So viele potenzielle Lebensjahre gingen durch Corona verloren

Die Krankheit Covid-19 war 2020 die dritthäufigste Todesursache in der Schweiz. Dies geht aus der aktuellen Todesursachenstatistik hervor.

, 29. August 2022 um 08:24
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Das Mortalitätsmonitoring des Bundesamtes für Statistik zeigt eine Übersterblichkeit. | Freepik DCStudio
Im Jahr 2020 starben 9'294 Personen mit Wohnsitz in der Schweiz an Covid-19 als Haupttodesursache. In der Altersgruppe von 65 Jahren und älter waren es 4'676 Männer und 4'306 Frauen; in der Altersgruppe der 0 bis 64-Jährigen 226 Männer und 86 Frauen. Dies geht aus der aktuellen Todesursachenstatistik 2020 des Bundesamtes für Statistik (BFS) hervor.
Damit gingen bei Männern 3'357 und bei Frauen 1'278 sogenannten «potenzielle Lebensjahre» aufgrund von Covid-19 verloren. Das entspricht bei Männern 13-mal und bei Frauen 9-mal mehr verlorene potenzielle Lebensjahre als bei der Grippe, wie das BFS am Montag festhält.

«Berechnete Jahre tendenziell eher tief»

Die verlorenen potenziellen Lebensjahre ist ein Indikator für vorzeitige Sterblichkeit. In der Todesursachenstatistik des BFS bezieht er sich auf alle Todesfälle, die vor der Altersgrenze von 70 Jahren eintreten. Damit zeigt dieser Indikator die Bedeutung einer Erkrankung für jüngere Menschen.
Die berechneten Jahre sind gemäss BFS «tendenziell eher tief», da die verwendete Altersgrenze von 70 Jahren im Vergleich zur durchschnittlichen Lebenserwartung gering ist und Covid-19 mehrheitlich ältere Menschen betraf. Bei den an Covid-19 verstorbenen Männern lag der Altersdurchschnitt bei 82,2 Jahren, bei Frauen bei 86,2 Jahren.

Erste Übersterblichkeit im März

Während sich in einem normalen Jahr in der Schweiz in etwa 70'000 Todesfälle ereignen, waren es im Pandemiejahr 2020 mit 76'195 Todesfällen 12,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Dieser Anstieg ist auf die Covid-19-Pandemie zurückzuführen, wie das Bundesamt für Statistik weiter schreibt. Insgesamt starben 2020 in der Altersgruppe von 65 Jahren und älter 8'739 Personen mehr als erwartet (+ 46,9 Prozent) und in der Altersgruppe der 0 bis 64-Jährigen 301 Personen mehr als erwartet (+ 11,7 Prozent). Im März und April 2020 wurde eine erste Periode von Übersterblichkeit beobachtet. Eine zweite Periode trat von Oktober 2020 bis Januar 2021 auf.
Die Covid-19-Todesfälle betrafen zu 52,7 Prozent Männer und zu 47,3 Prozent Frauen. Dabei war der Geschlechterunterschied vor allem in der Altersgruppe der 0 bis 64-Jährigen zu erkennen: Dort handelte es sich in 72,4 Prozent der Fälle um Männer und in 27,6 Prozent der Fälle um Frauen. Der Anteil an Todesfällen mit Covid-19 als Haupttodesursache lag 2020 bei 12,2 Prozent und damit an dritter Stelle nach den Herz-Kreislauf-Krankheiten (26,9 Prozent) und Krebs (22,2 Prozent).
Die Todesursachenstatistik des Bundesamtes für Statistik (BFS) beruht auf den obligatorischen Meldungen der Ärztinnen und Ärzte, welche jeden Todesfall in der Schweiz bescheinigen. Als eine der ältesten Bundesstatistiken wird sie seit 1876 erstellt. Die ersten Ergebnisse zum Jahr 2021 sind für Oktober 2022 geplant. Eine abschliessende Beurteilung der Covid-19-Pandemie kann erst durchgeführt werden, wenn sie vorbei ist und die Todesursachen für alle betroffenen Jahre vorliegen.

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