Der Preis der Standortvielfalt: 8,5 Millionen

Transporte, Doppelungen, Koordinationsaufwand? Das Freiburger Spital HFR liess errechnen, welche Kosten die dezentrale Struktur verursacht.

, 28. März 2025 um 04:00
image
Standort des HFR Riaz | Bild: PD HFR
Die standortübergreifenden Aktivitäten des Freiburger Spitals (HFR) führen pro Jahr zu Mehrkosten von etwa 8,5 Millionen Franken. Dies errechnete eine Studie der Auditing- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young. Der Bericht wurde für interne Zwecke erstellt und sollte nicht veröffentlicht werden, aber die Zeitung «La Liberté» erhielt ihn.
Das Freiburger Spitalnetz besteht aus einem Zentrum für Spitzenmedizin – dem Kantonsspital in Freiburg – sowie drei regionalen Standorten: Riaz, Tafers und Meyriez.
Die Studie wurde von Mai bis Oktober 2024 durchgeführt und umfasste Interviews sowie die Analyse von Buchhaltungsdaten. Im danach erstellten Bericht werden diverse Arten von Mehrkosten hervorgehoben, etwa:
  • Transport von Waren, Material und Patienten zwischen den verschiedenen Standorten;
  • Laborkosten (zum Beispiel, weil eine identische Handlung in der Peripherie teurer wird);
  • Innere Medizin, die an mehreren Standorten eingesetzt wird, mit Folgen beim Personal wie bei den Anlagen.
Die Studie thematisiert zudem qualitative Einbussen, auch wenn diese nicht direkt messbar sind. Ein Beispiel ist etwa das komplexere Management der Ausstattung, insbesondere der Betten, zwischen den vier Standorten.

Eine Zahl in einem Konflikt

Die Studie wurde in einem angespannten Umfeld in Auftrag gegeben: Die Kantonsspitalgruppe HFR befindet sich seit mehreren Jahren in den roten Zahlen. Für das laufende Jahr 2025 rechnet das Freiburger Spital mit einem Defizit von 29,8 Millionen Franken.
In diesem Rahmen kündigte die Spitalleitung Ende Januar an, dass die Innere Medizin am Standort Riaz geschlossen beziehungsweise ans Kantonsspital in Freiburg verlegt werden soll. Die Abteilungen für Akutgeriatrie und geriatrische Rehabilitation sollen in Riaz indes ausgebaut werden. Schon zuvor war auch beschlossen worden, die Innere Medizin in Murten zu schliessen und nach Tafers zu verlagern.
Die Pläne lösten heftige Reaktionen bei Personal sowie bei regionalen Vertretern aus.
In «La Liberté» warf Anouk Osiek Marmier, Präsidentin der kantonalen Ärztegesellschaft, eine Schlüsselfrage auf: Wie werden die Patienten auf die Schliessung der Inneren Medizin in Riaz reagieren? Debattiert wurden auch die Folgen für den südlichen Kantonsteil insgesamt.
Dies zeigt, dass eine Spitalstruktur viele verschiedene Ziele und Werte abbildet. Die 8,5 Millionen Franken, die sich laut der EY-Studie theoretisch durch eine Zentralisierung einsparen liessen, stellen also nur einen Orientierungswer dar – einen Wert, an dem die Vor- und Nachteile gemessen werden können.
Offenbar besteht auch der Wille, den Kanton zu einer Reaktion zu bewegen, insbesondere um höhere gemeinwirtschaftliche Leistungen vergütet zu erhalten: Und hier bieten die Zahlenangaben über den Finanzbedarf des Mehrstandort-Modells einen Rahmen. Derzeit wird ein Vorstoss dazu im Freiburger Grossen Rat vorbereitet.
  • hfr
  • freiburger spital
  • akut
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Neuenburg: Muss das Spital in La Chaux-de-Fonds jetzt doch schliessen?

Vor einigen Jahren beschlossen die Bürger, dass der Kanton Neuchâtel zwei Spitäler betreiben soll – nicht nur eines. Jetzt beginnt die Debatte erneut.

image

Gutachten für die IV: Spitäler haben wenig Interesse

Es wäre eine lukrative Tätigkeit, IV-Gutachten zu erstellen. Doch die meisten Spitäler wollen nicht.

image

Intensivmediziner wechselt von Luzern nach Stans

Christian Brunner ist neuer Leiter der Intensivmedizin am Spital Nidwalden.

image

KSGL: Alexander Penssler wird CEO

Alexander Penssler übernimmt die Leitung des Kantonsspitals Glarus von Stephanie Hackethal. Bislang leitete er die Integrierte Psychiatrie Winterthur – Zürcher Unterland.

image

GDK will klarere Arbeitsteilung der Spitäler

Die Kantone wollen ihre Spitalplanung neu ausrichten und Spezialangebote bündeln. Dafür startet die GDK einen Drei-Phasen-Plan. Bis er umgesetzt ist, dauert es allerdings noch eine Weile.

image

Schaffhausen: Klares Ja für neues Spital

Auch die Bevölkerung von Schaffhausen zeigt, wie wichtig eine wohnortsnahe Spitalversorgung bleibt.

Vom gleichen Autor

image

Reorganisation bei Swiss Medical Network

Genf und das Waadtland werden in der Region «Arc Lémanique» zusammengefasst, geleitet von Stanley Hautdidier. In der Geschäftsleitung kommt es zu mehreren Veränderungen.

image

Ensemble Hospitalier de la Côte: Neue Leiterin Chirurgie

Nach Stationen am CHUV und HUG kehrt Valentine Luzuy-Guarnero zum Waadtländer Gesundheitsnetzwerk EHC zurück.

image

Medizinstudierende wählen nach Fachattraktivität

Nicht Geld oder Lifestyle entscheiden – sondern die Faszination fürs Fach: Eine aktuelle Studie zeigt, dass Medizinstudierende ihre Berufswahl vor allem nach der Attraktivität des Fachgebiets treffen.