Warum sich Menschen trotz psychischer Probleme nicht behandeln lassen

Keine Zeit, kein Geld oder zu grosse Angst. Das sind Gründe, weshalb etwa bei Depressionen keine Hilfe in Anspruch genommen wird. Und Männer hatten häufiger das Gefühl, dass eine Behandlung nicht helfen würde als Frauen.

, 16. Mai 2023 um 13:05
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Fast jede zehnte Person in der Schweiz befindet sich in einer Behandlung aufgrund eines psychischen Problems. | Freepik
Essstörungen, Depressionen, Angststörungen und soziale Phobien sind weit verbreitet. Psychische Probleme sind häufig und wurden von 35 Prozent erlebt. Dies ergibt sich aus einer aktuellen Umfrage des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums (Obsan), an der über 5'500 Personen teilgenommen haben.
Fast 10 Prozent der Bevölkerung befanden sich dabei in einer Behandlung aufgrund eines psychischen Problems. Die meisten Menschen suchten Hilfe bei Psychologen, Psychiatern oder Allgemeinärzten.

Prinzip Hoffnung am häufigsten genannt

Allerdings haben über 70 Prozent der Personen, die angegeben haben, in den letzten 12 Monaten ein psychisches Problem gehabt zu haben, keine Behandlung in Anspruch genommen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Am häufigsten wird die Hoffnung genannt, dass sich das Problem von selbst löst.
Männer hatten ausserdem häufiger das Gefühl, dass eine Behandlung nicht helfen würde, im Vergleich zu Frauen. Und jüngere Menschen geben auch häufiger an, sich aus finanziellen Gründen nicht behandeln zu lassen als ältere Menschen.
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Screenshot Obsan

Weitere Erkenntnisse:

  • Alter: Je höher das Alter der Personen, umso besser die psychische Gesundheit.
  • Bildung: Personen mit niedrigerer Bildung schreiben sich weniger häufig eine sehr gute/exzellente psychische Gesundheit zu als Personen mit Tertiärbildung.
  • Region: Personen in französisch- oder italienischsprachigen Regionen berichten eher von einer schlechteren psychischen Gesundheit als Personen aus deutschsprachigen Regionen.
  • Migrationshintergrund: Personen mit Migrationshintergrund der 1. Generation aus Südwesteuropa oder Ost- und Südosteuropa sind psychisch eher stärker belastet als Personen ohne Migrationshintergrund.
  • Erwerbstätigkeit: Arbeitslose und insbesondere arbeitsunfähige Personen schätzen ihre psychische Gesundheit deutlich schlechter ein als Erwerbstätige und Nichterwerbspersonen.

Quelle: Obsan Bericht Psychische Gesundheit 03/2023.

  • psychiatrie
  • psychologie
  • psychische störungen
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