Die Schweiz schreibt den Spitälern für die meisten Operationen keine Mindestfallzahlen vor. Bisher hat sich auch der Spital-Dachverband Hplus geweigert, den Spitälern für bestimmte Operationen eine Mindestfallzahl vorzuschreiben oder wenigstens zu empfehlen.
Verteilkampf
Anders in Deutschland: Dort gelten für die Spitäler fixe Mindestfallzahlen. Davon ist die Schweiz weit entfernt. Nur einige Kantone geben bescheidene Fallzahlen vor.
Freiwillig wollen sich die Spitäler nicht auf weniger Eingriffe beschränken. Denn um finanziell einträgliche Operationen herrscht schon seit längeren Zeit ein Verteilkampf. Jüngst kritisierte etwa die Online-Zeitung
«Infosperber»: In der Schweiz wollen noch zu viele Spitäler möglichst viele Eingriffe selber anbieten. Es geht um Prestige und Auslastungen.
Nicht einmal zweimal pro Monat
Das kann zu unerwünschten Situationen führen. Zahlreiche Spitäler führen bestimmte Operationen nicht einmal zweimal pro Monat durch. Die Zahl der Häuser, die bestimmte Operationen riskant selten durchführen, ging zwar in den vergangenen zehn Jahren etwas zurück, jedoch sehr langsam.
Zahlen des BAG bestätigen diese Kritik. Zum Beispiel bei Operationen der Bauchspeicheldrüse: Über 100 solche Eingriffe pro Jahr machen nur die beiden Universitätsspitäler Bern und Lausanne. 11 Spitäler machten 2021 nur gerade einen oder zwei solche Eingriffe. Ähnlich bei Operationen an der Speiseröhre: Auch hier gibt es 11 Spitäler, die nur ein- bis zweimal pro Jahr operieren.
So rechnet man in Deutschland
Deutschland hat schon lange für schwierige Eingriffe eine
Mindestmengenregelung. Die Gesundheitsbehörden wollen, dass solche Operationen nur Spitäler durchführen, deren Ärztinnen und Ärzte damit ausreichend Erfahrung haben.
Für diese Eingriffe gelten folgende Mindestmengen:
- Bauchspeicheldrüse: 20
- Lebertransplantation: 20
- Nierentransplantation: 25
- Versorgung von Neugeborenen mit einem Aufnahmegewicht unter 1250 g: 25
- Speiseröhre: 26
- Allogene Stammzelltransplantation: 40
- Kniegelenk-Totalendoprothesen: 50
- Lungenkrebs: 75
- Brustkrebs: 100
Schweizer Spitäler fürchten die Folgen
In der Schweiz wollen die meisten Spitäler nichts von Mindestfallzahlen wissen - insbesondere dann nicht, wenn sie höher angesetzt werden sollen. Sie fürchten, dass sie damit Leistungsaufträge und Patienten verlieren.