Zürich: Zu viele Todesfälle nach Herzoperationen

Das Unispital Zürich und das Triemli haben ein gröberes Problem: Ihre Herzchirurgie weisen überdurchschnittlich hohe Mortalitätsraten auf. Herzchirurg Michele Genoni will der Sache auf den Grund gehen.

, 31. März 2018 um 14:34
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Wer hat die Nase vorn, Bern der Zürich? Im Fussball sind die Berner Young Boys klar auf Meisterkurs; im Eishockey liegt derzeit der ZSC im Playoff-Halbfinal gegen den SCB vorn. Und in der Herzchirurgie dürfte Bern wiederum in Führung liegen. 
Der Beweis: «In Zürich sterben zu viele Herzpatienten nach OPs», schreibt der Zürcher «Tages-Anzeiger». Weil die Mortalitätsraten zu hoch seien, liessen das Unispital und das Stadtspital Triemli ihre Herzchirurgie überprüfen.

Zu viele Todesfälle auch im 2017

Laut den Zahlen des Bundesamts für Gesundheit 2016 lag die Mortalität bei den genannten Spitälern deutlich höher als man aufgrund des Risikoprofils erwartet hätte: Im Unispital lag die Sterberate bei 4,8 statt 2,6 Prozent; im Triemli 5 statt 3,9 Prozent. «Eine Zwischenanalyse der Daten zeigt auch für 2017 zu viele Todesfälle», weiss der «Tages-Anzeiger». 
«Die Zahlen sind nicht gut, besonders bei den Bypassoperationen haben wir nicht die gewünschte Performance», wird Herzchirurg Michele Genoni zitiert, Chefarzt im Triemli und Co-Chef im Unispital. Die Mortalitätsrate von 7,1 Prozent im Unispital liege um 2,5 Prozentpunkte über dem zu erwartenden Wert. Im Triemli lag die Mortalitätsrate gar bei 8,6 Prozent – 4,6 Prozentpunkte mehr als erwartet. 

Inselspital: 3,5 Prozent

Im Berner Inselspital hingegen, wo landesweit am meisten Herzoperationen durchführt werden, lag die Rate in den Jahren 2015 und 2016 bei 3,5 Prozent und damit im erwarteten Bereich.
Genoni will nichts schönreden. Doch bei der Erhebung der Zahlen würden lediglich Alter und Geschlecht berücksichtigt, nicht aber andere Faktoren wie frühere Operationen oder bestehende Krankheiten. 

Zu viele Führungswechsel

Schliesslich sieht Genoni auch ein Problem bei den vielen Führungswechseln. In der Uniklinik habe die Herzchirurgie in zehn Jahre vier Chefs gehabt. Jeder habe seine Standards eingeführt. Bis heute würden unterschiedliche Vorgehensweisen angewandt.
Vielleicht wird Bern auch im Eishockey am Ende doch die Nase vorn haben – und da wäre Herzchirurg Genoni nicht ganz unschuldig: Im Tor des SCB steht sein Sohn Leonardo. 
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