Steht das Vorzeige-Startup Ava vor dem Aus?

Die ehemalige Ava-Chefin Lea von Bidder hat den neuen Eigentümer betrieben. Der Chef von Femtec Health reagiert mit Drohungen.

, 30. Januar 2023 um 07:46
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Die Verantwortlichen von Ava zu Anfangszeiten (von links): Peter Stein, Lea von Bidder, Philipp Tholen und Pascal Koenig. | zvg
Ava, die Herstellerin von Armbändern zur Messung der Fruchtbarkeit, gilt hierzulande als Vorzeige-Startup. Im Juli 2022 übernahm die amerikanische Femtec Health das Zürcher Unternehmen zu einem unbekannten Preis. Es war gemäss dem Wirtschaftsmagazin «Bilanz» ein «Notverkauf». Denn Ava, die nie profitabel war, drohte nach dem Scheitern von zwei Finanzierungsrunden das Geld auszugehen.
Die Hoffnung mit Femtec Health als sicherer Hafen habe sich nun zerschlagen. Seit der Übernahme werden Lieferanten, Verkäufer und Angestellte nicht mehr bezahlt. Auch die Zürcher Mitarbeitenden seien betroffen. Lea von Bidder, die ehemalige Chefin von Ava, hat die neue Muttergesellschaft nun betrieben, genauer gesagt deren im Rahmen des Deals gegründete Schweizer Niederlassung Ava Sciences-FMTC, wie die «Bilanz» aktuell berichtet.

«Wert der Aktien und Beteiligung auf null»

Von «giftigem Streit» und «hässlicher Auseinandersetzung» ist die Rede. Kimon Angelides, Gründer, Mehrheitsaktionär und Chef von Femtec Health, schreibt Bidder gemäss dem Branchendienst Axios, dass «die Betreibung und die Konsequenzen weitreichende Folgen für die Firma und für die Aktionäre von QvQ haben können». QvQ ist die Nachfolgegesellschaft von Ava, das lange Zeit als eines der hoffnungsvollsten Schweizer Jungunternehmen galt.
Und weiter: «Wenn das durchgeht, wird der Wert der Aktien und Beteiligungen an der Firma auf null zurückgehen. Ich glaube nicht, dass Sie als frühere CEO dieses Resultat wollen.» Femtec Health soll der «Bilanz» zufolge in Schwierigkeiten stecken und zuletzt 33 ihrer einst 82 Mitarbeiter abgebaut haben.

Femtec Health-Chef erwähnt Bidders Reputation

Dann wird Angelides persönlich: «Wenn der Niedergang der Firma durch persönliche Forderungen der früheren CEO beschleunigt wird, könnte das sehr wahrscheinlich Konsequenzen für die persönliche Reputation haben und als unglückliches persönliches Versagen wahrgenommen werden.»
Selbst vor Drohungen schreckt er nicht zurück: «Verstehen Sie mich nicht falsch, wir würden nichts unternehmen. Aber wenn die Firma nach so kurzer Zeit scheitert, und wenn dies öffentlich bekannt wird, können die Dinge kompliziert werden.»

«Worst Case» für Investoren

Wie wahrscheinlich die von Angelides angedrohte Pleite tatsächlich ist, sei dahingestellt, so das Wirtschaftsmagazin weiter. Es wäre aber der «Worst Case» für die früheren Ava-Investoren. Zu denen gehören etwa die Swisscom oder die ZKB. Von Bidder, die zu Ava-Zeiten keinem Mikrofon aus dem Weg ging, will sich zu den Vorgängen gegenüber der «Bilanz» nicht äussern, ebenso wenig ein QvQ-Vertreter.
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