Zustand von Parkinson-Patienten im Corona-Jahr deutlich verschlechtert

Der verminderte Zugang zu Physiotherapie und Fitness während der Pandemie hat negative Folgen für Parkinson-Betroffenen. Dies zeigt eine Studie des Unispitals Zürich.

, 24. August 2021 um 07:27
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Die motorischen Symptome von Parkinson-Patientinnen und -Patienten haben sich im Pandemie-Jahr 2020 signifikant stärker verschlechtert als im Jahr zuvor. Zu diesem Resultat kommt eine neue Studie der Klinik für Neurologie des Universitätsspitals Zürich (USZ). 
Die Arbeit hat über 260 Patientinnen und Patienten mit Parkinson evaluiert, welche in den Jahren 2019 bis 2021 regelmässig in der Klinik untersucht und begleitet wurden. Zudem bestätigte eine Trend-Analyse mit über 750 Parkinson-Betroffenen die deutliche Verschlechterung im Pandemie-Jahr verglichen mit den übrigen Jahren.  
Die Wissenschaftler des Zürcher Unispitals führen dies auf den verminderten Zugang zu Physiotherapie und Fitness-Angeboten zurück, namentlich während der ersten Welle der Pandemie. Die medikamentöse Therapie blieb in dieser Zeit unverändert und komme daher als Ursache kaum in Betracht.

Diskussion über Kostenerstattung führen

Die Resultate zeigten indirekt, welchen Einfluss Physiotherapie und Muskeltraining auf den Verlauf chronischer Erkrankungen haben können. Bei Restriktionen der Zugänglichkeit solcher Angebote sollte gemäss Studienautoren künftig den Bedürfnissen bestimmter Patientengruppen verstärkt Rechnung getragen werden. Die Möglichkeiten telemedizinischer Angebote, von Untersuchungen und Beratungen bis hin zu Tele-Physiotherapie, könnten hier eine wichtige Lücke schliessen. Die Diskussion über solche Möglichkeiten inklusive Kostenerstattung sollte heute geführt werden, so die Forschungsgruppe um Christian Ineichen weiter. 
In der Abteilung für Bewegungsstörungen der Klinik für Neurologie am Unispital Zürich wird der Krankheitsverlauf Patienten mittels strukturierten Datenerhebungen über viele Jahre verfolgt. Diese systematische Begleitung hat es ermöglicht, bei Parkinson-Betroffenen zu untersuchen, ob die Erkrankung während der Pandemie schneller fortgeschritten ist als im Jahr zuvor.
Die Parkinson-Erkrankung ist eine neurodegenerative Erkrankung, bei welcher sich unter anderem motorische Symptome wie Verlangsamung, Zittern und Muskelsteifigkeit langsam über viele Jahre verschlechtern. Nebst der Behandlung mit Medikamenten ist regelmässiges Training und eine zielgerichtete Physiotherapie wichtig, um die Symptome so gut wie möglich zu reduzieren.
Christian Ineichen et al. «Worsened Parkinson's Disease Progression: Impact of the Covid-19 Pandemic», in: «Journal of Parkinson's Disease». 8. August 2021
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