Weniger Bürokratie in der Pflege

Der Bundesrat sollte die Bürokratie in der Pflege abbauen. Er hält aber nichts davon.

, 10. April 2024 um 12:18
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Die Bürokratie im Gesundheitswesen ist auch in der Politik wiederholt ein Thema, nicht nur in der Pflege. Bild: Zuger Kantonsspital.
Da sprach Andrea Geissbühler mancher Pflegefachfrau aus dem Herzen: «Der Bundesrat wird beauftragt, zu veranlassen, dass die Bürokratie in den Pflegeberufen massiv gesenkt wird.» Dies verlangte die damalige SVP-Nationalrätin in einer Motion, die sie im September 2022 einreichte.
Der Vorstoss mit dem Titel «Weniger Bürokratie in den Pflegeberufen» ist nun in der Sondersession von kommender Woche traktandiert. Geissbühler, die im Herbst nicht zur Wiederwahl antrat, schrieb in ihrer Begründung, durch eine Reduktion des bürokratischen Aufwandes hätten die Pflegenden wieder mehr Zeit für die eigentliche Arbeit mit den Menschen. Das führe zu mehr Zufriedenheit und Lebensqualität bei allen.
Und weiter: «Damit würden die Kosten im Gesundheitswesen deutlich reduziert und wir könnten dem Fachkräftemangel entgegenwirken.»

«Nicht mein Bier»

Der Bundesrat lehnt die Motion aber ab. Er sagt, was er fast immer sagt bei Vorstössen in der Gesundheitspolitik: Es liege nicht in seiner Kompetenz. «Es braucht auch Anstrengungen von Seiten der Gesundheitseinrichtungen, der Tarifpartner und weiteren Akteuren», so der Bundesrat in seiner Stellungnahme vom 9. November 2022.
Beispielsweise sei es an den Pflegeheimen und den Kantonen, für die Erfassung des Pflegebedarfs jene Instrumente auszuwählen, welche administrativ möglichst einfach zu handhaben sind.

Digitalisierung fördern

Laut dem Bundesrat liesse sich der administrative Aufwand zudem durch eine Förderung der Digitalisierung im Gesundheitswesen teilweise reduzieren.
Wobei hier die ketzerische Frage erlaubt sei, ob es nicht gerade die Digitalisierung ist, die gewisse adminstrative Arbeiten überhaupt ermöglicht, welche sonst gar nicht vorgenommen würden. Schon Nobelpreisträger Robert Solow sagte einmal: «Computer finden sich überall – ausser in den Produktivitätsstatistiken.»
So oder so: Der Bundesrat stimmte deshalb der Motion «Einführung einer digitalen Patientenadministration» von FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt zu, wie er in seiner Stellungnahme zur Motion Geissbühler schrieb. Die Motion Silberschmidt ist mittlerweile auch von beiden Kammern angenommen worden.
Damit hat der Bundesrat den Auftrag gefasst, alle betroffenen Gesetze dahingehend anzupassen, dass die Prozesse rund um die Patientenadministration für alle involvierten Parteien der ambulanten und stationären Versorgungsbereichen im Sinne eines virtuellen Schweizer Gesundheitsnetzes digital abgewickelt werden können.

Kein Austrittsgrund

Aber ist es wirklich so, dass der administrative Aufwand den Fachkräftemangel verschärft, wie das Motionärin Andrea Geissbühler suggeriert? Der Bundesrat verweist auf eine Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) vom Oktober 2021.
Darin wird der administrative Aufwand relativ selten als Austrittsgrund angegeben. Häufiger genannt werden die zu leistenden Überzeiten, die unregelmässigen Arbeitszeiten und die damit verbundene erschwerte Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben. Weitere oft genannte Gründe sind, dass Pausen nicht eingehalten werden können, sowie die permanent hohe physische und psychische Belastung im Beruf.
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