Wenn das Hirnwasser ausläuft

Neurochirurgen des Inselspitals haben den Grund für den plötzlichen Hirnwasserverlust gefunden. Dank ihren Erkenntnissen haben Patienten nun eine grosse Chance auf Heilung.

, 20. September 2016 um 09:30
image
  • insel gruppe
  • chirurgie
  • forschung
Flüssigkeit schützt Gehirn und Rückenmark. Geht sie verloren und kann nicht mehr ausreichend nachproduziert werden, liegt das Hirn buchstäblich auf dem Trockenen. Betroffene leiden dann unter plötzlich auftretenden starken Kopfschmerzen, Übelkeit, Nackensteife, Schwindelanfällen und Blutungen.

Sporne verletzen Nervenhaut

Wissenschaftler des Universitären Neurozentrums Bern haben nun mit neuesten Bildgebungsverfahren und Mikrochirurgie winzige, verkalkte Bandscheibenfortsätze an der Wirbelsäule von Betroffenen gefunden. Diese Sporne bohren ein Loch in die Nervenhaut, welche das Hirnwasser schützt.
Das so entstandene Leck befand sich bei den meisten Patienten in der Brustwirbelsäule oder unteren Halswirbelsäule. In einer Studie hatten die Ärzte 14 von 69 Patienten mit besonders hartnäckigen Verläufen untersucht. 

Heilungschance 93 Prozent

Bei allen operierten Patienten konnte unmittelbar nach der Diagnose der Sporn entfernt und das Leck geschlossen werden, wie das Inselspital in einer Mitteilung schreibt. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal Neurology publiziert.
Der Durchbruch zieht laut Studienleiter Jürgen Beck Patienten aus der ganzen Welt an. Inzwischen könnten 93 Prozent der Patienten mit Mikrospornen geheilt werden. 
Studie:
J. Beck, CT. Ulrich, C. Fund, J. Fichtner, K. Seidel, M. Fiechter, K. Hsieh, M. Murek, D. Bervini, N. Meier, M-L. Mono, P. Mordasini, E. Hewer, WJ. Z'Graggen, J. Gralla, A. Raabe: «Diskogenic microspurs as a major cause of intractable spontaneous intracranial hypotension» - in: «Neurology», 20. September 2016
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Brustkrebs-Screening im Alter birgt Risiko von Überdiagnosen

Eine Studie der Yale Medical School zeigt: Bei Frauen ab 70 Jahren, die eine Mammographien erhielten, wurden häufiger gesundheitlich unbedenkliche Tumore diagnostiziert als bei Frauen, die nicht an der Früherkennung teilnahmen.

image

Aargau will Med- und Health-Tech auf neues Niveau heben

Mit einem Projekt setzen das Kantonsspital Baden, die Stadt Baden und der Kanton Aargau neue Impulse für Innovationen in Medizin und Gesundheitstechnologie.

image

ETH bekämpft Blasenentzündungen mit Hilfe von Viren

Forschende der ETH Zürich entwickeln neuartige Phagentherapie gegen Antibiotika-Resistenzen bei Blasenentzündungen.

image

App verwandelt Smartphones in genaue Fiebermesser

Eine neue App liefert präzise Temperaturmessungen ohne zusätzliche Hardware. Die App nutzt versteckte Sensoren.

image

Neue Brustkrebs-OP-Technik sanfter und genauso wirksam

Eine Studie um Forschende des Basler Unispitals zeigt vielversprechende Ergebnisse für die Behandlungslandschaft bei Brustkrebs.

image

Studie zeigt alarmierende Rate von Fehldiagnosen

Schätzungen zufolge sterben in Amerika jährlich Hunderttausende von Menschen oder tragen bleibende Schäden davon, weil sie falsch diagnostiziert wurden.

Vom gleichen Autor

image

Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden

Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.

image

Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie

Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.

image

Spitalfinanzierung erhält gute Noten

Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.