Bewegung ist gut, viel Bewegung ist unnötig

Eine Studie mit über 22’000 Teilnehmern deutet an, dass allzu eifriger Sport die Alterung beschleunigen könnte. Nicht die Intensität, sondern die Balance zählt.

, 6. Mai 2025 um 05:01
letzte Aktualisierung: 30. Juli 2025 um 06:52
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Bild: Jannes Glas / Unsplash
«No sports!», antwortete Winston Churchill jeweils auf die Frage, weshalb er in so hohem Alter noch so fit sei. Das berühmte Bonmot wird jetzt untermauert durch eine bemerkenswerte Langfrist-Kohortenstudie aus Finnland – zumindest ein bisschen.
Dabei konnte ein Team des Gerontology Research Center der Universität Jyväskylä, Mittelfinnland, auf die Daten von insgesamt 22’750 Zwillingen zurückgreifen. Es handelte sich um Menschen, die vor 1958 geboren wurden und von denen man danach mehrfach Informationen zum Lebensstil sammeln konnte: 1975, 1981 und 1990. Zudem wurden Mortalitätsdaten erfasst. Und gut 1’100 Teilnehmer lieferten obendrein Blutproben für epigenetische Analysen.
  • Anna KankaanpääAsko TolvanenLaura JoensuuKatja WallerAino HeikkinenJaakko KaprioMiina Ollikainen,  Elina Sillanpää: «The associations of long-term physical activity in adulthood with later biological ageing and all-cause mortality – a prospective twin study», in: «European Journal of Epidemiology», Jan. 2025.
  • Doi: 10.1007/s10654-024-01200-x
Die Zwillingskohorte wurde auf Basis ihrer Angaben in vier Gruppen unterteilt: sitzender Lebensstil, mässig aktiv, aktiv und sehr aktiv. Zugleich wurden epigenetische Uhren wie GrimAge und DunedinPACE genutzt, um das biologische Alter zu messen.
Die höchste Sterblichkeit fand sich erwartungsgemäss in der sitzenden Gruppe (38.8 Prozent), die niedrigste in der sehr aktiven Gruppe (25.4 Prozent). Rechnete man jedoch andere Lebensstilfaktoren heraus – Rauchen, Alkoholkonsum, BMI –, so erwies sich der «relative Mortalitätsvorteil» als eher begrenzt, der Unterschied betrug noch 7 Prozent.
Nahm man dann die Werte fürs «biologische Altern», so zeigte sich eine U-Kurve: Die sitzenden wie die sehr aktiven Personen wiesen eine beschleunigte epigenetische Alterung auf. Mässig aktive und aktive Probanden hatten die «jüngsten» Werte.
Auch hier verringerten sich die Unterschiede, wenn man die Werte um Lebensstil-Faktoren adjustierte. Das deutet noch stärker an, dass körperliche Aktivität nur sehr begrenzt ein Treiber für gesundes Altern ist.
Die Daten deuten also insgesamt an, dass die Gene und der Lebensstil massiv darüber entscheiden, ob und wie sich Freizeitsport auf die Sterblichkeit und die Alterung auswirkt. Viel Training hält den Menschen offenbar kaum besser fit als gemässigte Aktivität – im Gegenteil: Sehr viel Sport könnte sogar mit einer schnelleren Alterung verbunden sein.

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