Geburtsstart ja oder nein? Ein Fragebogen soll die Antwort liefern

Entwickelt wurde er von einem Team der ZHAW.

, 11. April 2024 um 05:46
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Bild: Xavier Mouton Photographie on Unsplash
Geht die Geburt los oder sind es nur Übungswehen? Muss ich ins Spital, oder kann ich noch warten? Spüren werdende Mamas die ersten Anzeichen der bevorstehenden Geburt, macht sich oft Unsicherung breit. Die erste Ansprechperson ist die Hebamme.
Und genau für sie ist es am Telefon oft nicht einfach, den Betreuungsbedarf der Gebärenden in der sogenannten Latenzphase einzuschätzen.
«Der optimale Zeitpunkt für einen Spitaleintritt wirkt sich sowohl auf das Geburtserlebnis als auch auf die Gesundheitskosten positiv aus, weil die Interventionsraten gesenkt und der stationäre Aufenthalt verkürzt werden», Susanne Grylka, Studienleiterin.
Bisher fokussieren sich Gesundheitsfachpersonen in dieser Phase oft auf die körperlichen Symptome der Gebärenden. In der «GebStart-Studie» der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften wurden erstmals systematisch weitere Aspekte berücksichtigt.
«Für eine Gesamtbeurteilung ist es wichtig, zum Beispiel auch die emotionale Situation zu erfragen oder die Unterstützung durch das Umfeld der Frauen zu kennen», sagt Susanne Grylka, Leiterin der Studie.
  • Grylka, Susanne; Müller, Antonia Nathalie: «Entwicklung eines Fragebogens für die Beratung am Geburtsbeginn», in: Schweizerischer Hebammenkongress: Hebammen in Krisensituationen, ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.
  • doi.org/10.21256/zhaw-28002
Sowohl der zu frühe als auch der zu späte Eintritt könne nämlich zu einem negativen Geburtserlebnis führen, so die Mitteilung. Bei einem zu frühen Eintritt bestehe zum Beispiel ein höheres Risiko für Interventionen, die die Geburt vorantreiben. Dazu zählen vaginale Untersuchungen, der Einsatz von Saugglocken oder Kaiserschnitte.
«Der optimale Zeitpunkt für einen Spitaleintritt wirkt sich sowohl auf das Geburtserlebnis als auch auf die Gesundheitskosten positiv aus, weil die Interventionsraten gesenkt und der stationäre Aufenthalt verkürzt werden», so Susanne Grylka.
Für die Entwicklung des Fragebogens wurden Interviews mit Erstgebärenden nach der Geburt sowie eine ausführliche Literaturrecherche durchgeführt. Sechs Geburtskliniken in Zürich, Winterthur, Luzern, Basel und Baden testeten zudem den Fragebogen mit über 600 Erstgebärenden. Die Studie wurde vom Schweizerischen Nationalfonds finanziert.
Als nächstes soll der Fragebogen schweizweit eingesetzt und in mehrere Sprachen übersetzt werden.
Hebammen sollen den Fragebogen als Entscheidungshilfe nutzen, wenn sie Gebärenden telefonisch eine Einschätzung zur Geburtsphase geben sollen. Für gebärende Frauen sollen die Fragen als individuelle Empfehlung dienen, wann der Gang ins Spital sinnvoll ist.
  • ZHAW
  • hebamme
  • geburtshilfe
  • arbeitswelt
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