Im Zürcherischen Küsnacht kooperieren eine Apotheke und eine Hausarztpraxis neu direkt unter einem Dach. Ziel des Modells ist es, die Patientenversorgung effizienter zu gestalten und Hausärztinnen zu entlasten, berichtet die «Zürichseezeitung».
Während der Zürcher Apothekerverband das Modell grundsätzlich begrüsst, warnt der Verband der Haus- und Kinderärzte Zürich vor möglichen Qualitätsrisiken.
Der Geschäftsführer der Hotz Apotheke, Philipp Bretscher, hat den ersten Stock bewusst an die Hausärztinnen der Praxis Sanora vermietet, um eine enge Zusammenarbeit zu ermöglichen. Die Apotheke sieht in der Kooperation vor allem die Chance, Bagatellfälle direkt zu behandeln und Patienten unkompliziert weiterzuleiten. «Wir können, wenn wir um eine Zweitmeinung froh sind, den Patienten einfach an unsere Hausärztinnen weiterverweisen», sagt Bretscher gegenüber der «Zürichseezeitung».
Der Zürcher Apothekerverband unterstützt solche Modelle, betont jedoch die Notwendigkeit klarer Abläufe. Präsident Yves Platel erklärt: «Es muss ersichtlich sein, bei welchen Problemen Patientinnen zuerst in die Apotheke oder direkt zur Ärztin gehen sollten.» Ziel sei eine schnelle medikamentöse Versorgung und eine spürbare Entlastung der Hausärztinnen.
Kritik
Kritischer beurteilt der Verband der Haus- und Kinderärzte Zürich die Ausweitung der Kompetenzen von Apotheken. Präsidentin Irene Glauser weist darauf hin, dass viele klinische Fragestellungen im Pharmaziestudium nicht abgedeckt seien. Die Erweiterung der Aufgaben müsse daher sorgfältig geprüft werden, um die Versorgungsqualität zu sichern.
Apotheken-Statistik 2025
Diese Entwicklungen spiegeln sich auch in der aktuellen
Apotheken-Statistik 2025 wider, die vergangene Woche veröffentlicht wurde. Die Zahlen deuten darauf hin, dass Apotheken an einem Wendepunkt stehen: Ihre niederschwelligen Beratungsangebote machen sie vermehrt zur ersten Anlaufstelle im Gesundheitswesen. Gleichzeitig bremsen Personalmangel, steigender Arbeitsaufwand und Kostendruck die Entwicklung.
Laut der Erhebung von Pharmasuisse konnte rund ein Drittel der Befragten im vergangenen Jahr mindestens einmal dank einer Apothekenberatung auf einen Arztbesuch verzichten, besonders häufig bei jüngeren Personen.