«Wussten Sie, dass eine Frau beispielsweise in Uri 182.80 Franken für Brustkrebs-Screening zahlen muss, während sie in Basel gratis ist?» So kritisiert FDP-Ständerat Damian Müller die nationalen Unterschiede in einem Linkedin-Beitrag: «In der Schweiz entscheidet der Wohnkanton darüber, ob eine Frau Zugang zu einer Brustkrebs-Untersuchung hat – oder nicht. Diese Ungleichheiten sind inakzeptabel.»
Der Luzerner war es auch, der mit einer
Interpellation vom Bundesrat wissen wollte, ob dieser die Einschätzung teile, dass die aktuellen kantonalen Krebs-Screening-Programme angesichts der Entwicklung der Prävalenz und Mortalität von Krebs in der Schweiz unzureichend sind.
Der Hintergrund: National- und Ständerat forderten den Bundesrat mit einer
Motion auf, einen nationalen Krebsplan zu erarbeiten. Der Ständerat stimmte im Juni 2023 zu, der Nationalrat folgte im Februar 2024. Mit seiner Interpellation wollte Müller Druck ausüben.
«Doch was macht der Bundesrat? Er verschleppt das Thema und will erst 2026 reagieren», kritisiert Müller auf Linkedin.
Nicht alle Kantone haben Programme für die Früherkennung von Brustkrebs
Tatsächlich erklärte die Landesregierung in ihrer Stellungnahme, dass der Nationale Krebsplan voraussichtlich erst im ersten Halbjahr 2026 verabschiedet wird.
Doch wird dieser Plan die Erwartungen erfüllen können? Ein zentraler Punkt ist für Damian Müller ein flächendeckendes, nationales Screening-Programm für die häufigsten Krebsarten. Doch der Bundesrat dämpft die Erwartungen.
Es fehle die gesetzliche Grundlage, um den Aufbau und die Durchführung eines solchen Programms auf Bundesebene zu ermöglichen – diese Verantwortung liege bei den Kantonen.
Man muss auch wissen: Es gab schon einmal eine
Nationale Strategie gegen Krebs (NSK) – von 2014 bis 2020. Ziel war es, Massnahmen vom Monitoring über Früherkennung, Therapie bis zur Palliativpflege zu koordinieren, fördern und harmonisieren.
In der Schweiz erkranken jedes Jahr 4500 Menschen an Dickdarmkrebs, 1600 sterben an den Folgen. «Viele dieser Todesfälle wären vermeidbar», so die Krebsliga. Darmkrebs gehöre zu den wenigen Krebsarten, bei denen Polypen zuverlässig entdeckt und entfernt werden können. Im Verlauf des März macht die Krebsliga mit verschiedenen Aktivitäten auf die Bedeutung der Darmkrebsvorsorge aufmerksam.
Besonders die Harmonisierung stellt eine Herausforderung dar, da die Kantone für die Umsetzung vieler Massnahmen zuständig sind.
So sagte Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider im Ständerat: «Es gibt Kantone mit Programmen zur Brustkrebsvorsorge, bei anderen ist die Einführung der Programme geplant. Wieder andere führen eine Früherkennung ausserhalb von Programmen durch. Dasselbe gilt für die Darmkrebsvorsorge.» Als Gesundheitsministerin könne sie darüber nicht zufrieden sein.
Baume-Schneider fehlt das Geld
Unglücklich ist Baume-Schneider auch über den Umstand, dass sie das BAG bitten muss, Sparprogramme umzusetzen. Angesichts der finanziellen Realität seien Neuausrichtungen oder Änderungen in der Priorisierung von Projekten im Gange.
Aufgrund der gesetzlichen Rahmenbedingungen und der finanziellen Möglichkeiten des Amtes müsse man bescheiden sein, sagte die Gesundheitsministerin bei der Diskussion der Interpellation Müller.
Und weiter: «Wenn wir Massnahmen ankündigen, aber nicht die Mittel für eine seriöse Umsetzung haben, verlieren wir die Anerkennung als Partner für Kantone und Institutionen», erklärte Baume-Schneider.
Ursprünglich hatte der Bundesrat die Idee eines Krebsplans abgelehnt, da der Verein Oncosuisse seit 2020 die NSK-Arbeit weiterführt. Oncosuisse ist ein Dachverband von acht Schweizer Krebsorganisationen, der ausschliesslich durch Mitgliederbeiträge und Spenden finanziert wird. Bund und Kantone sind jedoch nicht direkt eingebunden. Das erschwert eine flächendeckende Umsetzung von Massnahmen erst recht.