Pandemiebedingtes Geschlechtergefälle bei wissenschaftlichen Arbeiten

Wissenschaftlich tätige Frauen haben während der Corona-Pandemie weniger Studien bei medizinischen Magazinen eingereicht als Männer? Dies zeigt eine neue Analyse.

, 22. Oktober 2021 um 12:00
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Die Coronavirus-Pandemie hat die Forschung beflügelt: So wurden in den 10 Monaten nach März 2020 über 125 000 Covid-19-bezogene Publikationen veröffentlicht.
Lockdown und Home Office führten dazu, dass Forscherinnen und Forscher Mühe gleichzeitig Mühe hatten, Haushaltsaufgaben, Homeschooling und familiäre Betreuungspflichten mit dem regulären Job in Einklang zu bringen. 

Vor allem im Gesundheits- und Medizinbereich

Frauen und insbesondere Wissenschaftlerinnen waren von dieser Mehrfachbelastung stärker betroffen als ihre männlichen Kollegen. Dies legt eine aktuelle Studie nahe, die Manuskript- und Peer-Review-Daten von rund 5 Millionen Forschenden aus über 2 300 wissenschaftlichen Zeitschriften umfasst. 
Insbesondere im wissenschaftlichen Gesundheits- und Medizinbereich, wo die akademischen Publikationen stark anstiegen, haben Frauen weniger Manuskripte eingereicht als Männer. 
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Screenshot Studie

Familienfreundliche Strukturen gefordert

Für die Studienautoren um Alberto Baccini von der italienischen Universität Siena deuten die Resultate vor allem auf einen Punkt hin: Die Corona-Pandemie habe die bestehende Ungleichheit in der Forschung sowie die Barrieren in der akademischen Welt für Frauen verstärkt.
Es sei ein weiteres Indiz dafür, dass Frauen nebst höheren Hürden bei Beförderungen und Stipendien auch hier am stärksten bestraft wurden. Sie fordern deshalb die Schaffung von familienfreundlicheren Strukturen, die auch in aussergewöhnlichen Zeiten dazu beitragen, Diskriminierungen möglichst zu verhindern.


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