Deutschland führt Lungen-Check für Raucher ein

Was Lungenärzte in der Schweiz bisher vergeblich fordern, kommt nun in Deutschland: Eine Lungenuntersuchung für Risikopersonen.

, 3. Juli 2024 um 06:55
image
Lungenkrebs (im Bild links). | Janssen
In Deutschland können Raucher oder Ex-Raucherinnen künftig ihre Lungen mit einer Computer-Tomographie untersuchen lassen. Die neu eingeführte Lungenkrebs-Früherkennungs-Verordnung ermöglicht solche Vorsorge-Checks.
Wer sich unter welchen Bedingungen untersuchen lassen kann, wird derzeit ausgearbeitet. Ziel ist ein Früherkennungsprogramm, das alle Risikopersonen erreicht.
Auch in der Schweiz empfiehlt eine Expertengruppe, ein Lungenkrebs-Screening für Risikogruppen einzuführen. Doch es gibt ein grosses Problem dabei: Nur die wenigsten Risikopersonen wollen sich eingestehen, dass sie zu viel rauchen und deshalb zur Gruppe gehören, die sich einem Screening unterziehen sollte.

Besser «Check» als «Krebs-Untersuchung»

In der Schweiz ist noch nicht klar, wie man das Problem lösen will. Schon jetzt empfehlen Fachleute aber, besser von einem «Lungengesundheitscheck» als von Lungenkrebs-Screening zu sprechen. Damit wollen sie Ängste und Stigmatisierungen in den Risikogruppen vermeiden.

Deutschland hat mehr Fälle

In Deutschland erkranken und sterben mehr Menschen an Lungenkrebs als in der Schweiz: In unserem Nachbarland mit der zehnfachen Bevölkerungszahl wird jährlich bei rund 57’000 Menschen neu ein Lungenkrebs diagnostiziert. In der Schweiz sind es 4800 – also umgerechnet 900 Patienten weniger.
In Deutschland sterben pro Jahr 45’000 Menschen an Lungenkrebs. In der Schweiz sind es 3300 – also umgerechnet 1200 weniger.
Die Methode der Früherkennung wird von den Fachleuten als wirksam, sicher und verhältnismässig günstig gelobt: Angewendet wird eine Niedrigdosis-Computertomographie (LDCT) in Personengruppen mit einem hohen Lungenkrebsrisiko. Durch eine Diagnosestellung bereits in einem frühen – und damit noch heilbarem Tumorstadium – könne die Sterblichkeit an Lungenkrebs signifikant gesenkt werden.

In Europa noch wenig verbreitet

Solche LDCT-basierte Lungenkrebs-Screeningprogramme gibt es unter anderem bereits in den USA, Kanada, Australien, China und Südkorea. In Europa laufen solche Programme hingegen erst in Kroatien, Polen und in der Tschechischen Republik.

Gemeinnützige Stiftung bietet Früherkennung an

Die Stiftung für Lungendiagnostik bietet seit 2016 die Früherkennung von Lungenkrebs bei Risikopersonen an. Die Kosten für die Computertomografie (CT) - derzeit sind es rund 240 Franken - müssen die Patienten zwar selber tragen, sie sind aber mit Spendengeldern reduziert und «entsprechen etwa vier Wochen Zigarettenrauchen», wie die Stiftung betont.

  • lungenkrebs
  • Pulmologie
  • pneumologie
  • Onkologie
  • Prävention
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

KSGL bekommt neuen Leiter für die Onkologie

Ab Januar 2026 übernimmt Robert Racek die Leitung der Onkologie am Kantonsspital Glarus. Er folgt auf Christina Züger, die nach 20 Jahren im KSGL in den Ruhestand geht.

image

Die meistzitierten Medizin-Forscher in der Schweiz

Besonders in Onkologie, Immunologie und Pharmakologie finden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Schweiz weltweit Beachtung.

image

CHUV organisiert die Onkologieforschung neu

Die Forschung in den Bereichen Onkologie und Zelltherapie in Lausanne wird anders aufgeteilt. Rund fünfzig Stellen könnten gestrichen werden.

image

KI-gestützte Zweitmeinung für Thorax-Röntgen

Thorax-Röntgenbilder sind oft schwer zu beurteilen, kleine Auffälligkeiten werden leicht übersehen. LungAI analysiert Aufnahmen in Sekundenschnelle, markiert mögliche Befunde und gibt Hausärzten eine Zweitmeinung.

image

Brustkrebstherapie: Erstmals nationale Kennzahlen erhoben

Insgesamt wird Brustkrebs in der Schweiz früh entdeckt. Handlungsbedarf besteht jedoch bei den Screeningprogrammen.

image

KSBL: Neue Leitung der Pneumologie

Nach gut drei Jahren gibt Stefan Gasser die Leitung der Pneumologie am Kantonsspital Baselland ab. Sein Nachfolger heisst Andrei Darie.

Vom gleichen Autor

image

Krankenkasse kritisiert starke Zunahme der Computer-Tomographien

Letztes Jahr wurde bei etwa sieben Prozent der Bevölkerung mindestens eine CT des Rumpfes durchgeführt. Die Helsana ist besorgt über diese Zahlen.

image

Schaffhauser Kinder- und Jugendpsychiatrie in der Kritik – Chefarzt tritt ab

Jan-Christoph Schaefer ist nicht mehr Leiter der Klinik. Fachleute bemängeln die Arbeit des Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienstes.

image

Gutachten für die IV: Spitäler haben wenig Interesse

Es wäre eine lukrative Tätigkeit, IV-Gutachten zu erstellen. Doch die meisten Spitäler wollen nicht.