Studie erhärtet ungleiche Spiesse bei Unispital-Finanzierung

Der Kanton Genf zahlt seinem Unispital 13 Mal mehr als Bern. Der Berner Gesundheitsdirektor Philippe Perrenoud will die Unispitäler jetzt in die Pflicht nehmen.

, 13. Januar 2016 um 10:25
image
  • universitätsspital
  • kanton bern
  • politik
  • philippe perrenoud
Eine Studie des Winterthurer Instituts Gesundheitsökonomie (WIG) an der Fachhochschule und des Wirtschaftsprüfers KPMG hat die kantonalen Finanzierungsbeiträge an die Unispitäler im Referenzjahr 2013 ermittelt. Hier die Zahlen, die relativ ungleich ausfallen. 

  • Bern: 10 Millionen Franken
  • Basel: 13,6 Millionen Franken

  • Zürich: 31,3 Millionen Franken
  • Genf: 134,4 Millionen Franken
  • Waadt: Keine Teilnahme an der Studie
Auch bei den Beiträgen an die Lehre und Forschung bestehen laut Studie erhebliche Unterschiede: Der Kanton Genf bezahlt im Vergleich zu Bern und Basel rund den doppelten Beitrag. Zürich bildet das Schlusslicht.

Streitfrage: «Gemeinwirtschaftliche Leistungen»

In Auftrag gegeben hat die Studie die Berner Gesundheits- und Fürsorgedirektion (GEF), heisst es in einer Mitteilung des KantonsDem Kantonsparlament ist dies schon lange ein Dorn im Auge. Die Politiker sprechen von einer «Wettbewerbsverzerrung».  
«Es geht nicht darum, einen Schuldigen zu suchen. Es geht darum, die Anwendung der unterschiedlichen Systeme der Spitalfinanzierung deutlich zu machen», sagt Regierungsrat Philippe Perrenoud, Gesundheits- und Fürsorgedirektor des Kantons Bern.
Der Grund für die unterschiedliche Praxis: Die Definition der «gemeinwirtschaftlichen Leistungen» ist laut Bericht sehr unklar und ermögliche eine von Kanton zu Kanton uneinheitliche Finanzierung.

Vertiefte Analyse erforderlich

Die GEF und die Verfasser des Expertenberichts teilen die Ansicht, dass es verfrüht wäre, endgültige Schlussfolgerungen zu ziehen. Eine vertiefte Analyse sei unumgänglich.
Der Vergleich der kantonalen Beiträge ohne Bezug zur Grösse und zum Leistungsauftrag der einzelnen Universitätsspitäler tauge zu wenig zur Beantwortung der Fragestellung. Man müsse die effektiven Kosten der einzelnen Universitätsspitäler bestimmen, heisst es.
All diese Faktoren vertieft abzuklären, sei Aufgabe der fünf Universitätsspitäler, die im Verband Univer­sitäre Medizin Schweiz zusammenarbeiten, sagt Gesundheitsdirektor Philippe Perrenoud. Bern erwarte künftig eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen den Kantonen und den Unispitälern, damit die Ungleichheiten beseitigt werden können.
Mehr: 
«Genf zahlt seinem Unispital massiv mehr als Bern», in: «Berner Zeitung»
«Kantonale Unterschiede in der Finanzierung der Universitätsspitäler», in: «Schlussbericht ZHAW und KPMG» «Lücken im Bundesgesetz begünstigen problematische Ungleichheiten unter den Kantonen», in «Medienmitteilung Kanton Bern»
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Nun lässt der Bund das Kostenwachstum bei den Krankenkassen-Leistungen überwachen

In einem Monat beginnt die Kommission für das Kosten- und Qualitätsmonitoring EKKQ, die Preisentwicklung im Gesundheitswesen zu beobachten.

image

Beschwerde gegen das SIWF: Der medizinische Nachwuchs verliert die Geduld

Eine Gruppe von Nachwuchsmedizinern geht vor das Bundesverwaltungsgericht: wegen «ungerechtfertigter Verzögerung» bei der Vergabe von Facharzttiteln.

image

Für Apotheken wird der Verkauf von Medikamenten der Kategorie B einfacher

Die Apotheken sollen nicht unter der Umteilung der Arzneimittel-Kategorien leiden. Der Bundesrat erleichtert ihnen deshalb die obligatorische Dokumentation.

image

Suva soll Asbestopfer-Fonds mitfinanzieren

Die Stiftung Entschädigungsfonds für Asbestopfer (EFA) hat zu wenig Geld. Nun könnte es Unterstützung von der Suva geben.

image

Bundesrat bewilligt Tardoc und Pauschalen - Chirurgen sind «bestürzt»

Der Bundesrat will das neuen Tarifsystem mit einigen Änderungen im Januar einführen. Die FMCH prangert die Pauschalen erneut als teilweise gesetzeswidrig an.

image

Neuer Name, altes Dossier: Bundesrat macht aus dem EPD das E-GD

Nun beerdigt der Bundesrat das unbeliebte elektronische Patienten-Dossier – und macht kurzerhand ein elektronisches Gesundheitsdossier daraus.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.