Am Dienstag ist der
längste Streik der britischen Ärzteschaft zu Ende gegangen. Weil 64'000 Assistanz- und Oberärzte ihre Arbeit niederlegten, mussten Tausende von Terminen und Operationen verschoben worden.
Der Chef eines mittelgrossen Spitals in South East England zog nun Bilanz: Er gab gegenüber
BBC genaue Zahlen bekannt: Das Spital habe 200 ambulante Termine und mehr als 100 Eingriffe absagen müssen.
Der Ausstand habe das Spital etwa eine Million Pfund (1,08 Millionen Schweizer Franken) gekostet. Es handle sich dabei einerseits um Einkommensverluste wegen der Absagen und andererseits um Mehrkosten für höhere Löhne, die während des Streiks bezahlt wurden.
Das Spital ist mit rund 560 Betten und 4000 Angestellten etwas grösser als das Kantonsspital Aarau.
35 Prozent mehr Lohn
Die britische Ärztevereinigung BMA fordert mit dem Streik eine Lohnerhöhung von 35 Prozent. Die Regierung erklärte jedoch, sie wolle nicht während des Streiks verhandeln.
Offenbar ist die Gesundheitsministerin Victoria Atkins aber bereit, eine «faire und vernünftige Lösung finden, um die Streiks ein für alle Mal zu beenden».
Weitere Streiks geplant
Die britischen Assistenzärzte planen trotzdem bereits eine Urabstimmung in ihren Reihen, damit sie weitere Streiks bis September durchführen können.
Laut
«The Guardian» dürfte dieser Schritt die ohnehin schon angespannten Beziehungen zur Gesundheitsministerin noch weiter verschärfen. Sie sagte am zweitletzten Streiktag, dass die Ärztevereinigung «unvernünftig» sei und bezeichnete deren Lohnforderung von 35 Prozent als «einfach unbezahlbar».
Schon 34 Tage gestreikt
Aus Gewerkschaftskreisen verlautete, dass die Assistenzärzte mehrheitlich für die Fortsetzung ihrer Streik-Kampagne seien, auch wenn die teilnehmenden Ärzte jedes Mal einen Teil ihres Lohnes verlieren.
Die Assistenzärzte haben in den letzten Monaten schon 34 Tage lang gestreikt, in zehn verschiedenen Arbeitsniederlegungen, die jeweils zwischen drei und sechs Tagen dauerten.
200'000 Termine abgesagt
Der derzeitige Streik, der am vergangenen Mittwoch um 7 Uhr morgens begann und am Dienstag um 7 Uhr endete, war der längste. Es wird angenommen, dass die Spitäler gezwungen waren, bis zu 200’000 Termine und Operationen abzusagen.