Im September sah es noch gar nicht gut aus: Die Berner Insel Gruppe war im ersten Halbjahr 2024 noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Der Semesterverlust verdoppelte sich gegenüber dem bereits schlechten Vorjahreswert – von 34,4 Millionen Franken auf 68,7 Millionen Franken.
Doch nun ist plötzlich alles anders: Die Insel Gruppe meldet für das Jahr 2024 einen deutlich tieferen Verlust. Danach lag das Gruppen-Jahresdefizit bei 23,7 Millionen Franken.
Damit überrascht der Berner Spitalkonzern erneut positiv. Bereits
Mitte Februar hatte er ein Minus im Spitalgeschäft verkündet, das deutlich besser war als allgemein erwartet: Es lag bei 51 Millionen Franken.
Angesichts der Grössenverhältnisse der übrigen Bereiche im Konzern war also mit einem Gesamtverlust von etwas weniger als 50 Millionen zu rechnen.
Dass der definitive Gruppen-Verlust nun drastisch tiefer ausfällt, liegt allerdings auch an einer buchhalterischen Neuerung: Definitions-Verschiebungen zwischen Eigen- und Fremdkapital führten in der Erfolgsrechnung zu einem positiven Effekt von 34,6 Millionen Franken.
Auf gleicher Berechnungsbasis hatte der Konzernverlust im Vorjahr 78 Millionen Franken betragen (nach dem alten System hatte «die Insel» vor einem Jahr noch ein Defizit von 113 Millionen verkündet).
In ihrer Mitteilung schreibt die Spitalleitung aber auch von konsequent umgesetzten Massnahmen, die erste positive Effekte zeigten. «2024 war ein anspruchsvolles Jahr. Wir haben viele Veränderungen initiiert und umgesetzt – dafür gebührt allen Mitarbeitenden grosse Wertschätzung», kommentiert Direktionspräsident Christian Leumann, den Rückblick. «Dank ihres enormen Engagements entwickeln wir uns Schritt für Schritt zu einer resilienteren und zukunftsorientierten Spitalgruppe.»
Die Zahl der Patienten sank sowohl stationär als auch ambulant. Insgesamt betreuten die Insel-Spitäler letztes Jahr gut 54'000 Fälle, was einem Rückgang von 5,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Unter Berücksichtigung der 2023 geschlossenen Spitäler Münsingen und Tiefenau ergibt sich auf vergleichbarer Basis jedoch ein Anstieg um 2,4 Prozent. Wegen der verstärkten Konzentration auf die universitäre Medizin erhöhte sich der Case Mix Index auf 1.46 (plus 2,2 Prozent).
Die ambulanten Konsultationen gingen um 5,2 Prozent auf 852'000 zurück; hier war unter Ausschluss der geschlossenen Standorte ein Rückgang von 0,6 Prozent zu verzeichnen.
Spitalbetrieb erholte sich nach Epic-Einführung
Am 2. März führte die Insel ihr neues Klinikinformations- und Steuerungssystems Epic ein. Die aufwendige Schulungsphase und die Aufschaltung hätten den Spitalbetrieb temporär eingeschränkt, räumen die Inselverantwortlichen ein. Im zweiten Halbjahr konnte sich die Insel wieder auffangen, und der Spitalbetrieb erzielte nach dem verlustreichen ersten Halbjahr sogar einen Gewinn von 20,4 Millionen.
Die übrigen Segmente der Insel-Gruppe erwirtschafteten einen Gewinn von 27 Millionen Franken. Massgeblich dazu trug eine Mehrwertabgeltung über 17,4 Millionen Franken bei, welche der Kanton Bern im Zusammenhang mit der Bereinigung der Grundeigentumsverhältnisse auf dem Insel-Campus leistete.
Zur Gruppe gehört neben dem Universitätsspital in Bern, dem Spital Aarberg und dem Spital Riggisberg noch das Spital und Altersheim Belp sowie das Reha-Zentrum Heiligenschwendi.