Fehlende Kenntnisse in der Komplementärmedizin

SP-Nationalrätin verlangt bessere Kompetenzen im Bereich Komplementärmedizin.

, 21. August 2024 um 14:41
image
Farah Rumy, hier am Rednerpult während der zurückliegenden Sommersession. | Screenshot: www.parlament.ch
Farah Rumy wurde schweizweit bekannt, als sie nach den letztjährigen Wahlen als erste Nationalrätin mit sri-lankischen Wurzeln gewählt wurde.
Die diplomierte Pflegefachfrau und heutige Berufsschullehrerin ist Co-Präsidentin des Solothurner Pflegeverbands und berufsbedingt vor allem an gesundheitspolitischen Themen interessiert, obwohl sie nicht Mitglied der nationalrätlichen Gesundheitskommission ist.
So reichte sie Mitte Juni eine Motion ein, deren Ziel es ist, in der schulmedizinischen Ausbildung ein grösseres Gewicht auf die Komplementärmedizin zu legen.
Konkret verlangt die SP-Nationalrätin aus dem Kanton Solothurn «Massnahmen zur Integration angemessener Kenntnisse über komplementärmedizinische Verfahren im Rahmen der Ausbildung im Gesundheitsberufegesetz zu verankern.»

Verdoppelung der Nutzung

In ihrer Begründung verweist Rumy auf die Schweizerische Gesundheitsbefragung 2022. Danach beanspruchten 30 Prozent aller Inländer ab 15 Jahren komplementärmedizinische Leistungen, womit sich die Nutzung innert zehn Jahren verdoppelt hatte. 88 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer erachten Komplementär- und Alternativmedizin als sinnvoll.
Aus diesem Grund, so Rumy in ihrer Begründung, müssten Absolventinnen und Absolventen der Gesundheitsberufe angemessene Kenntnisse über Nutzen und Grenzen von Komplementärmedizin erwerben.
Nur so könnten sie den Wünschen ihrer Patientinnen und Patienten gerecht zu werden und diese kompetent beraten und behandeln.

Der Bundesrat will nicht

Der Bundesrat hält nichts von diesem Vorstoss, wie er nun in seiner Stellungnahme schreibt.
Zu den Abschlusskompetenzen, die im Gesundheitsberufegesetz und seinen Verordnungen geregelt wird, zählen die Kompetenz zur Umsetzung von wissenschaftlichen Erkenntnissen, das Wissen über präventive, diagnostische, therapeutische, rehabilitative und palliative Massnahmen sowie Kenntnisse über die verschiedenen Akteure im Versorgungssystem.
Der Gesetzgeber habe darauf verzichtet, einzelne fachliche Themen zu spezifizieren. Eine explizite Verankerung im Bundesgesetz über die Gesundheitsberufe würde der Komplementärmedizin darum eine Sonderstellung im Vergleich zu anderen fachlichen Themen einräumen. Das sei nicht gerechtfertigt.

Stüdeli widerspricht

Diese Sonderstellung sei sehr wohl gerechtfertigt, erklärt dagegen Walter Stüdeli vom Dachverband Komplementärmedizin. Komplementärmedizin habe wegen des Verfassungsauftrags eine Vorrangstellung.
Komplementärmedizin habe – wie alle Methoden – Vorteile und Grenzen. Gesundheitsfachpersonen würden oft nach den Möglichkeiten der natürlichen Medizin gefragt. Oft werde sie eingesetzt; oft auch integrativ. «Um die Möglichkeiten und die Grenzen zu kennen, braucht es Fachkenntnisse in der Ausbildung und idealerweise später auch in der Praxis.»
  • politik
  • komplementärmedizin
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image
Gastbeitrag von Andreas Faller

2025: Weiter mit dem Geist der Efas-Vorlage

Das Gesundheitswesen steht vor einem dicht bepackten politischen Jahr. Mit einem veränderten Mindset von Politik und Akteuren könnte viel Gutes erreicht werden.

image

Cédric Wermuth macht Spital Zofingen zum Bundes-Thema

Das Spital als «reines Renditeobjekt»? Privatisierung der Grundversorgung? Der Co-Präsident der SP verlangt Antworten vom Bundesrat.

image

Zusatzversicherungen: SVV warnt vor Leistungskürzungen

Bis Ende 2024 dürften drei Viertel der Zusatzversicherungsverträge den neuen Transparenzanforderungen genügen. In der Genferseeregion bleibt der Weg steinig.

image

Wallis: Kein Geld fürs Gesundheitspersonal

Der Kanton Wallis muss sparen - deshalb soll es keinen Teuerungsausgleich fürs Gesundheitspersonal geben. Dagegen formiert sich Widerstand.

image

Waadt: Regionalspital setzt auf Alternativmedizin

Die Établissements hospitaliers du Nord vaudois eröffnen ein Zentrum für integrative Medizin – mit Angeboten wie Hypnose und Homöopathie.

image
Gastbeitrag von Andri Silberschmidt

Koordinierte Netzwerke stärken statt verstaatlichen

Es braucht keinen neuen Leistungserbringer «koordinierte Versorgung». Zuerst sollten wir die bereits beschlossenen Kostendämpfungs-Massnahmen wirken lassen.

Vom gleichen Autor

image

Der Verein Ethik und Medizin Schweiz kritisiert die Sendung «Puls»

Michel Romanens meldete der Ombudsstelle grobe Verletzungen journalistischer Sorgfaltspflicht.

image

Notfall: Wieder kommt die Bagatellgebühr aufs Tapet

Der SBK, die Stimme der Pflege, nennt drei Massnahmen als Alternative zur Notfallgebühr von 50 Franken.

image

Zweisimmen: Viele Notfälle und jetzt auch noch der Ausfall von Chirurgen

Kordula-Pia Stolzenburg, die Co-stellvertretende Chefärztin Chirurgie am Spital Zweisimmen, hat das Unternehmen vor Beendigung der Probezeit verlassen.