«Ich verstehe die Ungeduld der 200'000 Pflegefachleute im Land»

Heute gehen Pflegekräfte in Bern auf die Strasse: Sie fordern die konsequente Umsetzung der Pflegeinitiative. Auch GLP-Nationalrat und Pflegefachmann Patrick Hässig ist dabei.

, 21. November 2025 um 15:03
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Bild: zvg
Am heutigen Samstag, 22.11. findet die Pflege-Demo in Bern statt – Pflegefachleute, Verbände und Unterstützerinnen versammeln sich ab 14.15 Uhr auf dem Bundesplatz, um für die konsequente Umsetzung der Pflegeinitiative zu demonstrieren.
Laut dem Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und -männer (SBK) bleibe die Umsetzung der Volksabstimmung von 2021 «unzureichend und enttäuschend», zentrale Forderungen wie verbindliche Personalschlüssel und faire Arbeitsbedingungen seien bislang nicht umgesetzt worden.​
Auch GLP-Nationalrat und Pflegefachmann Patrick Hässig wird bei der Demonstration vor Ort sein. «Ich verstehe die Ungeduld der rund 200'000 Menschen, welche in unserem Land in der Pflege arbeiten», sagt er: «Man erwartet von der Politik, dass sie nun vorwärts macht.»
Herr Hässig, was treibt die Pflegefachleute auf die Strasse?
Die Umsetzung der Pflegeinitiative verzögert sich massiv. Trotz glasklarer Zustimmung des Volkes (61% Ja-Stimmen) im Jahr 2021.
Denken wir z.B. an die Langzeitpflege. Die immer älter werdende Bevölkerung braucht uns. Die Demografie spricht eine klare Sprache. Die Multimorbidität der Patienten, mit den dadurch immer komplexer werdenden Krankheitsbildern, nimmt ebenfalls zu. Die Stimmbevölkerung wollte mit ihrem JA an der Urne eine professionelle und sichere Pflege in der Schweiz. Mit gut ausgebildeten und empathischen Pflegefachpersonen welche für unsere Gesellschaft arbeiten. Diesen Personen müssen wir besonders gut schauen.
«Die Fluktuationsrate der Pflegeberufe hat von 2013 bis 2023 um fast 30 Prozent zugenommen.»
Wo sehen Sie derzeit die drängendsten Probleme?
Die langsame Umsetzung der Initiative verschärft den Pflegenotstand weiter. Es braucht endlich eine bedarfsgerechte und ausreichende Personalausstattung (Skill-Grade-Mix & Stellenschlüssel) und eine stabile Finanzierung der Pflege.
Die Finanzierung wird oft als Grund für die Verzögerung genannt.
Ja, es kostet etwas. Was hingegen auch klar ist: Am teuersten wird es, wenn nicht gehandelt wird. Viele ausgebildete Pflegefachleute kehrten der Branche vorzeitig den Rücken. Nach der Ausbildungsoffensive, welche im letzten Jahr erfolgreich gestartet ist, können wir es uns nicht leisten, dass wir nichts dafür tun, damit die Ausgebildeten im Beruf bleiben. Die Fluktuationsrate der Pflegeberufe hat von 2013 bis 2023 um fast 30 Prozent zugenommen.
Welche Wirkung erhoffen Sie sich von der Demo?
Sie wird Strahlkraft haben. Die Pflegenden haben die tolle Rückendeckung der Bevölkerung. Und die Kundgebung soll einmal mehr aufzeigen, dass sich Pflegende engagieren. Sei es in ihrem Beruf aber eben auch politisch und das man klar erwartet, dass dieser Volksentscheid auch umgesetzt wird.
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