Spitalpersonal: Umkleidezeit soll als Arbeitszeit gelten

Spitäler sollen auch die Umkleidezeit abgelten. Dies fordert der Schweizerische Verband des Personals öffentlicher Dienste (VPOD) – für alle Schweizer Kliniken und Praxen.

, 4. Oktober 2018 um 08:32
image
  • spital
  • pflege
  • arbeitswelt
  • ärzte
  • praxis
Spitäler verpflichten ihr Personal, die Alltagskleidung vor Arbeitsbeginn gegen Berufskleidung einzutauschen. Arbeitsstart und Schluss ist nach beziehungsweise vor dem Umziehen – das rund zehn Minuten dauert. Pro Jahr mache das hochgerechnet rund zwei Wochen aus, sagt Roland Brunner, Zürcher Regionalsekretär vom Schweizerischen Verband des Personals öffentlicher Dienste (VPOD).
Die Gewerkschaft will das nun ändern: Unter dem Motto «Umkleiden ist Arbeitszeit!» trafen sich vor kurzem der Verband und Vertreter des Zürcher Unispitals (USZ). Auslöser der Debatte ist eine Systemänderung (Audigard) bei der Kleiderausgabe am Unispital. Neu werden diese ab 2019 automatisiert ausgegeben und nicht mehr im persönlichen Garderobenfach hinterlegt. Laut VPOD stösst das beim Personal auf Ablehnung: Man befürchtet längere Warte- und Umkleidezeiten.

«Umkleidezeit ist keine Arbeitszeit»

Die Gewerkschaft stützt sich dabei auf Empfehlungen des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco). Diese besagen, die Zeitspanne für das notwendige Umziehen sei als Arbeitszeit anzurechnen. Die bisher geltende Praxis ist im Gesundheitswesen bekanntlich üblich. Alle Spitäler handhaben es gleich, wie Christian Schär vom Verband Zürcher Krankenhäuser (VZK) sagt. Weil die Kliniken aber aus Kostengründen wohl nicht freiwillig davon abrücken werden, bereitet der VPOD im Kanton Zürich nun eine Klage vor. 
Ein Erfolg vor Gericht hätte Auswirkungen für das Gesundheitspersonal in der ganzen Schweiz, sagt Gewerkschaftssekretär Brunner. Der VZK hofft aber, dass die Spitäler mit den Gewerkschaften das Gespräch suchen und eine Einigung erzielen werden. Ob das Thema in den Spitälern überhaupt intern diskutiert wird, gilt zudem herauszufinden: Der Verband des Personals öffentlicher Dienste hat eine Umfrage beim Personal lanciert, sowohl beim USZ als auch generell bei Spitalmitarbeitenden.

Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Berner Pflegepreis: Ausgezeichnete Projekte setzen neue Impulse für die Berufspraxis

Fachkräftemangel, komplexe Patientensituationen und neuer Versorgungsbedarf: Am «Tag der Pflege» ehrte die Stiftung zur Förderung der Krankenpflege drei zukunftsweisende Projekte.

image

Soforthilfe-Praxen expandieren nach Bern

Aprioris eröffnet in Bern seine achte Filiale. Die Krankenkassen haben noch offene Fragen zur Abrechnung der Dienstleistungen.

image

Zwei neue Ärztinnen in Hasliberg

Ab 1. Mai 2025 verstärken Dr. med. Stefanie Zahner-Ulrich und Dr. med. (SRB) Sonja Krcum Cvitic das Team der Rehaklinik Hasliberg. Mit ihren fundierten Erfahrungen in Allgemeiner Innerer Medizin bzw. Physikalische Medizin und Rehabilitation erweitern sie gezielt die medizinische Kompetenz der Klinik

image

Freiburger Spital: Neuer Pflegedirektor

Filipe Ferreira Moreira übernimmt am HFR die Nachfolge von Aline Schuwey definitiv.

image

«Temporärvermittler müssen derzeit als Sündenböcke herhalten»

Der kollektive Verzicht auf Temporärpersonal mache wenig Sinn, sagt Florian Liberatore von der ZHAW. Er vermutet hinter dem Schritt strategische Motive.

image

In Dänemark können Ärzte Behandlungsfehler ohne Angst zugeben

Weil hohe Kosten drohen, schweigen Ärzte und Spitäler oft zu Behandlungsfehlern. Es ginge auch anders.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.