Schweizer Pflaster warnt Chirurgen vor gefährlichen Lecks im Bauchraum

Forschende aus der Schweiz haben ein chirurgisches Pflaster mit Sensorfunktion entwickelt. Damit können nach einer Operation im Bauchraum Wunden verschlossen werden.

, 15. Juni 2023 um 13:25
image
Alexandre Anthis mit dem Hydrogel-​Kompositmaterial des Sensorpflasters, das er während seiner Dissertation an der ETH Zürich und Empa entwickelt hat. | Empa
Forschende der ETH Zürich und der Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa haben ein chirurgisches Pflaster mit Sensorfunktion entwickelt, das nach Operationen im Bauchraum eingesetzt werden kann. Das Pflaster verschliesst nicht nur die Wunde, sondern warnt laut Mitteilung auch frühzeitig vor gefährlichen Undichtigkeiten an den Nähten im Magen-Darm-Trakt.
Bisher stellen undichte Nähte eine lebensbedrohliche Komplikation dar, heisst es. Herkömmliche Pflaster lösen sich zu schnell auf, wenn sie mit Verdauungssäften in Kontakt kommen. Die Forschenden haben deshalb ein Pflaster aus Polymeren entwickelt, die ein Hydrogel bilden und sich mit dem Darmgewebe vernetzen. Dadurch wird die Wunde abgedichtet und das Austreten von Verdauungssäften und keimbelasteter Nahrung verhindert.

Im CT- als auch im Ultraschallbild erkennbar

Zusätzlich ist das Pflaster mit nichtelektronischen Sensoren ausgestattet, die auf Veränderungen des PH-Wertes oder auf bestimmte Enzyme im Darm reagieren. Diese Sensoren ermöglichen es Ärzten, mit bildgebenden Verfahren wie Ultraschall und Computertomographie Undichtigkeiten frühzeitig zu erkennen. Die Formveränderung der Sensoren im Pflaster ist nun sowohl im CT- als auch im Ultraschallbild sichtbar, was eine verbesserte Diagnose ermöglicht.
Das Pflasterprojekt ist bereits auf grosses Interesse bei Ärzten gestossen und die Forscher planen nun, die klinische Anwendung voranzutreiben. Die Forschenden haben das chirurgische Pflaster zusammen mit Andrea Schlegel, Chirurgin am Universitätsspital Zürich, entwickelt.
Suter B. et al. «Surgical Sealant with Integrated ShapeMorphing Dual Modality Ultrasound and Computed Tomography Sensors for Gastric Leak Detection», in: «Advanced Science», 5. Juni 2023.

  • forschung
  • eth
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Einseitige Impfung wirksamer? Studie wirft neues Licht auf Impfstrategien

Eine neue Studie kommt zu überraschenden Ergebnissen: Mehrfachimpfungen im selben Arm bieten einen besseren Schutz.

image

Epilepsie: Neue Folsäure-Empfehlung für Schwangere soll Krebsrisiko senken

Die Schweizerische Epilepsie-Liga empfiehlt, die tägliche Folsäure-Dosis von bisher vier bis fünf auf ein bis drei Milligramm zu reduzieren.

image

Brustkrebs-Screening im Alter birgt Risiko von Überdiagnosen

Eine Studie der Yale Medical School zeigt: Bei Frauen ab 70 Jahren, die eine Mammographien erhielten, wurden häufiger gesundheitlich unbedenkliche Tumore diagnostiziert als bei Frauen, die nicht an der Früherkennung teilnahmen.

image

Aargau will Med- und Health-Tech auf neues Niveau heben

Mit einem Projekt setzen das Kantonsspital Baden, die Stadt Baden und der Kanton Aargau neue Impulse für Innovationen in Medizin und Gesundheitstechnologie.

image

Seltene Krankheiten: «Oft spürt die Mutter, dass etwas nicht in Ordnung ist»

Werden wir dereinst das gesamte Genom des Neugeborenen routinemässig auf Krankheiten untersuchen? In manchen Ländern werde dies bereits getestet, sagt Stoffwechselspezialist Matthias Baumgartner.

image

ETH bekämpft Blasenentzündungen mit Hilfe von Viren

Forschende der ETH Zürich entwickeln neuartige Phagentherapie gegen Antibiotika-Resistenzen bei Blasenentzündungen.

Vom gleichen Autor

image

Kantonsspital Glarus verliert GL-Mitglied

Thomas Kühnis, Chef der Finanzen, Informatik und Betriebe, verlässt nach neun Jahren die Geschäftsleitung des Kantonsspitals Glarus.

image

Neue Ärzte-Tarife auf dem Weg zur Genehmigung

Die Tarifpartner beantragen wie geplant die Genehmigung eines Tarifsystems aus ambulanten Pauschalen und Tardoc.

image

Schatten über dem Verkauf des Spitals Flawil

Wurden beim Verkauf des Spitals Flawil die Vertragspartner getäuscht? Mehrere Kantonsparlamentarier verlangen Antworten von der St.Galler Regierung.