Deutsche Spitäler: Pleitewelle im neuen Jahr

Nicht nur die Schweiz herrscht die Spitalkrise – in Deutschland ist die Lage viel dramatischer. Wie sehr, zeigen neue Zahlen.

, 5. Januar 2024 um 04:04
image
Symbolbild: Brandon Holmes on Unsplash
Fast 80 Prozent der deutschen Krankenhäuser in Deutschland dürften das letzte Jahr mit einem Defizit abgeschlossen haben. Und lediglich sieben Prozent der Kliniken rechnen mit schwarzen Zahlen. Dies besagt eine Erhebung, welche die Deutsche Krankenhaus Gesellschaft DGK soeben veröffentlicht hat.
«Die Lage der Krankenhäuser in Deutschland ist dramatisch, und die Kliniklandschaft verändert sich in einer nie dagewesenen Geschwindigkeit und Intensität»: So kommentiert Gerald Gaß, der Chef der DGK, die Ergebnisse.
Denn der Anteil der Spitäler mit roten Zahlen hat innert eines Jahres stark zugenommen. 2022 hatten noch die Hälfte aller Krankenhäuser in Deutschland ein negatives Jahresergebnis erzielt, 2021 konnte sogar die Mehrheit einen Verlust vermeiden.
«Das ist eine negative Dynamik, die es so in den letzten Jahrzehnten nicht gegeben hat», so Gaß: «Gleichzeitig verzeichnen wir aktuell deutlich mehr Insolvenzen als üblich, und das Jahr 2024 droht ein Rekord-Insolvenzjahr zu werden.» Und weiter: «Fast kein Krankenhaus kann seine Ausgaben mehr aus den laufenden Einnahmen decken.»
Konkret erwarten 71 Prozent der Krankenhäuser eine weitere Verschlechterung der Lage, nur vier Prozent rechnen mit einer Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Situation.
Woran liegt es? Dazu tauchen die auch hier sehr bekannten Erklärungen auf: Die höheren Sach- und Personalkosten beinträchtigen nahezu flächendeckend die Liquidität der Spitäler. Eine anhaltende Unterfinanzierung der Klinken habe die nötigen Investitionen anstauen lassen. Und weil die Kliniken ihre Preise nicht einfach an die Inflation anpassen können, spüren sie die Teuerung der letzten zwei Jahren nun entscheidend.

Pflegepersonal-Not

Die Umfrage bei einer repräsentativen Auswahl deutscher Spitalmanager besagt ferner, dass auch sie noch deutlichere Personalengpässe in der Pflege erwarten: «Rund 90 Prozent der Krankenhäuser gehen in ihrer Prognose davon aus, dass sie aufgrund sinkender Bewerberzahlen für Ausbildungsplätze ihren Pflegepersonalbedarf nicht mehr decken können», so der Report.
  • Quelle: Deutsches Krankenhaus Institut, «Krankenhaus-Barometer 2023», Dezember 2023.
Die Ergebnisse des Krankenhaus-Barometers 2023 beruhen auf der schriftlichen Befragung einer repräsentativen Stichprobe von Allgemein-Krankenhäusern ab 100 Betten in Deutschland, die von Mitte April bis Ende Juni 2023 durchgeführt worden ist. Beteiligt haben sich insgesamt 388 Krankenhäuser.
  • spital
  • deutschland
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Deutschland: Drogerieriese drängt in Gesundheitsvorsorge

Die Drogeriekette DM bietet neu auch Gesundheitsservices an. Der Konzern arbeitet mit professionellen Partnern – Fachärzte äussern Kritik.

image

Sparprogramme reichen nicht: Das Spitaljahr im Check

Kooperationen, weniger Angebote, effizientere Abläufe, Schliessungen, Nullrunden bei den Löhnen: Die öffentlichen Akutspitäler haben viel getan, um die Finanznot zu bekämpfen. Fazit: So geht es trotzdem nicht weiter.

image

Spitäler 2025 und 2026: Bessere Margen – aber grosse Tarif-Fragezeichen

Die Finanzchefs der Schweizer Spitäler erwarten fürs Erste eine etwas bessere Rentabilität. Zugleich sorgt das neue Tarifsystem für Unsicherheit. Die Erwartungen reichen von Mehreinnahmen bis zu spürbaren Einbussen.

image

Die 10-Prozent-Illusion der Schweizer Spitäler

Eine Betriebsrendite von zehn Prozent galt lange als Überlebensregel für Akutspitäler. Womöglich ist dieser Richtwert inzwischen zu tief. Die Beratungsfirma PwC fordert mehr Effizienz – die Spitäler höhere Tarife.

image

«Als Arzt nach Deutschland – warum nicht?»

Für Schweizer Assistenzärzte kann die Arbeit an einem deutschen Krankenhaus interessant sein. Die Nachfrage steige, sagt Martin Werner von DocsGoSwiss im Kurzinterview.

image

Spitalhygiene: Geschlechtsneutrale WCs bergen ein Risiko

In schottischen Krankenhäusern wurden Damen-, Herren- und Unisex-Toiletten auf Keime geprüft. Heraus kamen drastische Unterschiede.

Vom gleichen Autor

image

Stadtspital Zürich: Neuer Chef für die Innere Medizin

Andreas Schoenenberger wechselt von der Thurmed-Gruppe ans Stadtspital. Er wird damit auch Mitglied der Spitalleitung.

image

Knie- und Hüftimplantate: Immer weniger Folgeeingriffe nötig

Die 2-Jahres-Revisionsraten bei Hüft- und Knieprothesen sinken weiter leicht oder bleiben stabil. Die Daten deuten eine zunehmend einheitliche Versorgungsqualität in der Schweiz an.

image

Mehr Pflegepersonal = weniger Ärzte-Burnout

Eine grosse Erhebung in sieben Ländern zeigt: Dort, wo Pflege stark vertreten ist und Arbeitsumgebungen stimmen, bleiben Ärztinnen und Ärzte länger im Beruf.