Eine neue, grosse Studie untersuchte die Entwicklung der Krebsinzidenz- und Mortalitätsraten in den USA, und zwar im Zeitraum von 2010 bis 2022. Ziel war es dabei, die Veränderungen bei jüngeren Altersgruppen zu erkennen. Denn seit einigen Jahren wird greifbar, dass gewisse Erkrankungen – etwa Darmkrebs – bei jüngeren Menschen deutlicher im Anstieg sind als bei älteren (selbst wenn sie in dieser Alterskategorie weiterhin eher selten sind).
Die Big-Data-Studie ergab nun, dass die Inzidenzraten bei 14 Krebsarten in mindestens einer frühen Altersgruppe (15–29, 30–39, 40–49 Jahre) angestiegen sind. Dazu gehören Brust-, Darm-, Nieren-, Hoden-, Gebärmutter- und Bauchspeicheldrüsen-Krebs sowie verschiedene Lymphome. Bei 9 dieser Krebsarten zeigte sich der Anstieg auch in älteren Altersgruppen.
- Meredith S. Shiels, Anika T. Haque, Amy Berrington de González, M. Constanza Camargo, Megan A. Clarke, Brittny C. Davis Lynn, Eric A. Engels, Neal D. Freedman, Gretchen L. Gierach, Jonathan N. Hofmann, Rena R. Jones, Erikka Loftfield, Rashmi Sinha, Lindsay M. Morton, Stephen J. Chanock: «Trends in Cancer Incidence and Mortality Rates in Early-Onset and Older-Onset Age Groups in the United States, 2010–2019», in: «Cancer Discovery», Mai 2025.
- doi: 10.1158/2159-8290.CD-24-1678
Insgesamt nahmen die Epidemiologin Meredith S. Shiels und ihr Team 33 Krebsarten ins Visier. Die Zahlen zeigen andererseits also auch, dass die Inzidenz von 19 weiteren Krebsarten bei Menschen unter 50 Jahren abnahm; dazu zählen Lungen- und Prostatakrebs.
Am Ende blieb die Gesamtzahl aller Krebsdiagnosen in allen Altersgruppen stabil, und dies gilt auch für die Krebssterblichkeit.
Basis der Arbeit waren Daten aus Krebs- und Sterberegistern, die von den Forschern des National Cancer Institute in sechs Altersgruppen unterteilt wurden. Speziell im Fokus standen 2 Millionen Krebsfälle, die bei Menschen zwischen 15 und 49 Jahren im Zeitraum von 2010 bis 2019 diagnostiziert worden waren.
Speziell klar war die Zunahme der frühen Fälle bei Brustkrebs (etwa 4’800 zusätzliche Fälle 2019 gegenüber der Erwartung aus 2010). Auch bei Darmkrebs (+2’100), Nierenkrebs (+1’800), Gebärmutterkrebs (+1’200) und Bauchspeicheldrüsenkrebs (+500) waren die Zuwächse recht deutlich. Mehr als 80 Prozent der frühen zusätzlichen Krebsfälle entfielen auf diese Arten.
Inzidenz und Mortalitätsraten bei Krebs, Entwicklung 2010 bis 2019 (bzw. 2022). Tabelle: «Cancer Therapy Advisor»
Zu den Gründen der Entwicklung macht die Studie wenig konkrete Angaben. Eine Ursache könnte bei der Zunahme des Durchschnittsgewichts liegen; denn es fällt auf, dass mehrere Krebsarten, die sich bei Übergewicht häufen, im Beobachtungszeitraum zunahmen. Aber auch Veränderungen bei Vorsorgeuntersuchungen, bei der Diagnostik oder in der Klassifikation könnten eine Rolle spielen.
Insgesamt blieb die Sterblichkeit trotz steigender Inzidenz bei jüngeren Menschen stabil. Einen leichten Anstieg der Todesfälle gab es bei Darm- und Gebärmutterkrebs.
«Le nombre de cancers des moins de 50 ans a augmenté de près de 80% en 30 ans»: Fernsehbeitrag zum Thema in der RTS-Newssendung «19.30», 11. Mai 2025.