arbeitswelt
  • ärzte
  • praxis
Die Gewerkschaft VPOD fordert, Zürcher Spitäler sollen die Umkleidezeit der Angestellten als Arbeitszeit entschädigen. Doch der Verband Zürcher Krankenhäuser (VZK) hat hier eine ganz andere Haltung. Für den VZK gebe es keinen Grund, die bestehenden Regelungen anzupassen, schreibt er in einer Mitteilung
Es sei Usanz in Spitälern, dass die Stempeluhr erst zu laufen beginne, wenn Mitarbeitende bereit seien für ihre Arbeit. Diese Regelung verletze das Arbeitsgesetz nicht. Der VZK ist zudem der Ansicht, dass Anpassungen von Arbeitsbedingungen nicht verordnet werden können.

Regierungsrat unterstützt die Abgeltung

Sollte die Umkleidezeit neu als Arbeitszeit gelten, müssten laut dem Verband Kompensationsmassnahmen getroffen werden. Sonst würde ein Prämienschub ausgelöst. In einem Regionalspital würden sich die Kosten pro Jahr auf drei bis vier Millionen Franken belaufen, in einem grossen Spital auf zehn bis 20 Millionen Franken. «Dies können und wollen sich die Spitäler nicht leisten». 
Nach Berechnungen der Gewerkschaft VPOD addieren sich die täglichen Umkleide-Minuten im Jahr auf ganze zwei Wochen. Der Zürcher Regierungsrat unterstützt den VPOD: Es sei naheliegend, dass das vom Arbeitgeber vorgeschriebene Umziehen grundsätzlich als Arbeitszeit gelte, hält der Regierungsrat in einer Antwort auf eine Anfrage von SP, Grünen und EVP fest.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Weniger Regionalpolitik, mehr Tech: Wie das Spital neu gedacht werden soll

H+ will das Ende von Spitaltraditionen. Mit einer PwC-Studie skizziert der Verband ein Krankenhaussystem, das sich von regionaler Politik und bisheriger Planung verabschiedet – und zehntausende Stellen einspart.

image

Spitäler halbieren Verlust – aber zwei Drittel bleiben im Minus

2024 reduzierten die Schweizer Spitäler ihren Verlust – nach 777 Millionen Franken im Vorjahr waren es nun 347 Millionen. Aber immer noch schreiben fast zwei Drittel der öffentlichen Kliniken rote Zahlen. Die Zahl der Ärzte stieg stärker als jene des Pflegepersonals.

image

Pflege: Fatales Signal aus den USA

Die Regierung in Washington streicht Nursing aus der Liste der höheren Abschlüsse.

image

Solothurn: Brücke in den Schweizer Pflegealltag

Ein gemeinsames Programm der Solothurner Spitäler und der Volkshochschule soll ausländischen Pflegefachkräften den Einstieg erleichtern. Es kombiniert Sprachförderung, Weiterbildung und praktische Einsätze.

image

«Ich verstehe die Ungeduld der 200'000 Pflegefachleute im Land»

Heute gehen Pflegekräfte in Bern auf die Strasse: Sie fordern die konsequente Umsetzung der Pflegeinitiative. Auch GLP-Nationalrat und Pflegefachmann Patrick Hässig ist dabei.

image

Zürich: Verbände fordern Lohn-«Nachholrunde»

Die vier kantonalen Spitäler sollen ihren Rückstand mit dem Teuerungsausgleich 2026 wettmachen. Gefordert sind Lohnerhöhungen zwischen 1,8 und 2,4 Prozent.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.