Zahl von Babys mit Schütteltrauma gestiegen

Letztes Jahr wurden der Zürcher Kinderschutzgruppe wieder mehr Verdachtsfälle auf Kindsmisshandlungen gemeldet.

, 20. Januar 2020 um 05:00
image
  • spital
  • kinderspital
  • pädiatrie
Die Kinderschutzgruppe und Opferberatungsstelle des Universitäts-Kinderspitals Zürich verzeichnete 2019 eine leichte Zunahme der gemeldeten Verdachtsfälle auf Kindsmisshandlungen. Insgesamt bearbeitete sie 544 Fälle, also 16 mehr als noch im Vorjahr, wie die Kinderschutzgruppe des Zürcher Kinderspitals mitteilt. 
image
Mit den Jahren wurden der Kinderschutzgruppe immer mehr Fälle gemeldet. | Kinderspital Zürich
Auffallend dabei: Es wurden wieder mehr Kleinkinder geschüttelt. Insgesamt wurden der Gruppe aus dem Umfeld der Betroffenen zehn Verdachtsfälle gemeldet – fünf konnten bestätigt werden. 2018 waren es zwei bestätigte Fälle. Das Schütteln von Kleinkindern verursacht bei zwei Dritteln der Kinder bleibende Hirnschäden. Das Schütteln kann - auch wenn es nur ganz kurz ist - sogar zum Tod des Kindes führen.

«Statistischer Ausrutscher»?

Vor rund 20 Jahren wurde eine Kampagne in der Schweiz lanciert mit der Botschaft: «Schüttle nie Dein Baby!». In Folge nahm die Zahl der sogenannten «Schüttelbabys» ab. Die Kinderschutzgruppe hofft, dass die Botschaft der Kampagne nicht verloren gehe und dieser Anstieg 2019 nur ein «statistischer Ausrutscher» gewesen sei.
Es ist laut der Institution des Zürcher Kinderspitals wichtig zu wissen, dass sich Eltern in überfordernden Situation Hilfe holen: zum Beispiel bei Angehörigen, Nachbarn oder Fachpersonen wie Kinderarzt, Hebamme, Mütter- und Väterberatung.

Rückgang bei den psychischen Misshandlungen 

Weiter entsprachen beim sexuellen Missbrauch die Fallzahlen 2019 ungefähr dem Vorjahr. Bei den Kategorien der Vernachlässigung und Münchhausen by proxy gab es zahlenmässig ebenso wenig Veränderung. Bei der psychischen Misshandlung verzeichnete die Kinderschutzgruppe einen Rückgang. Zur Kategorie der psychischen Misshandlungen werden auch Kinder gezählt, welche häuslicher Gewalt ausgesetzt sind.
image
Im Kinderschutz werden die Fälle in 5 Kategorien eingeteilt. | Kinderspital Zürich
Seit 50 Jahren gibt es die Kinderschutzgruppe des Kinderspitals. Durch eine stete Sensibilisierung der Bevölkerung, aber auch der Fachpersonen innerhalb und ausserhalb des Kinderspitals, werden heute Kindswohl-Gefährdungen und Kindsmisshandlungen viel früher erkannt. Die Gruppe führt eine anerkannte Opferberatungsstelle und berät Fach- und Bezugspersonen, die einen Verdacht auf eine Gefährdung oder Misshandlung bei einem Kind äussern. 
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Bern: 100 Millionen, um die Spitäler zu stützen

Die Kantonsregierung plant einen Finanzschirm, damit Listenspitäler im Notfall gerettet werden können.

image

LUKS Luzern: Neuer Leiter des Radiologie-Zentrums

Alexander von Hessling ist seit 2015 am Institut für Radiologie und Nuklearmedizin des LUKS und hat die Sektion für Neuroradiologie aufgebaut.

image
Die Schlagzeile des Monats

«Es kann ja nicht sein, dass die Kernkompetenz der Jungen die Administration ist»

In unserer Video-Kolumne befragt François Muller jeweils Persönlichkeiten aus der Branche zu aktuellen Fragen. Diesmal: Michele Genoni, Präsident der FMCH.

image

Onkologie: Von diesen fünf Behandlungen wird abgeraten

Dazu gehört der Einsatz der PET für die Früherkennung von Tumorrezidiven und die prophylaktische Gabe von Medikamenten gegen Übelkeit.

image

Basler Privatspitäler wollen auch günstige Darlehen vom Kanton

In Basel geht der Streit zwischen Privatspitälern und Universitätsspital weiter: Die Privatspitäler wollen künftig ebenfalls Kredite vom Kanton.

image

In zehn Tagen zügeln Babys und ihre Eltern

Die Frauenklinik des Stadtspitals Zürich zieht in den Hauptturm des Triemlispitals. Das verkürzt die Wege – was besonders in Notfällen wichtig ist.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.