«Im Jahr 2025 dürften die Löhne nur moderat steigen»: So beginnt die ETH-Konjunkturforschungsstelle KOF
die Meldung über ihre Lohnumfrage. Die Erhebung erfasste bei rund 4500 Unternehmen die Lohnerwartungen für die kommenden zwölf Monate. Im Schnitt erwarten die erfassten Organisationen ein Lohn-Plus von 1,6 Prozent. Zieht man dann noch die Teuerung ab, so bedeutet dies: Nullwachstum. Die Löhne werden fast nicht verbessert.
Dabei fällt auf, dass das Gesundheits- und Sozialwesen sogar noch hinterher hinkt: Die befragten Betriebe rechnen mit einem Lohnwachstum von 1,3 Prozent – der Wert liegt also einen Tick unter dem Durchschnitt.
Mit anderen Worten: Die allgemein klamme Finanzlage in den Spitälern, Kliniken, Heimen und Praxen schlägt sich hier in den Lohn-Möglichkeiten nieder (respektive in den Lohnerwartungen). Trotz eklatantem Personalmangel.
Gegenüber dem Vorjahr – als der Zuwachs etwa 2 Prozent betrug – wäre dies also ein Rückgang.
Immer das Gleiche
Ganz überraschend ist es nicht. Die Gehälter im Gesundheitswesen entwickeln sich seit Jahren unterdurchschnittlich. Stossend ist dabei, dass sich zugleich die Reallöhne in der Verwaltung deutlich besser entwickelten. Unlängst machte Maya Graf, die Ständerätin der Grünen aus Basel-Landschaft, diesen Graben zum Thema. In einer Interpellation wollte sie vom Bundesrat eine Erklärung, weshalb die Realöhne in der öffentlichen Verwaltung seit 2011 um 7,6 Prozent stiegen – im Gesundheitswesen indessen nur um 5,5 Prozent. Dabei erledigten doch die Personen im Gesundheitsweisen auch einen öffentlichen Auftrag, so Graf.
In seiner
Stellungnahme vom 22. November 2023 bestätigte der Bundesrat die unterschiedliche Lohnentwicklung. Laut dem Bundesamt für Statistik lag der Reallohnindex 2022 für die öffentliche Verwaltung um 5,1 Prozent und im Gesundheits- und Sozialwesen um 4,1 Prozent über dem Basiswert von 2010. Und in der Gesamtwirtschaft stiegen die Reallöhne in der gleichen Vergleichsperiode gar um 5,6 Prozent.
Die Erklärung der Landesregierung: Die Lohnentwicklung nach Branchen hänge von zahlreichen Faktoren ab, die sich im Einzelnen nicht präzise bestimmen liessen. Dies gelte insbesondere auch für die erwähnte Differenz zwischen der öffentlichen Verwaltung und dem Gesundheits- und Sozialwesen.
Aber eben: «Der Bund hat keine Kompetenz, die Entlöhnung im Bereich der Pflege zu regeln.»
Die unterdurchschnittlichen Lohnerwartungen für den Gesundheits- und Sozialbereich fallen diesmal auch aus dem Rahmen, weil laut KOF ausgerechnet die stärker binnenorientierte Dienstleistungsbranchen die höchsten Lohnzuwächse in den nächsten zwölf Monaten erwarten.
Es sind dies die Unternehmen im Gastgewerbe und der Beherbergung (+2,7 Prozent), ferner der Bereich der wissensintensiven Dienstleistungen – etwa in der Information und Kommunikation (+1,8 Prozent).