CEO gesucht. Kann Arzt sein, muss aber nicht.

Die Insel Gruppe sucht jetzt die Nachfolgerin oder den Nachfolger für Uwe E. Jocham per Inserat.

, 9. September 2024 um 03:46
image
Sollten Spitäler wieder vermehrt von Ärzten geleitet werden? In den letzten Monaten kam die Frage wieder öfters auf in der Branche, auch hier. So erinnerte Thierry Carrel, der bekannte Herzchirurg, jüngst an erfolgreiche Beispiele in Nordeuropa und Nordamerika, wo grosse Zentrumsspitäler von Ärztinnen und Ärzten geführt werden.
«Ohne vertiefte Branchenkenntnisse und hervorragenden Leistungsnachweis in der universitären Medizin soll ein Zentrumspital weder strategisch noch operativ geführt werden», so der Befund. «Ökonomen, Informatiker, Personalverantwortliche und Juristen sollen – unterstützend – in der zweiten Reihe sitzen».
Ähnlich sieht es Claudio Bassetti, der Dekan der Berner Medizin-Fakultät und Forschungsdirektor der Insel Gruppe. Er sei überzeugt, «dass Universitätsspitäler von Ärztinnen und Ärzten geführt werden sollten», sagte er im Juni zur «Berner Zeitung»: «Nicht weil sie intelligenter sind, sondern weil sie ein Verständnis für die Grundmaterie mitbringen. Man muss verstehen, was eine Krankheit ist, was ein Patient ist, was Akademie heisst. Im deutschsprachigen Ausland steht schon heute in der Regel ein Arzt an der Spitze der Unikliniken.»
Es gehe dabei auch um die Atmosphäre im Spital und um die Akzeptanz der Führung bei der Belegschaft, ergänzte Bassetti.

«Inselweite Unternehmenskultur»

Derzeit sind in zwei der fünf Schweizer Unispitäler Mediziner am CEO-Steuer, nämlich am CHUV in Lausanne sowie im Unispital Basel. Ansonsten sind es Naturwissenschaftler aus anderen Bereichen (Ingenieurswesen, Chemie).
Der konkrete Fall: Die Insel Gruppe hat an der operativen Spitze einen Interimschef; Universitätsrektor Christian Leumann, ein Chemiker, möchte höchstens ein Jahr Direktionspräsident bleiben.
Der Spitalkonzern mit rund 11'000 Angestellten hat nun die Stelle als «CEO / Direktionspräsident:in» per Inserat ausgeschrieben, wobei auch eine Personalberatungsfirma engagiert ist. Bei den Anforderungen liegt dabei kein zwingender Fokus auf der ärztlichen Erfahrung. Verlangt wird – breiter – ein «Hochschulabschluss in Medizin, Naturwissenschaften oder Betriebswirtschaft sowie eine Weiterbildung im Management auf Stufe Master oder MBA, idealerweise gekoppelt mit einer Promotion.»
Zu den namentlich erwähnten Aufgaben gehört – neben üblichen Punkten wie Strategie- und Prozessgestaltung – auch der «Aufbau eines gemeinsamen Führungsverständnisses sowie der gemeinsam getragenen inselweiten Unternehmenskultur und Verantwortungshaltung»; die Spannungen der letzten Jahre – Management versus Chefärzte, Forschung versus Klinikbetrieb – sollen hier also angegangen werden. Konkret erwähnt wird ferner die Entwicklung und der Ausbau weiterer Kooperationen.
Ein gewünschter Antrittstermin wird nicht aufgeführt.

  • Insel Gruppe: Engeres Teamwork mit Uni Bern – mehr Einfluss für Chefärzte. Medizin-Dekan Claudio Bassetti ist nun auch Direktor Lehre und Forschung.

  • spital
  • Insel Gruppe
  • Inselspital
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Zürcher Krankenhäuser und Versicherer haben sich geeinigt

Nun ist ein jahrelanger Streit beendet: Die Zürcher Spitäler vereinbaren mit Helsana, Sanitas und KPT einen Taxpunktwert von 93 Rappen - ein Kompromiss.

image

Balgrist-Team behandelt im Spital Männedorf

Das Spital Männedorf hat eine neue Klinik für Orthopädie und Traumatologie. Das Team kommt vom Balgrist.

image

Solothurner Spitäler: Bericht zu CEO-Lohn bleibt vorerst geheim

Noch ist unklar, ob Zusatzzahlungen an den Ex-Chef der Solothurner Spitäler rechtens waren. Der Bericht dazu ist da - aber nicht öffentlich.

image

Der SGAIM Teaching Award 2024 geht an Steffen Eychmüller

Der Preisträger arbeitet am Inselspital, lehrt in Bern und engagiert sich seit Jahren bei der Formung des Curriculums der Palliativmedizin.

image

Kispi wegen «Riesenfete» kritisiert – doch die Köche arbeiten gratis

Das überschuldete Kinderspital Zürich feiere seinen Neubau mit einem Michelin-Sternkoch, schreibt ein Online-Medium provokativ.

image

Weitere Umstrukturierung bei Hirslanden – Thomas Bührer in die Konzernleitung

Die Spitalgruppe schafft intern eine neue «Region Mittelland». Damit sollen die Versorgerregionen auch näher an der Konzernleitung sein.

Vom gleichen Autor

image

Villa im Park: Keine Entbindungen mehr

Die Privatklinik verzichtet auf den Leistungsauftrag Geburtshilfe – vor allen wegen Personalmangel, aber auch wegen sinkenden Geburtenzahlen.

image

Wie die BAB-Vorschriften die Versorgung erschweren

Ambulant statt stationär? Was politisch gewollt ist, wird amtlich verhindert – dazu ein neues Beispiel aus dem Aargau.

image

Neues Chirurgisches Zentrum am Zürichsee

Das Zentrum Seechirurgie richtet sich gezielt auf den Trend zum ambulanten Eingriff aus.