KI-gestützte Zweitmeinung für Thorax-Röntgen

Thorax-Röntgenbilder sind oft schwer zu beurteilen, kleine Auffälligkeiten werden leicht übersehen. LungAI analysiert Aufnahmen in Sekundenschnelle, markiert mögliche Befunde und gibt Hausärzten eine Zweitmeinung.

, 17. November 2025 um 10:25
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Symbolbild: Unsplash
Thorax-Röntgenbilder gehören zum Alltag vieler Hausärztinnen und Hausärzte. Doch die Befundung ist oft anspruchsvoll – vor allem kleine Anomalien lassen sich auf den zweidimensionalen Aufnahmen oft schwer erkennen.
Studien zeigen, dass bis zu einem Viertel der sichtbaren Knoten auf Röntgenbildern von Nicht-Radiologinnen und -Radiologen übersehen wird. Eine frühe Erkennung kann jedoch entscheidend sein: Sie ermöglicht weniger invasive Therapien und kann die Heilungschancen verbessern.
Hier setzt LungAI an – eine webbasierte Applikation, die mithilfe künstlicher Intelligenz Thorax-Röntgenbilder analysiert und Ärzten eine schnelle, standardisierte Zweitmeinung liefert. Die Software erkennt potenzielle Auffälligkeiten und berechnet die Wahrscheinlichkeit von zehn verschiedenen Lungenerkrankungen.
Im Gegensatz zu vielen bestehenden KI-Systemen erfordert LungAI keine Installation oder Integration in komplexe PACS-Umgebungen. Die Anwendung läuft direkt im Webbrowser und lässt sich ohne technische Hürden bedienen.
Nach dem Hochladen eines DICOM-Bildes (AP- oder PA-Projektion) erfolgt die Analyse innerhalb weniger Sekunden – das Ergebnis zeigt markierte Auffälligkeiten und Wahrscheinlichkeitswerte. Damit eignet sich das Tool besonders für kleinere Praxen, die keinen direkten Zugang zu radiologischer Infrastruktur haben.

Wissenschaftliche Grundlage

Die zugrunde liegenden Algorithmen stammen vom Hersteller Lunit, sind wissenschaftlich validiert und verfügen über CE- sowie FDA-Zulassung. Sie kommen weltweit in über 1000 Kliniken im Routineeinsatz zum Tragen. In der Schweiz wird LungAI von Spitälern Hausärztinnen und Hausärzten zur Verfügung gestellt.

Datensicherheit

Dabei entscheidet der Hausarzt eigenständig, ob er Informationen weitergibt, stets in Absprache mit dem Patienten. Es besteht kein Zuweisungszwang: Patientinnen und Patienten behalten die Kontrolle über den weiteren Behandlungsablauf, während der Hausarzt unabhängig über die nächsten Schritte entscheidet. Zudem werden Analyseergebnisse nach 60 Tagen automatisch gelöscht. Die Server befinden sich in der Schweiz, und es findet keine externe Datenübertragung statt.

Unterstützung statt Ersatz

LungAI versteht sich nicht als Diagnoseinstrument, sondern als Ergänzung ärztlicher Expertise. Die Anwendung soll helfen, kritische Befunde frühzeitig zu erkennen und Fehleinschätzungen zu reduzieren – besonders dort, wo Radiologinnen und Radiologen nicht jederzeit verfügbar sind.
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