Krebsvorsorge: Theoretisch wichtig, praktisch weniger

Zwischen Bewusstsein und Verhalten klafft eine Lücke – auch wegen Wissenslücken bei den Kosten. Das zeigt der neue «Krebsversorgungsmonitor» von MSD.

, 2. April 2025 um 13:04
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Symbol-KI-Bild: Medinside.
Mammographie, Pap-Test, PSA-Test, Darmscreening, Hautkontrolle? Wenn man die Menschen fragt, äussern sie viel Zustimmung zu solchen Präventionsmassnahmen. Doch nur ein Bruchteil davon wird auch wirklich durchgeführt.
Dies eine Kerneinsicht, welche der neue Krebsversorgungsmonitor von MSD Schweiz bietet. In der repräsentativen Erhebung zur Qualität der Krebsversorgung, durchgeführt vom Forschungsinstitut Gfs Bern, wurden 1'250 Personen in der ganzen Schweiz befragt.
«Die Mammografie wird in der Romandie als wichtiger empfunden als in der Deutschschweiz. Die HPV-Impfung wird in allen Sprachregionen als ähnlich wichtig empfunden», so eine Aussage der Autoren.
Bei den für Frauen spezifischen Vorsorgemassnahmen nannten 93 Prozent den Gebärmutterhalsabstrich als «sehr wichtig» oder «eher wichtig». Die Mammografie erachten 89 Prozent als «sehr wichtig» oder «eher wichtig».
Etwas weniger Zustimmung finden die Vorsorgemassnahmen für Männer: Bei der Selbstkontrolle für Hodenkrebs liegt der Wert bei 83 Prozent, beim PSA-Test auf das prostataspezifische Antigen sind es noch 70 Prozent.
Und Darmscreening, Lungenkrebs-Früherkennung sowie die Impfung gegen HPV erhalten zwischen 68 und 83 Prozent Zustimmung.
In der Realität wird dann lediglich der Gebärmutterhalsabstrich halbwegs entsprechend der Gewichtung durchgeführt: Laut der MSD-Erhebung wurde er von 79 Prozent mindestens einmal gemacht. Die Mammografie wurde von 57 Prozent der befragten Frauen mindestens einmal gemacht. Weniger als die Hälfte hat schon einmal eine Hautkontrolle zur Hautkrebsvorsorge durchführen lassen (40 Prozent), beim Darmscreening liegt der Wert bei 39 Prozent, einen PSA-Test haben 38 Prozent gemacht.
Sehr selten sind die Impfung gegen HPV (15 Prozent) und die Lungenkrebsfrüherkennung (9 Prozent).
Woran liegt die Diskrepanz? Neben den bekannten Erklärungen wirft der Krebsversorgungsmonitor das Licht auf einen Detailaspekt: Für viele Befragte ist unklar, wer die Kosten für die Krebsvorsorge übernimmt. Eine Mehrheit meint, der Gebärmutterhalsabstrich werde von einer Krankenkassen-Zusatzversicherung übernommen (54 Prozent), ebenso die Mammografie (47 Prozent) und das Darmscreening (39 Prozent).
Kurz: Dass Vieles durch die Grundversicherung gedeckt ist – oft ohne Belastung der Franchise respektive ab einem gewissen Alter –, scheint nicht allgemein bekannt.

Krebspatienten geben gute Noten

Die Qualität des Schweizer Gesundheitssystems wird von der Bevölkerung als sehr gut eingeschätzt. Im MSD-Krebsversorgungsmonitor beurteilten die Befragten das Angebot sogar noch besser als in den Vorjahren: 87 Prozent nannten die Versorgung «hervorragend», «sehr gut» oder «eher gut».
Auf der anderen Seite beurteilen bloss 3 Prozent Qualität mit «schlecht».
Betroffene mit einer Krebserkrankung gaben ebenfalls bessere Noten als bei der letzten Erhebung 2023 – plus 3 Prozentpunkte bei «hervorragend», plus 2 Prozentpunkte bei «sehr gut». Insgesamt 87 Prozent der Befragten bewerten die Qualität der Krebsversorgung als «hervorragend», «sehr gut» oder «eher gut».

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