Noch nie wurde in der Schweiz so viel ambulant gepflegt wie 2024: Die Spitex-Dienste leisteten 25,6 Millionen Pflegestunden, zugunsten von rund 424 000 Klienten; ein Zuwachs von 10,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit erreicht die häusliche Pflege einen Rekordwert – und erlebt gleichzeitig eine markante Verschiebung im Markt.
Denn der Anstieg geht vor allem auf das Konto der gewinnorientierten Spitex-Unternehmen. Sie erhöhten ihr Leistungsvolumen um über 23 Prozent, betreuten 20,5 Prozent mehr Klienten und stellten fast ein Viertel mehr Personal ein.
Gemeinnützige Organisationen hingegen verzeichneten einen Rückgang der betreuten Personen um 2,5 Prozent – bereits das zweite Jahr in Folge.
Lukrativer Markt
2024 entstanden 130 neue gewinnorientierte Spitex-Anbieter – so viele wie noch nie. Damit steigt ihre Zahl auf 844 Betriebe, gegenüber 605 gemeinnützigen Organisationen und 1'783 selbstständigen Pflegefachpersonen.
Besonders deutlich zeigt sich der Trend im Kanton Zürich: Nach dem Tessin im Jahr 2021 ist Zürich 2024 der zweite Kanton, in dem private Spitex-Unternehmen erstmals mehr Pflegestunden leisten als gemeinnützige Abieter.
Hinter dem Boom steckt nicht nur eine wachsende Nachfrage, sondern auch ein neues Geschäftsmodell. Viele private Anbieter spezialisieren sich auf die vertragliche Anstellung pflegender Angehöriger – ein Modell, das vor allem in den deutschsprachigen Kantonen der Nordostschweiz (Zürich, Aargau, Thurgau, St. Gallen usw.) Fuss gefasst hat.
Mehr Personal – oft ohne Pflegeausbildung
Parallel zum Boom wuchs die Beschäftigung im privaten Spitex-Sektor um 16,7 Prozent, bei selbstständigen Pflegefachpersonen um 10,8 Prozent. Gemeinnützige Organisationen legten dagegen nur 2,9 Prozent zu. Auffällig ist der starke Zuwachs an nicht ausgebildetem Personal.
Rund 3'700 neue Hilfskräfte ohne Pflegeabschluss oder mit Betreuungsgrundkurs wurden eingestellt – ein Plus von 47 Prozent auf insgesamt 11'500 Personen. Ihre durchschnittliche Beschäftigungsquote liegt bei 21 Prozent. Viele dieser Personen dürften laut Bundesamt für Statistik (BFS) pflegende Angehörige sein, die nun über private Anbieter angestellt werden.
Pflegeheime weiterhin stark ausgelastet
Während die Kantone Aargau und Zürich im Vergleich zu 2023 19 Prozent bzw. 18 Prozent mehr Spitex-Pflegestunden verzeichneten – die höchsten Zuwächse schweizweit –, fiel das Wachstum in der Westschweiz mit durchschnittlich 7 Prozent deutlich moderater aus.
In den Alters- und Pflegeheimen zeigte sich eine stabilere Entwicklung: Die Zahl der verfügbaren Betten nahm gegenüber 2023 nur minimal zu (+0,1 Prozent auf insgesamt 100'955). In sieben Kantonen sank das Angebot sogar. Die Auslastungsrate lag landesweit bei 94,2 Prozent (2023: 93 Prozent) und überschritt in der Westschweiz sowie in Zug und Basel-Landschaft erneut die Marke von 97 Prozent.
Mehr Einnahmen bei den Spitex-Diensten
- 2024 beliefen sich die Kosten der Alters- und Pflegeheime auf 12,16 Milliarden Franken (+4,2% gegenüber 2023) und die Einnahmen auf 11,98 Milliarden Franken (+4,8%).
- Für das Geschäftsjahr 2024 resultierte somit ein Verlust von 178 Millionen Franken.
- Bei den Spitex-Diensten stiegen die Einnahmen (+9,1%) gegenüber den Kosten (+8,4%) stärker an. Die Einnahmen beliefen sich insgesamt auf 3,67 Milliarden Franken, wobei die gewinnorientierten Unternehmen einen stärkeren Anstieg der Einnahmen verbuchten (+162 Millionen Franken bzw. +22%) als die gemeinnützigen Spitex-Organisationen (+127 Millionen Franken bzw. +5%).
- 2024 generierten die Spitex-Dienste und die Alters- und Pflegeheime zusammen 15,82 Milliarden Franken, was 16% der Gesamtkosten des Schweizer Gesundheitswesens entspricht.