Als der Impfstoff SARS-CoV-2 in den USA für Jugendliche zugelassen wurde, häuften sich Meldungen über Veränderungen im Zyklus. Impfgegner und einschlägige Gruppierungen brachten damit langfristige Schäden mit der Fruchtbarkeit in Verbindung.
Die Studienautorinnen um Kathryn Clancy, Professorin für Anthropologie an der Universität in Illinois, wollten es genau wissen und starteten eine webbasierte Umfrage.
42 Prozent der rund 35'000 befragten Frauen bestätigen länger anhaltende Monatsblutungen, während 44 Prozent der Befragten keine Veränderungen verspürten. Einige hätten Veränderungen in der ersten Woche festgestellt. Beim überwiegenden Teil traten die Veränderungen nach acht bis vierzehn Tagen nach der Impfung auf.
So ist es in einer Studie der Universität Illinois zu lesen, die in der Fachpublikation
«Science Advances» publiziert wurde. Die Studienautorinnen stellten zudem fest, dass die stärkeren Blutungen auch vom Alter, anderer systemischen Impfnebenwirkungen wie Fieber oder Müdigkeit, Schwangerschafts- oder Geburtsvorgeschichte sowie ethnischer Zugehörigkeit abhängig sind.
Wie die Autorinnen schreiben, gibt es mehrere plausible biologische Mechanismen, um systemische Wirkungen auf Hämostase und Entzündungen oder menstruellen Reparaturmechanismen des Uterus zu erklären, die durch eine Immunprovokation, eben den Impfstoff, hervorgerufen werden. «Das uterine Fortpflanzungssystem ist angesichts von Stressoren flexibel und anpassungsfähig, um kurzfristige Herausforderungen so zu überstehen, dass die langfristige Fruchtbarkeit intakt bleibt», steht in Science Advances zu lesen.
Generell könne gesagt werden, Veränderungen im weiblichen Zyklus seien weder ungewöhnlich noch gefährlich.
40 Jahre Zyklusforschung hätten gezeigt, dass
- das Laufen eines Marathons die Hormonkonzentration kurzfristig beeinflussen kann, ohne die Person unfruchtbar zu machen
- dass eine kurzfristige Kalorienrestriktion, die zu einem Ausfall des Menstruationszyklus führt, durch die Wiederaufnahme der normalen Ernährung überwunden werden kann
- eine Entzündung die Hormone der Eierstöcke beeinflusst
- psychosoziale Stressoren den Menstruationszyklus und die Menstruation beeinflussen
Wissenschaftliche Studien, die die direkte Wirkung der Impfung auf den Menstruationszyklus untersuchen, sind laut
Science Advances dünn gesät. Hepatitis-B-Studien hätten Veränderungen der Menstruation nach der Impfung nachgewiesen. Und in einer Studie aus dem Jahr 1913 wurden Menstruationsunregelmässigkeiten mit dem Typhusimpfstoff in Verbindung gebracht. Bei mehr als der Hälfte der mit einer Stichprobe befragten Patientinnen seien ausbleibende, verspätete und frühe Menstruation; leichte Schmerzen; und starke Blutungen festgestellt worden.