«Zweite Haut» bringt Falten zum Verschwinden

Wissenschaftler der Harvard University haben eine künstliche Haut entwickelt. Sie strafft schlaffe Haut und könnte dereinst auch zum Schutz und zur Behandlung kranker Haut eingesetzt werden.

, 10. Mai 2016 um 13:23
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  • dermatologie
Die kühnsten Schönheitsversprechen scheinen wahr zu werden: Eine Creme wird auf die Haut aufgetragen und bildet darauf einen unsichtbaren Film wie eine zweite Haut. Diese macht die echte Haut innert Sekunden jugendlich straff und elastisch. Tränensäcke verschwinden, Falten ebenso. 
10 Jahre haben Wissenschafter der Harvard University und des Massachusetts Institute of Technology (MIT) an dieser «zweiten Haut» geforscht, nun berichten sie von einem Durchbruch. 
In einer Pilotstudie mit 170 Teilnehmern wurden keine Irritationen oder allergischen Reaktionen festgestellt. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal «Nature Materials» veröffentlicht. 
Robert Langer, Rox Anderson, Daniel Anderson, Betty Yu et al.: «An elastic second skin», in: «Nature Materials», 9. Mai 2016
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Einfach abziehen: künstliche Haut (Bild: MIT)

Neue Therapien für Haut in Sicht

Die «zweite Haut» besteht aus Polymeren, die von der amerikanischen Zulassungsbehörde Food and Drug Administration (FDA) als unbedenklich eingestuft werden. Laut den Wissenschaftlern können ihr weder Schweiss noch Wasser etwas anhaben. Sie kann mit Sonnencreme eingestrichen und darum auch als Sonnenschutz verwendet werden. 
Die Forscher versprechen sich auch neue Behandlungsmethoden gegen Hautkrankheiten wie Ekzeme oder Psoriasis. Dies, indem die irritierte oder kranke Haut einfach mit feuchtigkeitsspendenden oder schmerzlindernden neuen Hautflächen bedeckt wird - oder solchen, die Medikamente abgeben.

«Zweite Haut» wird auf Patienten abgestimmt

Die Eigenschaften der künstlichen Haut können exakt so verändert werden, dass sie den Bedürfnissen des Nutzers oder des Patienten entsprechen. Es sind kosmetische und therapeutische Lösungen denkbar. Ein durchlässigeres Modell kann zur Straffung von Falten verwendet werden, während eine festere Textur dazu dient, Medikamente abzugeben. Die künstliche Haut lässt sich abziehen oder mit einer speziellen Lösung abwaschen. 

Wissenschaftler sind auch Unternehmer

Das Forschungsprojekt wurde von der kleinen, privaten Biotechnologiefirma Living Proof finanziert und wird nun von der Biotechnologiefirma Olivo Laboratories weiterentwickelt, welche über alle Patente verfügt. Die Wissenschaftler sind an beiden Firmen beteiligt. 
Sie betonen, es handle sich um eine Pilotstudie. Wann die Daten und Tests genügend ausgereift seien, um sie den Zulassungsbehörden einzureichen, sei noch nicht abzuschätzen.

So funktioniert die künstliche Haut


  • Zur Medienmitteilung des Massachusetts Institute of Technology (MIT)

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