Wie der Sportdirektor mit Clusterkopfschmerzen umgeht

Eine Person von tausend leidet an Clusterkopfschmerzen. Sie sind glücklicherweise nicht verbreitet, aber besonders schmerzhaft.

, 3. Oktober 2022 um 23:34
image
Beat Zehnder ist Sportdirektor des Formel-1-Teams von Alfa Romeo. Er leidet regelmässig unter Clusterkopfschmerzen. | Screenshot
Die Sendung «Puls» des Schweizer Fernsehens widmete am Montag die gesamte Sendezeit von 45 Minuten dem Kopfweh. Neben dem Spannungskopfschmerz und der Migräne thematisierte die Sendung auch den weniger bekannten Clusterkopfschmerz.
Er kommt im Vergleich zu Spannungskopfschmerzen und Migräne viel seltener vor. Auf 1000 Menschen trifft es nur einen mit Clusterkopfschmerzen. Er kommt plötzlich und in heftigen und schmerzhaften Attacken. Sie können bis zu achtmal am Tag auftreten und dauern zwischen 15 Minuten und bis zu 3 Stunden. Und diesmal sind es Männer, die häufiger betroffen sind.
So zum Beispiel Beat Zehnder. Er ist kein Unbekannter. Als Sportdirektor des Formel-1-Teams von Alfa Romeo sieht man ihn regelmässig vor der Kamera. Es gibt episodischen und chronischen Clusterkopfschmerz. «Ich bin einer von denen, der Episoden hat. Eine Episode dauert zwischen sechs und neuerdings zehn Wochen», sagt er in der Sendung «Puls». Zwischen einer und vier Attacken seien es am Tag. «Zum Glück immer am Abend, meine Arbeit wird nicht behindert.»

Wie ein Messerstich im Kopf

Die Schmerzen, die Beat Zehnder bei diesen Attacken erleidet, zählen zu den stärksten Kopfschmerzen überhaupt. «Ich habe immer ein rotes Auge, es fängt an zu tränen, und nachher fängt es an wie ein Messerstich im Kopf», erzählt er.
Man habe das Gefühl, es steche jemand mit einem Messer ins Auge. «Es ist stechend, nicht pulsierend. Es lässt einen nicht schlafen.» Man könne sich nicht hinlegen und sich ausruhen wie bei einer Migräne. «Ich wälze mich und laufe umher. Manchmal schlage ich den Kopf gegen die Wand. Es ist ein ganz schlimmer Schmerz».

Nie ohne Triptan

Zehnder verreist nie ohne Triptan, einem starken, akuten Migränemittel. «Das ist für mich ein Segen», sagt er. Es reduziere Attacken. Dauerten sie früher anderthalb Stunden, seien es dank Triptan nur noch 15 bis 20 Minuten. Nach dem Abflauen der Attacken seien es «einfach starke Kopfschmerzen, so dass es zum Aushalten ist.»
Immerhin: die letzte Episode dauerte 68 Tage. Zehnder geht davon aus, dass es jetzt wieder für eine Zeit vorbei ist. «Ich hoffe, dass ich ein Jahr Ruhe habe».
Bei der Gesundheitsbefragung des Bundes gab knapp ein Drittel an, in den vier Wochen vor der Umfrage mindestens einmal Kopfschmerzen gehabt zu haben. Dabei zeigt sich ein Geschlechterunterschied: 25 Prozent der befragten Männer beklagten Kopfschmerzen. Bei Frauen lag der Anteil bei 37 Prozent. Das war am Montagabend in der Sendung «Puls» zu erfahren.
Am weitesten verbreitet ist der Spannungskopfschmerz. Von 100 Menschen leiden laut Schätzungen deren 30 an Spannungskopfschmerzen. Frauen häufiger als Männer. Typisch ist, dass Bewegung die Schmerzen lindern. Der Schmerz dauert zwischen 30 Minuten bis zu sieben Tage.
Ganz anders bei Migräne. Bewegung verstärkt die Schmerzen. Hier braucht man absolute Ruhe. Von 100 Frauen sind ungefähr 18 betroffen; bei Männern dagegen nur zirka 6.

  • medikamente
  • Kopfschmerzen
  • Clusterkopfschmerzen
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Nestlé entwickelt Pizzen und Bowls für Semaglutid-Patienten

Eine eigene Marke soll den Nutzern von «Abnehmspritzen» wie Ozempic und Wegovy die entscheidenden Nährstoffe bieten.

image

Auch Roche meldet Erfolg mit «Abnehm-Spritze»

Der Wirkstoff CT-388 zeigt in einer ersten Studie eine raschere Wirkung als ähnliche Produkte – und einen starken Einfluss auf die Blutzucker-Regulation.

image

Auch im Wallis sollen Apotheker freier Medikamente abgeben können

Dabei geht es nicht nur um tiefere Kosten – sondern auch um die Versorgung in Gegenden mit geringer Ärztedichte.

image

Was Verena Nold wirklich sagte

Die Santésuisse-Präsidentin teilt gegen die Politiker aus und unterstützt die Kostenbremse-Initiative.

image

Weniger Originalpräparate, mehr Biosimilars

Der Anteil an Biosimilars liegt bei 50 Prozent. Zu wenig - weshalb nun verschiedene Massnahmen in Kraft treten.

image
Gastbeitrag von Enea Martinelli

Wir verlieren wichtige Medikamente – für immer

Dass es bei Heilmitteln zu Lieferengpässen kommt, ist bekannt. Doch das Problem ist viel ernster. Zwei Beispiele.

Vom gleichen Autor

image

«Genau: Das Kostenwachstum ist kein Problem»

Für FMH-Präsidentin Yvonne Gilli ist klar: Es braucht Kostenbewusstsein im Gesundheitswesen. Aber es braucht keine Kostenbremse-Initiative.

image

«Kein Mensch will Rationierungen»

Für Santésuisse-Präsident Martin Landolt würde die Kostenbremse-Initiative nicht zu Qualitätsverlust führen. Solange die Bundespolitik ihre Hausaufgaben macht.

image

«Die Spitäler sind selber schuld»

Santésuisse-Präsident Martin Landolt über defizitäre Spitäler, den Tardoc-Streit, ambulante Pauschalen und unnatürliche Kooperationen.