Das Freiburger Spital HFR kündigte letzte Woche
eine umfassende Reorganisation an – was auch eine Folge des für 2025 erwarteten Defizits von knapp 30 Millionen Franken ist. Zu den geplanten Massnahmen gehören die Streichung von 90 vollzeitäquivalenten Stellen sowie die Verlegung der Abteilung für Innere Medizin vom Standort Riaz ins Kantonsspital nach Freiburg.
Diese Entscheidung hat nun eine Welle von Reaktionen unter den Angehörigen der Gesundheitsberufe und den gewählten Vertretern aus.
Sorge um Ausbildung
Parallel zur für Herbst 2025 geplanten Schliessung der Inneren Medizin will die HFR-Leitung das geriatrische Angebot in Riaz stärken. Doch für einige Ärzte stehen die Sorgen um die Patientenbetreuung und die Organisation der Versorgung im Zentrum.
In
«La Liberté» erklärte die Präsidentin der Freiburger Ärztegesellschaft, Anouk Osiek Marmier, dass die Grundversorger eng mit der Inneren Medizin in Riaz zusammenarbeiten und dass die Zentralisierung diesen Dialog erschweren wird.
«Die Grundversorger arbeiten eng mit der Inneren Medizin in Riaz zusammen. Mit der Zentralisierung wird dieser Dialog schwieriger werden.»
Eine entscheidende Frage sei auch, wie die Patienten reagieren werden. Einige lehnen eine Hospitalisierung an einem anderen Standort als in Riaz ab, so dass die Hausärzte gezwungen sind, Fälle, die eine Hospitalisierung erfordern, in der Praxis zu behandeln.
Diese Befürchtung wird von mehreren Politikern geteilt. In «La Liberté» kritisierte Annick Remy-Ruffieux (Mitte) eine «übertriebene Zentralisierung» und meinte, die Kantonsspital-Gruppe HFR verpasse eine Gelegenheit, rentable Dienstleistungen anzubieten, während private Akteure ihre Präsenz in Bulle verstärkten. Benoît Glasson (FDP) äusserte sich ebenfalls besorgt über eine Tendenz, alles wieder zu zentralisieren – statt die bestehenden Standorte zu stärken.
Regional-Problem
Angeführt wird auch die Sorge, dass der südliche Teils des Kantons für junge Ärzte an Anziehungskraft verlieren könnte. In
«La Gruyère» erinnert eine Gesundheitsangestellte daran, dass diese Schliessung in Riaz die Anzahl der Ausbildungsplätze für Assistenzärzte für Innere Medizin sesnken wird – also für die künftigen Allgemeinmediziner in der Region.
«Obendrein wird diese Schliessung die Ausbildungsplätze für Assistenten für allgemeine innere Medizin, die unsere zukünftigen Hausärzte sind, verringern.» -Anouk Osiek Marmier
Der Pflege-Berufsverband SBK Freiburg reagierte ebenfalls: Auf LinkedIn äusserte er seine Unterstützung für das Pflegepersonal und prangerte «drakonische Massnahmen an, bei denen nicht viel Platz für Menschliches bleibt».
Personal unter Druck
In «La Liberté» berichtet Estelle Zermatten, eine Angestellte des HFR, von der Sorge der Pflegekräfte angesichts dieser aufeinanderfolgenden Reorganisationen: «Diese Ankündigungen sind für das Personal von Riaz schwierig, da einige von ihnen in letzter Zeit bereits mehrmals den Dienst gewechselt haben. Dies wirft die Frage nach der Stabilität und dem Vertrauen gegenüber dem Arbeitgeber auf.»
Neben der beruflichen Ungewissheit stellt die Umstrukturierung die betroffenen Beschäftigten auch vor logistische Herausforderungen – längere Pendelzeiten, Umorganisation für Familien et cetea.
Die politischen Reaktionen gehen weiter. Grossrat Jean-Pierre Doutaz meinte: «Ich hoffe, dass diese Restrukturierung den Zugang zur Gesundheitsversorgung sichern und das Kantonsspital stärken soll und nicht einer reinen Sparlogik folgt. Es darf nicht zu mehr ausserkantonalen Spitaleinweisungen kommen», so der Mitte-Politiker in «La Liberté».
Auf Seiten der SP warnte Grégoire Kubski vor einer Schließung der Entbindungsstation und der Notaufnahme: «Wird man uns in zwei Jahren sagen, dass auch die Akutgeriatrie gehen muss und dass Riaz ein Pflegeheim+ wird?»
Marie Levrat (SP) warnte vor einer erhöhten Arbeitsbelastung für die Angestellten, obwohl keine direkten Entlassungen geplant sind: «Der Abbau von 90 Stellen, auch ohne Entlassungen, ist besorgniserregend. Der Druck auf die Angestellten wird zunehmen.»
«Alles ist voll. Wo sollen
Ein weiterer kritischer Punkt: die Information der Sozialpartner. In «La Gruyère» beklagte Rachel Bourguet, Präsidentin des SBK Freiburg, dass das HFR sie erst eine Stunde vor der offiziellen Ankündigung informiert habe. Und sie wies darauf hin, dass es keinen klaren Plan gibt, um die Schliessung der 28 Betten für Innere Medizin in Riaz zu kompensieren: «Alles ist voll. Wo sollen diese Leute untergebracht werden? Gestern Morgen waren laut HFR 16 Patienten der Inneren Medizin in der Chirurgie oder Orthopädie untergebracht - was in der Winterzeit üblich ist, wenn die Belegungsrate stark schwankt», so Rachel Bourguet.
Der SBK Freiburg schliesslich kritisiert, dass die Massnahmen das Defizit des HFR ohnehin nur vorübergehend reduzieren werden: «Man weiss heute, dass man die Spitalaufenthalts-Dauer verkürzen und Rehospitalisierungen vermeiden kann, wenn man das Personal verstärkt. Aber solange die Spitalleistungen nicht angemessen vergütet werden, macht sie sich keine Illusionen.»