Spitalwerbung gerät immer mehr in die Kritik

Wenn Spitäler viel Geld in Plakate, Videos und andere Werbekampagnen stecken, regt sich immer häufiger Missmut: Denn letztlich zahlen die Patienten dafür.

, 6. November 2019 um 06:25
image
  • spital
  • stadtspital zürich
  • werbung
Es ist eine etwas spezielle Kundenwerbung: Spitäler zeigen glückliche Patienten, die bei ihnen gesund geworden sind. Derzeit ist unter anderem das Stadtspital Waid und Triemli mit grossen Kampagnen am Werk: Mit dem Slogan «Mis Züri. Mis Spital.» werden emotionale Krankheitsgeschichten auf Plakaten und in Videos gezeigt, wie die Zeitschrift «Saldo» berichtete.

Trotz Spital-Defizit viel Geld für Werbung

Das Zürcher Stadtparlament habe letztes Jahr 500 000 Franken für Werbung und Öffentlichkeitsarbeit der Spitäler bewilligt - obwohl diese seit Jahren hohe Defizite einfahren würden, kritisiert das Konsumentenmagazin. Die Steuer- und Prämienzahler müssten nicht mehr nur die Behandlungskosten sondern auch noch für die Werbung bezahlen.
Das Stadtspital ist übrigens kein Einzelfall. Auch das Universitätsspital Zürich wirbt auf Plakaten in Trams. Das Berner Inselspital sponsert den Stadtlauf «Grand Prix». Und auch Privatspitäler investieren Geld in Werbung und ins Sponsoring von Gesundheitssendungen, wie Medinside berichtete.

Der Bund will mehr Wettbewerb - und auch mehr Werbung?

Verboten ist die Spitalwerbung nicht. Das Gegenteil ist sogar der Fall, wie Michael Jordi, Zentralsekretär der Gesundheitsdirektorenkonferenz GDK gegenüber Medinside sagte. Der Bund will den Wettbewerb unter den Spitälern bewusst stärken. Das führe auch zu mehr Marketing und Werbung.
Allerdings muss die Werbung von Spitälern gemäss dem Medizinalberufegesetz des Bundes objektiv sein und darf die ärztliche Tätigkeit nicht durch reklamehaftes Herausstellen in aufdringlicher oder marktschreierischer Weise darstellen.

Umstrittenes Brustkrebs-Plakat

Umstritten war deshalb ein Plakat, mit welchem das Unispital Zürich im Frühjahr warb. Das Plakat zeigte eine 28-jährige Frau beim Klettern und ihre Reaktion über ihre überraschende Brustkrebsdiagnose. Damit warb das Spital für ihr Angebot einer Brustkrebsabklärung - eine Untersuchung, die eigentlich erst ab 50 Jahren empfohlen wird.
Das Problem bei solcher Werbung brachte Brida von Castelberg, Vizepräsidentin der Schweizerischen Stiftung SPO Patientenschutz, folgendermassen auf den Punkt: «Die jungen Frauen sagen sich jetzt: Was so früh kann man schon Krebs haben? Dann muss ich jetzt sofort eine Mammographie machen!»

Werbung sei kein Aufruf gewesen, sagt das USZ

Das Universitätsspital Zürich zeigte sich damals überrascht über diese Kritik. Die Werbung sei kein Aufruf an junge Frauen, ein Brustkrebs-Screening zu machen, hiess es. Ob das junge Frauen tatsächlich nicht so verstehen?
image
Umstrittenes Werbeplakat des Universitätsspitals Zürich: Es weckt den Eindruck, dass auch 28-jährige Frauen eine Brustkrebsabklärung brauchen. | Bild: PD
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Innere Medizin: Mattia Arrigo wechselt vom Stadtspital Zürich nach Lugano

Tessiner Kantonsspitalgruppe EOC hat Arrigo zum Leiter der internistischen Abteilung am Regionalspital Lugano ernannt.

image

Innovative Kinderradiologie am Kantonsspital Baden

Das Kantonsspital Baden setzt in seinem Neubau neue Massstäbe in der patientenfreundlichen Versorgung von Kindern und Jugendlichen. Die Kinderradiologie bietet ein breites Spektrum an diagnostischen und therapeutischen Leistungen und arbeitet eng mit anderen Fachbereichen zusammen.

image

Co-Creation im Gesundheitswesen

Zippsafe revolutioniert mit seinen Produkten das Gesundheitswesen. Ein platzsparendes Spindsystem optimiert Personalumkleiden, während ZippBag und ZippScan den Umgang mit Patienteneigentum verbessern. Erfahren Sie, wie die Produkte durch enge Zusammenarbeit mit Schweizer Spitälern entwickelt wurden.

image

Effiziente Desinfektion: Plastikfrei & nachhaltig

Die Bacillol® 30 Sensitive Green Tissues bieten nachhaltige und effektive Desinfektion. Sie bestehen aus 100% plastikfreien Cellulosetücher und reduzieren CO₂-Emissionen um 25% pro Packung. Mit hoher Reissfestigkeit, grosser Reichweite und Hautverträglichkeit sind sie optimal für Hygiene und Umwelt.

image

Stadtspital Zürich und Balgrist rücken zusammen

Ein Schwerpunkt der Kooperation: Die Universitätsklinik Balgrist führt künftig ambulante Handchirurgie-Eingriffe im Stadtspital Zürich Europaallee durch.

image

Nachhaltig: Bacillol® 30 Sensitive Green Tissues

HARTMANN erweitert sein Portfolio um die nachhaltigen Bacillol® 30 Sensitive Green Tissues. Die Tücher werden aus nachwachsenden Rohstoffen gefertigt und vereinen hohe Wirksamkeit, Materialverträglichkeit und Hautfreundlichkeit. Dabei werden Plastikabfall sowie CO₂-Emissionen reduziert.

Vom gleichen Autor

image

«Das Inselspital ist noch lange nicht über den Berg»

Das Inselspital wartete mit guten Meldungen auf. Doch der Insel-Kritiker Heinz Locher gibt keine Entwarnung.

image

Im Schaufenster stehen vor allem unwirksame Medikamente

Bieler Ärzte schlagen eine neue Etikette für rezeptfreie Arzneimittel vor. Sie soll zeigen, wie verlässlich die Wirksamkeit nachgewiesen worden ist.

image

«Hausarzt ist kein Beruf, den man subventionieren muss»

Ein Arzt macht vor, wie eine Berggemeinde zu medizinischer Versorgung kommt. Und er kritisiert Kollegen, die einfach ihre Praxis schliessen.