Antibiotika in der Schweiz: Rückgang mit Ausnahmen

Von 2015 bis 2022 sank der Antibiotikaverbrauch in der ambulanten Versorgung deutlich. Doch nicht alle Fachrichtungen zeigen den gleichen Trend.

, 2. Dezember 2024 um 09:51
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Symbolbild: Nastya Dulhiier on Unsplash
Wer verschreibt wieviel Antibiotika? Dieser Frage ging ein Team von Helsana in Zusammenarbeit mit dem Universitätsspital Zürich und dem Zentrum für Antibiotikaresistenzen nach.
Es wertete Verschreibungsdaten zwischen 2015 und 2022 aus. Und es stellte dabei einerseits einen deutlichen Rückgang fest: In der ambulanten Versorgung sankt der Antibiotikaverbrauch um 12 Prozent; bei den (in Sachen Resistenz riskanteren ) Fluorchinolonen hat sich verschriebene Menge sogar fast halbiert.
Gemessen wurde in Tagesdosen pro 1000 Einwohnern («defined daily dose per 1’000 inhabitants per day»). Allerdings trugen nicht alle Fachbereiche gleich viel zum Rückgang der Antibiotikaverschreibungen bei:
  • Bei den Grundversorgern sank der DID-Wert um 13,5 Prozent;
  • bei den Spezialisten um 24 Prozent;
  • in den Spitalambulatorien gab es jedoch eine leichte Zunahme: +2,5 Prozent.

Entwicklung der Antibiotika-Verschreibungen

2025 bis 2022, absolut (li.) und relativ.
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Grafiken: aus der zitierten Studie.
DER: Dermatologie. HOS: Ambulante Heim-Betreuung, Hospital@Home. ORL: HNO. URO: Urologie. GYN: Gynäkologie. PED: Pädiatrie. GIM: Allgemeinmediziner, Innere Medizin
Insgesamt entfallen allerdings rund zwei Drittel der Antibiotikaverschreibungen auf die Grundversorgung; hier liegt die Schweiz im europäischen Vergleich tiefer.
Auf die ambulante Versorgung entfällt der zweitgrösste Anteil an Verschreibungen, nämlich 21 Prozent. Und die restlichen rund 10 Prozent finden bei ambulanten Spezialisten statt.
Ein interessantes Detail der Helsana-Arbeit: Gemeinschaftspraxen, in denen mehrere Ärzte aus unterschiedlichen Fachbereichen zusammenarbeiten, verschreiben zunehmend mehr Antibiotika. Eine mögliche Erklärung sei die Verlagerung von Einzelpraxen zu grösseren Praxen: «Diese Praxen betreuen oft jüngere Patientinnen und Patienten und behandeln möglicherweise häufiger akute Infektionen.»

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