Reproduktionsmedizin: Neuer Player in der Schweiz

Die deutsche NL-Holding will Europas Fruchtbarkeits-Kliniken aufrollen und konsolidieren. Dafür werden noch dieses Jahr über 200 Millionen Franken investiert. In der Schweiz gab es eine erste Übernahme.

, 15. Februar 2018 um 06:52
image
  • reproduktionsmedizin
  • tessin
  • spital
Die NL-Holding mit Sitz in Augsburg hat die ProCrea-Gruppe in Lugano erworben. Das Zentrum für künstliche Befruchtung, gegründet 1996 durch den ehemaligen KSZG-Arzt Michael Jemec, richtet sich an Paare aus der Schweiz und insbesondere aus ganz Italien.
Damit wird ProCrea Teil eines offenbar expandierenden Netzwerks. Denn die NL-Holding teilt weiter mit, dass sie zugleich Reproduktions-Zentren in Spanien und Italien übernommen habe. Insgesamt seien damit bereits 80 Millionen Euro investiert worden, und man plane, im laufenden Jahr nochmals gegen 200 Millionen Euro einzusetzen.
Geplant sind auch weitere Akquisitionen in der Schweiz: «Im Fokus stehen dabei vor allem Fruchtbarkeits-Kliniken, aber auch Labore», teilt eine Sprecherin mit.

Finanzriese im Rücken

Im Hintergrund steht, dass ein Finanzriese bei der erst 2015 gegründeten NL-Holding eingestiegen ist: Die kalifornische Investmentgruppe Oaktree Capital beteiligte sich Ende letzten Jahres am deutschen Gesundheitsunternehmen; das Ausmass dieser Beteiligung wurde allerdings nicht bekanntgegeben. Mit rund 100 Milliarden Franken an verwalteten Vermögen ist Oaktree ein gewichtiger Asset Manager und Private-Equity-Konzern.
Der Einstieg der Amerikaner erlaube es der NL-Holding, «ihre Strategie der Konsolidierung von Kliniken für Reproduktionsmedizin in Europa und in Übersee fortzusetzen», sagt CEO Miroslaw Herden. «Unser strategisches Ziel ist es, ein europäisches Netzwerk moderner klinischer Einrichtungen für Reproduktionsmedizin, Genetik sowie Speziallabore aufzubauen und ergänzende Leistungen ambulanter Einrichtungen anzubieten.»
NL selber war bislang drei Bereichen tätig: Die Gesellschaft betrieb erstens Reproduktionskliniken und zweitens Laboratorien in Tschechien – sowie drittens einen Beratungsarm, der etwa Apps und ein Gesundheitsmagazin entwickelte.

«Weiterer Ausbau»

Neben der ProCrea-Gruppe stösst nun also noch die Archimed-Gruppe hinzu, ein italienisches Zentrum für Genetik-, Labor- und Diagnosedienstleistungen; ferner das Instituto de medicina reproductiva IMER in Spanien, ein Unternehmen im Bereich der Eizellenspende.
«Wir haben diese Zentren erworben, um Synergieeffekte mit unseren aktuellen Leistungen zu erzielen und uns in neuen Regionen zu entwickeln», sagt Miroslaw Herden.
In der Schweiz gebe es bereits eine grosse Zahl an Experten, mit denen NL-Holding zusammenarbeitet. «Der weitere Ausbau unseres Netzwerks ist die Basis für unseren künftigen Erfolg.»
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

KSA: Weiterer Abgang in der Geschäftsleitung

Sergio Baumann ist nicht länger beim Kantonsspital Aarau tätig: Der Betriebsleiter, der zeitweise als interimistischer CEO fungierte, hat sein Büro bereits geräumt.

image

Jede Notfall-Konsultation kostet 460 Franken

Notfallstationen werden immer öfter besucht. Eine Obsan-Studie bietet neue Zahlen dazu. Zum Beispiel: 777'000 Personen begaben sich dreimal in einem Jahr auf den Spital-Notfall.

image

Zürcher Krankenhäuser und Versicherer haben sich geeinigt

Nun ist ein jahrelanger Streit beendet: Die Zürcher Spitäler vereinbaren mit Helsana, Sanitas und KPT einen Taxpunktwert von 93 Rappen - ein Kompromiss.

image

Balgrist-Team behandelt im Spital Männedorf

Das Spital Männedorf hat eine neue Klinik für Orthopädie und Traumatologie. Das Team kommt vom Balgrist.

image

Solothurner Spitäler: Bericht zu CEO-Lohn bleibt vorerst geheim

Noch ist unklar, ob Zusatzzahlungen an den Ex-Chef der Solothurner Spitäler rechtens waren. Der Bericht dazu ist da - aber nicht öffentlich.

image

Kispi wegen «Riesenfete» kritisiert – doch die Köche arbeiten gratis

Das überschuldete Kinderspital Zürich feiere seinen Neubau mit einem Michelin-Sternkoch, schreibt ein Online-Medium provokativ.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.