Nun soll der entlassene Chefarzt wieder zurückkommen

Der entlassene Bülacher Chefarzt müsse wieder angestellt werden, fordert die Ärztegesellschaft. Ob er das auch will, weiss er noch nicht.

, 2. Dezember 2020 um 08:54
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«Erleichtert» war die Ärztegesellschaft des Zürcher Unterlandes (Azul), als sie erfuhr, dass der derzeitige Präsident des Spitals Bülach, Christian Schär, zurücktreten will.

«Entlassung war fataler Fehler»

Doch das reicht der Ärztegesellschaft nicht. Sie fordert unmissverständlich: Der entlassene Chefarzt Nic Zerkiebel soll wieder angestellt werden. Bisher habe der Verwaltungsrat noch keine Anstalten gemacht, die Entlassung rückgängig zu machen, kritisieren die Arztkollegen. «Obwohl mittlerweile hinlänglich bekannt ist, dass die Entlassung ein fataler Fehler war.»
Die Azul ist überzeugt: «Eine Rehabilitierung und Wiedereinsetzung dieses kompetenten Chefarztes wäre die einfachste und mitten in der zweiten Coronawelle vordringlichste Entscheidung, um im Spital rasch wieder Ruhe einkehren zu lassen.»

Zerkiebel würde ein Angebot prüfen

Doch nähme Nic Zerkiebel das Angebot überhaupt an? Gegenüber Medinside drückt sich der Arzt diplomatisch aus: «Wenn ein Angebot käme, würde ich es prüfen. Was nicht heisst, dass ich es dann auch annehmen würde.»
Es komme stark auf die Rahmenbedingungen an, insbesondere die künftige Zusammensetzung der Spitalführung hätte einen Einfluss auf seinen Entscheid, sagt er. Was nicht erstaunlich ist. Denn Zerkiebels Entlassung war der Höhepunkt eines schwelenden Konflikts mit der Spitalleitung.

Azul will auf externe Untersuchung verzichten

Die Azul ihrereseits will Zerkiebel unbedingt zurück ans Spital holen. Sie geht sogar so weit, im Gegenzug ein Angebot zu machen: Sie will darauf verzichten, die Ereignisse von einer externen Untersuchungskommission aufarbeiten zu lassen. Hauptsache, Nic Zerkiebel kehre wieder ins Spital zurück. Das Ziel sei nämlich, dass das Spital möglichst rasch wieder ungestört arbeiten könne.
Ansonsten, so drohten die Ärztinnen und Ärzte der Azul bereits früher einmal, würden sie ihre Haltung als Zuweisende überdenken. Die Gesellschaft findet überdies, dass das Spital einen erfahrenen, fachlich kompetenten und das Vertrauen geniessenden Interims-Direktor brauche.

Azul will auch neuen Interims-Direktor

Seit gestern ist Urs Müller der zwischenzeitliche Nachfolger des zurückgetretenen Spitalchefs Rolf Gilgen. Mit Müller sind die Ärzte aber nicht glücklich. Sie seien nicht bereit, mit einem Mitläufer aus dem inneren Kreis des umstrittenen Spital-Verwaltungsrates zusammenzuarbeiten, teilte der Azul-Vorstand kürzlich mit.
Die Ärzte kritisieren den «spärlich bekannten Lebenslauf» von Urs Müller: Er habe keinerlei Führungserfahrung für einen Betrieb mit 1200 Mitarbeitenden. Müller geniesse ausserdem genauso wenig wie der zurücktretende Präsident Christian Schär den Rückhalt beim Spitalpersonal und bei den Zuweisern. So könne das Spital nicht neu beginnen.

Chefarzt wurde bei seiner Entlassung regelrecht abgeführt

Medinside berichtete bereits mehrmals über Zerkiebels Entlassung. Die Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin (SGAIM) kritisierte diese hart: Vor allem die Art und Weise bei der Freistellung von Nic Zerkiebel in Bülach sorge für Unverständnis und Empörung: «Das Bild eines unbescholtenen Chefarztes, der von zwei Security-Mitarbeiter in einem Überraschungscoup vom Arbeitsplatz aus dem Spital sekundiert wird, hinterlässt Ohnmacht, Wut und Misstrauen.»
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