Konsumentenschützerin kritisiert die FMH

Die Stiftung für Konsumentenschutz macht die FMH mitverantwortlich dafür, dass das EPD nicht vom Fleck kommt.

, 19. Juli 2023 um 02:28
image
Beim Einrichten des Elektronischen Patientendossiers kann man nicht auf die Hilfe der Hausärztin zählen, wie das die Mehrheit der Bevölkerung offenbar möchte. | cch
«Erst 20'000 Personen haben ein elektronisches Patientendossier», schreibt der «Beobachter» in der aktuellen Ausgabe. Erst? Angesichts der kritischen Berichterstattung über das Elektronische Patientendossier (EPD), der zahlreichen Pannen und fehlenden Begeisterung bei Ärztinnen und Ärzten könnte man getrost das «Erst» durch ein «Schon» ersetzen.
Schuld sind immer viele. Doch gemäss Sara Stalder ist der Ärzteverband (FMH) mitverantwortlich für den fehlenden Erfolg des EPD. Er habe eine «doppelbödige Haltung». Stalder ist Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz.
«Gegen aussen gibt sich die FMH lösungsorientiert und betont, sie befürworte ein gut funktionierendes EPD – im Hintergrund zieht sie aber alle Register, um die Verbreitung und die Akzeptanz zu bremsen», so die Konsumentenschützerin im «Beobachter».
Das zeige sich auch im Umstand, dass die Informationskampagne des Bundesamts für Gesundheit (BAG), das die Ärzteschaft für eine freiwillige EPD-Mitgliedschaft motivieren soll, von der FMH nicht unterstützt werde, so die Konsumentenschützerin.

Ärzteschaft sieht keinen Nutzen

Dies ist auch nicht weiter verwunderlich. «Solange die Ärztinnen und Ärzte keinen Nutzen haben, können sie auch keine Patienten vom EPD überzeugen.», schreibt Anna Winter hier in einem Gastbeitrag. Sie ist Präsidentin IG eHealth und Co-Präsidentin Allianz «digitale Transformation im Gesundheitswesen».
«Wen würden Sie fragen, wenn beim Auto ein Rad schlingert? Vermutlich nicht den Autolackierer, sondern Ihren Garagisten», schreibt das Nachrichtenmagazin. Ähnlich ergehe es einer Mehrheit der Bevölkerung beim EPD. Sie möchte dies am liebsten beim Hausarzt eröffnen. Dumm nur, dass in der Deutschschweiz erst jeder zehnte ambulant tätige Hausarzt das EPD eingerichtet hat.
Und diejenigen, die einen entsprechenden Zugang haben, könnten zwar Dokumente in bestehenden Dossiers lesen oder neue Gesundheitsinformationen ihrer Patientinnen und Patienten hochladen – aber eben keine neuen EPDs anlegen.
  • EPD
  • konsumentenschutz
  • Anna Winter
  • IG eHealth
  • fmh
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Finanzkontrolle kritisiert Sicherheitslücken beim EPD

Das Bundesamt für Gesundheit muss beim elektronischen Patientendossier nachbessern: Nutzen, Kosten und Sicherheit bleiben unklar.

image

Offener Brief Nummer 2: Junge Ärzte verlieren die Geduld

Nach einem frustrierenden Treffen zum Stau beim SIWF kritisiert der VSAO die FMH-Spitze scharf. Der Verband fordert rasche Notmassnahmen – und findet, dass sonst der Bund eingreifen muss.

image

EPD: Pflicht in Deutschland, Wunschdenken in der Schweiz

Arztpraxen und Spitäler in Deutschland müssen ab sofort Patientendaten in die elektronische Patientenakte eintragen. In der Schweiz kann man davon nur träumen.

image

SIWF: Präsidentin Monika Brodmann tritt zurück

Nach fast fünf Jahren an der Spitze legt Monika Brodmann Maeder ihr Amt nieder. Sie verweist auf strukturelle Hürden – grundlegende Änderungen seien derzeit nicht realisierbar.

image

Administration statt Autonomie: Der ärztliche Spielraum schrumpft

In den Spitälern wächst der Einfluss von Krankenkassen und Verwaltung – und damit die Frustration. Zwei Drittel der Ärzte berichten von klaren Sparvorgaben, so die neue FMH-Erhebung. Bis zu drei Stunden täglich gehen für Bürokratie drauf.

image

Titelstau beim SIWF: Vorstoss gegen die Bürokratie

Monatelang warten, bis der Facharzttitel ausgestellt wird – ein grosses Problem für den medizinischen Nachwuchs gärt weiter. Jetzt soll sich sogar der Bundesrat darum kümmern.

Vom gleichen Autor

image

Bürokratie in der Reha - Kritik am Bundesrat

Die Antwort der Regierung auf eine Interpellation zur Entlastung der Rehabilitation überzeugt kaum – Reformvorschläge bleiben vage, die Frustration wächst.

image

Das Kostenfolgemodell lässt auf sich warten

Der Ständerat überweist die Motion Wasserfallen an die zuständige Kommission. Man nennt dies Verzögerungstaktik.

image

«Die Angehörigenpflege darf nicht zu einem Geschäftsmodell werden»

Ambitionslos und verantwortungslos - die SP-Nationalrätin Ursula Zybach ist vom Bericht des Bundesrats enttäuscht.