Medikamente tragen in den meisten Fällen entscheidend zur Heilung bei, bergen aber auch Gefahren, etwa wenn sie unsachgemäss verabreicht werden. Laut
Patientensicherheit Schweiz sind jährlich allein 20'000 Spitalaufenthalte auf Medikationsfehler oder unerwünschte Wirkungen von Medikamenten zurückzuführen.
Risikoreiche Schnittstellen
Je mehr Medikamente jemand braucht, desto schwieriger wird es für das Behandlungsteam, den Überblick zu behalten und Fehler zu vermeiden. Als besonders risikoreich gelten dabei die Schnittstellen in der Behandlung - Übergänge vom Hausarzt zum Spezialisten oder vom Spital in die Rehaklinik.
«Gerade der Spitaleintritt und der Spitalaustritt sind besonders riskante Momente», sagt Liat Fishman, Leiterin des nationalen Progress-Programms, das auf Medikationssicherheit an Schnittstellen zielt. Würden an diesen Übergängen Checks durchgeführt, könnten Fehler in der Verordnung, Dosierung, Verabreichung und Einnahme reduziert werden.
«Mit diesen Abgleichen erfassen, dokumentieren und kontrollieren Ärzte, Pflegende oder Pharmazeuten die Medikamente eines Patienten systematisch und regelmässig», so Fishman. Matchentscheidend sei, dass die Spital- und Klinikleitungen Medikationschecks unterstützten und genügend Personal dafür bereitstellten.
Medikationsabgleich soll Standard werden
Um die Sicherheitsmassnahme breiter abzustützen, lanciert Patientensicherheit Schweiz eine Erklärung, die den systematischen Medikationsabgleich im Spital zum Standard erklärt.
Die Charta wurde von über 30 Organisationen und Fachpersonen unterzeichnet. Dazu gehören unter anderem: Das Bundesamt für Gesundheit (BAG), die Krankenkassenverbände Curafutura und Santésuisse, die Ärzteverbände FMH und MFE, die Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK), den Apothekerverband Pharmasuisse, der Berufsverband Pflege (SBK) und die Stiftung Patientenschutz (SPO).
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Die Charta in Kürze
Commitment der Führung: Die Spitalleitungen und Führungspersonen unterstützen und überprüfen den Medikationsabgleich aktiv und stellen Ressourcen zur Verfügung.
Interprofessionalität und Zusammenarbeit: Interprofessionelle Zusammenarbeit ist ein integraler Bestandteil des Medikationsabgleichs. Eine konsequente Schulung aller Beteiligten ist unerlässlich. Die Ausgestaltung der Prozesse obliegt den Spitälern. Aber alle Akteure - insbesondere Grundversorger, Apotheken, Spitex, freiberufliche Pflegefachpersonen - müssen den Informationsfluss sicherstellen.
IT-Strukturen: Die Nutzung des Elektronischen Patientendossiers soll gefördert werden. Die Dokumentationsqualität soll durch adäquate Informationstechnologie sichergestellt werden.
Sicherheitskultur und Forschung: Das Thema Medikationssicherheit soll verstärkt in die Ausbildung von Studierenden der Medizin, Pharmazie und Pflege einfliessen. Forschungsprojekte und Austausch zum Thema sollen gefördert werden.
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