Unispital lässt traumatisierte Frauen «Tetris» spielen

Das Universitätsspital Lausanne wendet bei geburtsbedingten post-traumatischen Belastungsstörungen eine neue Behandlungsmethode an. Dabei kommen Tetris-Spiele zum Einsatz. Mit hoher Wirksamkeit, wie eine Studie zeigt.

, 15. Februar 2022 um 13:26
image
  • spital
  • universitätsspital lausanne
  • geburtshilfe
  • forschung
Ein Team von Forschenden des Universitätsspitals (CHUV) und der Universität Lausanne testet eine neue Therapie-Methode gegen post-traumatische Belastungsstörungen im Zusammenhang mit einer Geburt.
Im Fokus der Verhaltenstherapie stehen Mechanismen des Gedächtnisses und der Erinnerung. Dabei geht es darum, traumatische Erfahrungen eines Ereignisses zu verarbeiten. Die Behandlung dauert rund eine Stunde und beinhaltet einen kurzen Bericht über die Geburt. Hervorzuheben ist gleichzeitig, dass auf die Behandlung eine Runde des bekannten Spiels «Tetris» folgt.
image
Tetris (Pixabay)

Geburtsbedingte «Flashbacks» gingen stark zurück

Die neue Methode ist hoch wirksam, teilen die Forschenden mit. Mit der Behandlung konnten post-traumatische Belastungsstörungen im Zusammenhang mit der Geburt bereits nach einer Sitzung um 82 Prozent auf stabile Weise reduziert werden. Dies zeigt eine Studie mit 18 Frauen, die unter regelmässigen sogenannten «Flashbacks» der Geburt litten und durchschnittlich zwei Jahre zuvor entbunden hatten. 
Die Forschenden um Antje Horsch und Camille Deforges sind der Überzeugung, dass eine visuell-räumliche Aufgabe wie «Tetris» helfe, traumatische Bilder aus vergangenen Ereignissen, die unerwartet auftreten, zu vermeiden. Die Studie haben die Wissenschaftler aus Lausanne im Fachmagazin «Journal of Affective Disorders» publiziert.

Auch für andere traumatische Ereignisse

Die Ergebnisse bezeichnen die Forschenden als «vielversprechend». Ganz allgemein könnte es auch für jeden von Vorteil sein, der ein traumatisches Ereignis erlebt habe und unter «Flashbacks» leide, heisst es. Um dies bestätigen zu können, sind nun weitere Studien erforderlich. Der Schweizerische Nationalfonds (SNF) hat bereits eine Finanzierung gewährt, um die neue Behandlungsmethode in einer grösseren klinischen Studie zu testen.
Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) im Zusammenhang mit einer Geburt ist eine psychische Störung, die vier bis sechs Prozent der Frauen nach der Geburt entwickeln. Sie ist besonders gekennzeichnet durch «Flashbacks», also schmerzhafte Empfindungen oder Geburtsbilder, die einem spontan in den Sinn kommen, wie etwa die Vision des leblosen Babys nach der Geburt.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Unispital Basel: Das sind die neuen Verwaltungsräte

Bei den öffentlich-rechtlichen Spitälern des Kantons Basel-Stadt und beim Universitären Zentrum für Zahnmedizin fanden Gesamterneuerungswahlen der Verwaltungsräte statt.

image

Kanton will Spitalareal Heiden rasch verkaufen

Der Kanton Appenzell Ausserrhoden sieht bei der vermieteten Spitalliegenschaft keinen eigenen Bedarf. Es laufen bereits Gespräche im Hinblick auf einen Verkauf.

image

Musiker wird Botschafter für das neue Kinderspital

Der Musiker Marco Kunz engagiert sich für die Zentralschweizer Mission «Für unsere Kinder – für eine gesunde junge Generation».

image

Luks-Arzt in internationales Gremium berufen

Der Digitalisierungs-Experte Benjamin Hess wurde in ein «Steering Board» des Softwareherstellers Epic geholt.

image

Kantonsspital Uri plant Kurswechsel

Die Herausforderungen im Gesundheitswesen betreffen auch das Kantonsspital Uri. Mit einem umfassenden Massnahmenplan wollen Kanton und Spital nun gegensteuern.

image

St. Gallen: Sparmassnahmen erreichen Spital-Gastronomie

Das Kantonsspital St.Gallen schliesst das Restaurant «Loop». Es wurde erst 2019 eröffnet.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.